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Die Nacht mit dem Wuestenprinzen

Die Nacht mit dem Wuestenprinzen

Titel: Die Nacht mit dem Wuestenprinzen
Autoren: Tessa Radley
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Wink Rafiqs verschwand er wieder.
    Schweigend saßen sie nebeneinander, doch Tiffany spürte nur zu deutlich die Energie, die von dem Mann an ihrer Seite ausging. Er schüchterte sie ein und zog sie gleichzeitig auf seltsame Weise an. Was würde geschehen? Eigentlich hatte Tiffany erwartet, dass er sich mit ihr an die Hotelbar setzen würde, um herauszufinden, wie er ihr helfen konnte. Nun waren sie allein.
    Als er ihr den Kopf zuwandte, begann ihr Herz schneller zu schlagen. Sie konnte den Blick nicht von seinen dunklen Augen wenden.
    Gleich darauf atmete sie tief durch. Rafiq ist auch nur ein Mann, sagte sie sich. Hatte sie nicht im Haus ihrer Eltern einige der berühmtesten und begehrtesten Schauspieler getroffen? Ihr Vater war ein bekannter Filmregisseur, und in seiner Welt der Reichen und Schönen war sie aufgewachsen. Wieso also gelang es jetzt einem völlig Unbekannten, sie so aus der Fassung zu bringen?
    Die einzige Erklärung dafür war der Verlust ihrer Handtasche, ihrer Papiere, ihres Geldes und damit ihrer Identität. Das Mädchen aus gutem Hause, Papas Liebling, war plötzlich ganz auf sich allein gestellt, und das brachte Tiffany völlig aus dem Gleichgewicht.
    Nein, mit Rafiq hatte das gar nichts zu tun. Obwohl sie Lust gehabt hätte, den Eispanzer, mit dem er sich umgab, zu knacken.
    Überzeugt, noch immer Herrin ihrer Gefühle zu sein, lächelte sie und fragte in gewinnendem Tonfall: „Es tut mir leid. Wir reden dauernd nur von mir. Was bringt Sie nach Hongkong?“
    „Geschäfte“, war alles, was er erwiderte.
    „Mit Sir Julian?“
    Er nickte, und es war klar, dass er keine weiteren Fragen wünschte.
    Tiffany ließ sich nicht einschüchtern. „Geht es um ein Hotel?“
    „Was bringt Sie auf diese Idee?“
    Sie trank einen Schluck von ihrem Wodka Orange. Er war süß und kühl. „Weil er berühmt ist für seine Hotelanlagen. Wollen Sie ein Luxusresort bauen?“
    „Sehe ich aus wie ein Bauunternehmer?“
    Einen Moment lang musterte sie ihn unverhohlen, sah seine hohen Wangenknochen, modelliert vom Licht der Lampen am Pool. Er hatte sein Glas so fest im Griff, dass Tiffany merkte, wie angespannt er tatsächlich war.
    „Ich habe keine Ahnung, wie Bauunternehmer auszusehen haben“, bemerkte sie. „Menschen sind verschieden. Keiner ist wie der andere.“
    Rafiq ließ sich davon nicht beeindrucken. „Was tun Sie in Hongkong, Tiffany?“
    „Hm …“ Sie hatte nicht die geringste Lust, ihm von sich zu erzählen. Von ihrem Examen in Englisch und Französisch. Von ihrer Unentschlossenheit, was ihre Berufswahl anging. Von ihrer Weltreise mit einer Freundin, die so unglücklich verlaufen war. Unterwegs hatte sich Sally in einen Typen verliebt, mit dem sie dann die meiste Zeit verbracht hatte, sodass Tiffany sich wie das dritte Rad am Wagen vorgekommen war. Dann war Tiffany allein weitergereist. Bis Hongkong war sie gekommen. Aber sie hatte keine Lust, zuzugeben, wie naiv und unvorbereitet sie auf die große weite Welt gewesen war. „Hongkong ist ein Zwischenstopp. Ich bin mal hier, mal da.“
    „Und Ihre Eltern finden es gut, dass Sie in der Weltgeschichte herumreisen?“
    Kampflustig reckte sie das Kinn. „Meine Eltern wissen, dass ich für mich selbst sorgen kann.“
    Doch das stand nach den jüngsten Ereignissen durchaus infrage. Wenn ihr Vater davon erfuhr, würde er ihr die Hölle heißmachen. Allerdings durfte sie Rafiq gegenüber nicht zugeben, wie verloren sie sich in Wirklichkeit vorkam.
    „Ich melde mich regelmäßig bei ihnen“, fügte sie hinzu.
    „Per Handy?“
    So, wie er das sagte, war es mehr eine Feststellung als eine Frage, und sie leugnete nicht. Sie sagte Rafiq auch nicht, dass ihr Handy in ihrer gestohlenen Handtasche gewesen war. Oder dass sie keine Ahnung hatte, wo sich ihr Vater gerade aufhielt. Von dem Chaos, in das er ihre Mutter gestürzt hatte, verriet sie ebenfalls nichts.
    „Weshalb bitten Sie Ihre Eltern nicht um Geld für das Flugticket?“, wollte Rafiq wissen.
    „Sie können es sich nicht leisten.“
    Das war zumindest, was ihre Mutter betraf, die Wahrheit. Tiffany dachte an das Telefonat vom Vortag und ihre zögerliche Bitte um Geld. Ihre Mutter hatte geweint und ihr mitgeteilt, dass sie absolut nicht flüssig war. Linda Smith, geborene Canning, war eine zweitklassige Filmschauspielerin gewesen, ehe sie Taylor Smith geheiratet hatte. Sie hatte seit zwanzig Jahren nicht mehr gearbeitet. Im Ehevertrag war festgelegt, dass sie die Villa in Auckland erbte. Aber
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