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Die Nacht der Weisswurst-Vampire

Die Nacht der Weisswurst-Vampire

Titel: Die Nacht der Weisswurst-Vampire
Autoren: Thomas Brezina
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richtig”, fuhr die junge Frau die Knickerbocker an.
    Lilo zuckte zusammen. Was jetzt? Normalerweise konnte sie es nicht ausstehen, wenn jemand in diesem Ton mit ihnen redete. Aber sie wollte Axel nicht in Gefahr bringen. Diese Weißgesicht-Tussi mit der Wiese auf dem Kopf war mit größter Vorsicht zu behandeln.
    “Ich weiß, daß mein Make-up heute nicht okay ist, aber deshalb müßt ihr doch nicht davonrennen!” plapperte das Mädchen weiter. Als es noch immer kein Wort von den Knickerbockern hörte, fragte es spöttisch: “Sagt, sind euch die Lippen zusammengewachsen, oder habt ihr Leim gefuttert?” Das Mädchen konnte die Augenbrauen einzeln bewegen und zog die hellgrün gefärbten Haarbüschel nun abwechselnd in die Höhe. “Wie war' es mit Plapperplapper ... macht mal alle Aaaa! Und dann Uhhh! Und dann Muhhh!” witzelte es. “Also, ihr guckt mich an, als würde ich euch schlachten und zum Abendessen verdrücken wollen!” stieß das Mädchen hervor.
    Das Mädchen ließ sich in einen freien Sessel sinken und redete langsam und ruhig: “Mein Name ist Betty Trotzmeier, und ich bin Regieassistentin!”
    Dominik richtete sich auf. Das klang nach Film, Fernsehen oder Theater. Da war er der Spezialist. “Ich arbeite für eine Münchner Video-Firma”, erzählte Betty weiter. “Wir drehen in Bayern gerade eine Abenteuer-Action-Serie.”
    Nun ging Axel ein Licht auf. “Dann haben Sie am See eine Szene mit einem Stuntman besprochen. ,Schießen' bedeutet in der Filmsprache Aufnehmen.”
    “Schlaues Kerlchen”, lachte Betty. “Ja, ja, die ganze Sache ist eine ziemlich schräge und witzige Krimi-Reihe, bei der es auch um Ludwig II. geht!”
    “Ist das der Täter?” erkundigte sich Poppi.
    Betty lachte, und ihr Lachen klang wie das Wiehern eines Pferdes. “Nein, das war ein Bayrischer König. Er wurde oft Märchenkönig genannt, weil er sich richtige Märchenschlösser bauen hat lassen. Allerdings ist der gute Ludwig schon seit über 100 Jahren tot!”
    “Ist er umgebracht worden?” wollte Lieselotte wissen.
    Betty ließ wieder die Augenbrauen schaukeln. “Das weiß man nicht genau, aber ich habe jetzt keine Zeit, euch die ganze Story zu erzählen. Paßt auf: wir suchen dringend einen Jungen für eine der Hauptrollen. Der Junge, der mit dem Drehen bereits begonnen hat, ... nun ja ... der liegt mit zwei gebrochenen Beinen im Krankenhaus. Er hat etwas Unfaßbares geschafft: Er ist beim Schlafen aus dem Stockbett gefallen... der Arme!”
    Betty schaute Dominik mit ihren kleinen, blau-grünen Augen an. Ihr Blick hatte etwas Fesselndes an sich.
    Dominiks Brust schwoll vor Stolz. Er sollte also wieder einmal vor der Kamera stehen. Er hatte schon mehrere Filme gedreht und war darauf mächtig stolz.
    “Durch Zufall habe ich euch am See gesehen und meinen Augen kaum getraut, denn du siehst genau wie Benny aus. Benny ist der mit den gebrochenen Beinen!”
    Dominik wuchs in diesen Sekunden um mehrere Zentimeter.
    “Wir haben schon einige Szenen mit Benny abgedreht, und wenn du einspringst, können wir sie vielleicht doch verwenden und müssen nicht nachdrehen”, überlegte Betty laut. “Kein Problem”, meinte Dominik lässig.
    Da schwenkte Bettys Blick von ihm zu Axel, der zusammengesunken in seinem Sessel hing.
    “Würdest du das tun?” fragte die Regieassistentin.
    “I ... ich???” Axel war fassungslos. Dominik auch. Wie ein Luftballon, aus dem die Luft ausgelassen wurde, sank er zusammen.
    “Ja, du! Wer denn sonst?” Betty wurde ungeduldig und unwirsch. “Paß auf, wir drehen morgen in der Münchner Residenz. Komm um 8 Uhr 30 hin. Freddy - das ist der Regisseur - muß dich natürlich begutachten, aber er ist sicher begeistert! Los, und jetzt sag mir deine Adresse, damit ich weiß, wo ich dich finde!”
    Wie ein Roboter plapperte Axel die Anschrift von Schweinchen Schlau. “Aber ich weiß nicht, ob ich das kann”, stammelte er. Doch Betty hörte es nicht mehr, denn sie hatte sich bereits mit einem flotten “Tschüß, bis morgen” verabschiedet. Axel konnte es noch immer nicht fassen. Er starrte in sein leeres Glas und kratzte sich nachdenklich am Kopf ...
    “Aber ob deine Sprechtechnik ausreichen wird?” überlegte Dominik laut. “Außerdem hast du keinerlei Kamera-Erfahrung. Ich weiß nicht, ob du den Anforderungen standhalten wirst.”
    “Das ist doch Axels Problem”, mischte sich Poppi ein. “Hör auf, ihm Angst zu machen. Bist du vielleicht eifersüchtig, weil DU diesmal nicht genommen
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