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Die Nacht der Weisswurst-Vampire

Die Nacht der Weisswurst-Vampire

Titel: Die Nacht der Weisswurst-Vampire
Autoren: Thomas Brezina
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folgte eine weiße Hemdmanschette und ein schwarzer Sakko-Ärmel.
    Schmatzende und schlürfende Laute ertönten, und die Finger der Handschuhhand wurden immer wieder gekrümmt und gestreckt.
    Poppi hielt die Anspannung nicht mehr aus und rang nach Luft. Endlich konnte sie wieder tief einatmen und schließlich aus Leibeskräften brüllen. Dadurch kam auch wieder Leben in ihre Beine, und so schnell sie nur konnte, stürzte sie aus dem Keller.
    Keine Sekunde zu früh, denn nun wurde der Deckel des Sarges heftig aufgestoßen. Die Scharniere quietschten und krachten, und ein Mann schoß in die Höhe. Er drehte den Kopf zu den drei Knickerbockern und öffnete boshaft die Lippen.
    Als Lilo, Axel und Dominik sein Gesicht sahen, erwachten sie aus ihrer Starre. Unter lautem Geschrei folgten auch sie Poppi.
    Die dunkle Gestalt sprang aus dem Sarg und lief ihnen ein Stück nach. Der Mann mit dem dunklen Umhang bekam Dominik am Hemd zu fassen und zog ihn zurück. Der Junge schlug wild um sich und konnte sich schnell wieder losreißen.
    Dominik zitterte am ganzen Körper, als er in die warme Sommerluft hinausstürzte. Gemeinsam rannten die Knickerbocker-Freunde zum Viktualien-Markt zurück und tauchten in der Menschenmenge unter.
    “Es war ein ... Vampir”, keuchte Axel. “Er hat genau wie in den Filmen ausgesehen!”
    “Und genau wie in den Filmen hat er mein Blut saugen wollen”, schnaufte Dominik. “Um ein Haar hätte ich jetzt schon zwei Löcher im Hals.”
    Poppi konnte noch immer nicht fassen, was sie gesehen hatte. “Dieses blasse Gesicht mit den tiefen Ringen unter den geröteten Augen war so schaurig. Ich habe geglaubt, ich sterbe, als er seine Beißzähne gebleckt hat.” Das Mädchen erschauderte nur bei dem Gedanken daran und drückte sich eng an Lilo.
    “Im Sarg hat eindeutig ein Vampir geschlafen! Ein echter Vampir!” japste Dominik immer wieder.
    “Ob der Vampir Natascha gebissen hat?” fiel Axel plötzlich ein. “Liegt sie am Ende schon in seinem Sarg?”
    “Eines weiß ich wenigstens sicher: gefressen hat er sie nicht. Das machen Vampire nämlich nicht”, murmelte Lilo vor sich hin. Aber war das eigentlich ein echter Vampir gewesen, oder hatte sich da jemand verkleidet? Wenn ja, wozu?

Operation Weißwurst-Vampire
     
     
    Kurze Zeit später fand in einem hohen, kahlen, grauen Saal eine merkwürdige Sitzung statt.
    In der Mitte des Raumes stand ein mächtiger, alter Holztisch, der früher einmal einer ganzen Ritterrunde als Tafel gedient hatte.
    Heute war am Rand der dicken Holzplatte ein kleiner Fernseher neben dem anderen befestigt. Insgesamt handelte es sich um 18 Bildschirme, die alle zum oberen Ende des Tisches gedreht waren. Man hatte den Eindruck, daß sie den Vorsitzenden der sonderbaren Runde anblickten.
    Der Vorsitzende war im Augenblick aber noch nicht da. Doch er kam. Genau drei Minuten vor drei Uhr nachmittags betrat er den Saal und knipste das Licht an. Auf einem altmodischen Deckenleuchter flammten mindestens hundert kleine Glühbirnen auf.
    Langsam schritt ein mittelgroßer Mann im Frack an dem langen Tisch entlang zu seinem Platz am Ende der Tafel. Er ließ sich auf den einzigen Sessel im Raum sinken und lehnte sich gegen die steile Rückenlehne.
    Vorsichtig richtete er eine winzige Videokamera, die an der Tischkante montiert war, auf sich. Nachdem er seine spitzen Eckzähne poliert hatte, setzte er Kopfhörer auf und drückte einen schwarzen Knopf auf der Holzplatte.
    Alle Fernseher schalteten sich gleichzeitig ein, und auf den Bildschirmen tauchten die Köpfe von Menschen auf. Sie sahen einander sehr ähnlich. Genau wie beim Vorsitzenden war ihr Haar mit Pomade am Kopf angeklebt und glänzte dunkel. Außerdem hatten alle bleiche Gesichter, dunkle Augenringe und spitze, lange Eckzähne.
    “Werte Brüder unseres Bundes”, begann der Mann im Saal zu sprechen. Seine Stimme klang tief, bestimmt und sehr siegessicher.
    “Nur noch 10 Tage trennen uns von dem endgültigen großen Schlag der Weißwurst-Vampire.” Beifall heischend blickte er in die Runde, doch keiner applaudierte.
    Einer der Vampire verzog sogar den Mund und meinte ärgerlich. “Ich bin kein Anfänger. Als ich von Ihrem Plan erfahren habe, war ich sofort begeistert. Aber ist diese Vampir-Maskerade und dieses Vampir-Getue notwendig?”
    Der Vorsitzende nickte, und die kleine Videokamera übertrug sein Gesicht und seine Worte zu allen anderen Teilnehmern dieser mehr als ungewöhnlichen Sitzung.
    “Sie befinden sich in
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