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Die Nacht mit dem Wuestenprinzen

Die Nacht mit dem Wuestenprinzen

Titel: Die Nacht mit dem Wuestenprinzen
Autoren: Tessa Radley
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und sie ins Taxi gedrängt. Gleich darauf saß er neben ihr auf dem Rücksitz, und sie spürte seine überwältigende körperliche Präsenz.
    „Wohin?“, fragte er.
    Panik stieg in Tiffany auf. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er sie so überrumpeln würde. „Ich habe meinen Lohn nicht abgeholt“, jammerte sie. „Und außerdem haben Sie gesagt, dass Sie nicht mit mir kommen würden.“
    „Ich habe es mir anders überlegt.“ Er schlug die Wagentür zu, und das Licht im Taxi ging aus. Tiffany wusste nicht, ob die Dunkelheit ein Vorteil oder ein Nachteil war. Jedenfalls rutschte sie in die äußerste Ecke des Taxis und versuchte, die sinnliche Nähe des fremden Mannes an ihrer Seite zu ignorieren. Stattdessen konzentrierte sie sich auf den erlittenen Verlust. Bis Montag würde sie ohne Nahrung überleben können. Sie würde in der Botschaft um ein paar Dollar betteln müssen. Aber sie brauchte ein Dach über dem Kopf, sonst war sie in dieser Stadt verloren.
    „Ich kann den Lohn nur jetzt abholen“, informierte sie Rafiq, und ihre Stimme zitterte. „Und auch nur, wenn ich die Schicht beende. Morgen ist es zu spät.“ Es war Pflicht, dem Manager zu sagen, wann man das Lokal verließ – und mit wem. Tiffany hatte ursprünglich gedacht, das geschehe, um die Hostessen zu schützen.
    „Sie wollen doch gar nicht dort arbeiten. Suchen Sie sich was anderes.“ Rafiq murmelte dem Taxifahrer eine kurze Anweisung zu, dann fuhren sie los.
    Tiffany ersparte sich die Mühe, darauf hinzuweisen, dass sie für Hongkong keine Arbeitserlaubnis besaß. „Ich brauche aber unbedingt das Geld, für das ich heute Abend im Club gearbeitet habe.“
    „Die paar Cent.“
    „Das ist doch völlig egal!“, fuhr sie auf. „Ich brauche das Geld!“
    „Und wofür? Ist Ihr Dispo überzogen, weil Sie zu viele Klamotten in den teuren Boutiquen gekauft haben?“
    Sein Zynismus brachte sie noch mehr auf, aber anstatt heftig zu reagieren, zog sie sich noch mehr in ihre Wagenecke zurück. Was für ein Macho. Der glaubte, er und nur er allein habe immer recht. Die Frau, die ihn heiratete, bekam einen Diktator. Aber vielleicht war er ja längst verheiratet?
    Und weshalb mache ich mir darüber Gedanken? fragte sich Tiffany verblüfft.
    „Ich warte.“ Sein Blick durchdrang die Dunkelheit.
    „Auf was?“
    „Darauf, dass Sie mir erklären, weshalb Sie so scharf auf Geld sind.“
    Tiffany zögerte. „Es … es würde sich dumm anhören.“
    „Dümmer, als im Le Club zu arbeiten, kann gar nichts sein.“
    Wahrscheinlich hatte er sogar recht. Also atmete sie tief durch und erklärte leise: „Ich … ich bin gestern Morgen ausgeraubt worden. Meine Handtasche und alles, was darin war, sind weg. Mein Pass, meine Kreditkarten und mein Bargeld.“
    Es war ihr peinlich. Wie oft hatte man ihr eingeschärft, immer Kopien ihrer Dokumente an einem sicheren Ort aufzubewahren, um für den Fall der Fälle vorbereitet zu sein. Den Rat zu beherzigen hätte ihr jetzt viel Ärger erspart.
    „Alles, was ich noch besaß, waren zwanzig Hongkongdollars in meiner Jeanstasche. Die habe ich für die Unterkunft ausgegeben.“
    „Sie Ärmste.“
    Sein Tonfall verriet ihr, dass er sich über sie lustig machte. Mr Allwissend dachte, sie würde ihn anlügen. „Sie glauben mir nicht?“
    „Was Sie da erzählen, ist keine besonders originelle Story. Allerdings gefällt sie mir besser als die Geschichte von dem blinden, gebrechlichen Großvater oder dem Bruder, der an Leukämie erkrankt ist.“
    Rafiq glaubte also, sie wäre eine Betrügerin und wollte ihn ausnehmen? Tiffany war empört. „Du meine Güte, sind Sie zynisch. Ich hoffe nur, dass ich niemals so werde wie Sie.“
    Immer wieder erhellten die Lichter der Großstadt das Wageninnere für einen kurzen Moment. Tiffany begegnete Rafiqs Blick und sah darin sekundenlang eine bisher unbekannte Emotion. Dann hüllte die Dunkelheit sie wieder ein.
    „Um Ihretwillen hoffe ich, dass Sie nicht so naiv sind, wie Sie mich glauben machen wollen“, bemerkte er.
    „Ich bin nicht naiv“, widersprach sie heftig. Er klang genauso wie ihr Vater.
    „Dann erzählen Sie mir eine bessere Geschichte.“
    „Aber es ist wahr. Glauben Sie etwa, ich hätte Spaß daran, vor Ihnen wie ein naives Dummchen dazustehen?“
    „Die hilflose, abgebrannte Touristin wirkt bestimmt auf einige Männer.“
    Sie warf ihm einen wütenden Blick zu, aber er konnte es im Dunkeln nicht sehen.
    „Vielleicht bin ich der Dummkopf von uns beiden“,
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