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Die Nacht mit dem Wuestenprinzen

Die Nacht mit dem Wuestenprinzen

Titel: Die Nacht mit dem Wuestenprinzen
Autoren: Tessa Radley
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flüsterte er plötzlich. „Denn ich ertappe mich dabei, dass ich Ihnen die Geschichte glaube, obwohl ich genau weiß, dass Sie lügen.“
    „Na toll.“
    Die Bemerkung ließ ihn laut auflachen. „Finde ich auch.“
    Seine Stimme klang warm und sinnlich. Neonlicht von einer Straßenreklame flutete das Innere des Taxis, und Tiffany sah, wie unglaublich anziehend Rafiq wirkte, wenn er so lächelte wie jetzt. Beinahe hätte sie sein Lächeln erwidert.
    Doch dann kam sie zur Besinnung.
    „Das ist überhaupt nicht lustig“, wies sie ihn zurecht.
    „Ich fände es auch nicht lustig – falls Ihre Geschichte wahr wäre.“
    Das Taxi hielt an einer Ampel. Rafiq fixierte die junge Frau, die am äußersten Ende der Rückbank kauerte. Noch ein paar Zentimeter weiter, und sie würde aus dem Wagen fallen. Er fragte sich, ob sie ihn anlog oder ob die platte Story tatsächlich stimmte.
    Die Ampel sprang auf Grün, und der Wagen fuhr wieder an. „Haben Sie niemanden, der Ihnen Geld leihen kann?“, fragte Rafiq.
    Sie starrte hinaus in die Nacht. „Nein.“
    Eine Weile betrachtete Rafiq nur ihr schönes Profil und ihren zarten Hals, denn mehr war von ihr im vorbeihuschenden Licht der Straßenbeleuchtung und Neonreklamen nicht zu sehen.
    „Was ist mit Ihrer Freundin Renate? Kann sie Ihnen nicht was leihen?“
    Tiffany lachte kurz gepresst auf. „Sie ist keine Freundin. Ich habe sie heute zum ersten Mal getroffen. Sie wohnt ebenfalls in der Jugendherberge.“
    Aha. Jetzt wurde ihm einiges klar. „Und sonst gibt es niemanden?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Niemanden, der mir Geld geben könnte.“
    Rafiq wartete einen Moment. Dann noch einen. Doch die Bitte, mit der er gerechnet hatte, kam nicht.
    „Sie reisen also allein.“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Rafiq war hin- und hergerissen. Er wollte ihr glauben, wusste aber, dass das völlig verrückt gewesen wäre.
    Tiffany kauerte sich noch tiefer in ihre Ecke. Es war klar, dass die Situation ihr alles andere als angenehm war.
    Sie wäre dumm, wenn sie mir sagen würde, dass sie ganz allein ist, dachte Rafiq. Andererseits gehört es vielleicht zu ihrem Spiel. Als einsame, abgebrannte junge Frau kann sie noch besser an mein Mitgefühl appellieren.
    Ob sie wohl ein Profi war? Rafiq war sich nicht sicher. Ein ganz neues Gefühl für ihn, und daran war eine Frau schuld. Eine junge attraktive Frau.
    Normalerweise konnte man ihn nicht so leicht beeindrucken.
    Drei Mal hatte er sich bisher verliebt. Und jedes Mal hatte er kurz davor gestanden, der betreffenden Frau einen Heiratsantrag zu machen. Doch als es so weit gewesen war, hatte er Schluss gemacht und lieber den Zorn seines Vaters ertragen, als einen Fehler zu begehen. Denn Rafiq hatte festgestellt, dass der Druck, den seine Familie auf ihn ausübte, immer dazu führte, dass das Feuer in seinen Beziehungen erlosch.
    Er hatte nie ganz begriffen, wie etwas, das so frisch und prickelnd begonnen hatte, bald darauf schon so lästig hatte werden können. Es musste daran liegen, dass sein Vater jedes Mal sofort angefangen hatte, von Heirat zu sprechen.
    „Wie viel Geld brauchen Sie?“, wandte er sich erneut an Tiffany, von der er nur die zart modellierte Wange sehen konnte.
    Falls sie ihn um ein paar Dollar bat, damit sie ihre Unterkunft bezahlen und etwas zu essen kaufen konnte, bis sie am Montag wieder Zugang zu ihrem Konto hatte, würde er ihre Lüge akzeptieren.
    „Nicht viel. Bloß genug, um bis Montag über die Runden zu kommen“, antwortete sie.
    Er atmete auf.
    Als Chef der Royal Bank of Dhahara kannte er sämtliche Tricks, die Betrüger anwandten, um an große Summen Geld zu kommen: von der Masche, sich bei alten Leuten als bedürftiger Verwandter auszugeben, bis zur groß angelegten Internetabzocke. Da Tiffany ihn nie wiedersehen würde, war dieser Abend ihre einzige Chance, ihn auszunehmen. Doch sie hatte es nicht einmal versucht. Alles, was sie wollte, waren ein Bett und etwas zu essen. Eine Summe war bisher überhaupt nicht genannt worden, aber es war klar, dass sie höchstens ein paar Dollar erwartete.
    Also war sie tatsächlich in Not.
    Zum ersten Mal, seit er Tiffany getroffen hatte, meldete sich sein Verantwortungsgefühl. Er hatte eine junge Cousine, die für ihn wie eine Schwester war. Schrecklich, sich vorzustellen, dass Zara sich in der gleichen Situation befinden könnte wie Tiffany. Kein Geld und niemand, den man um Hilfe bitten konnte. In diesem Moment beschloss Rafiq, sich um Tiffany zu
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