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Die Nacht der Weisswurst-Vampire

Die Nacht der Weisswurst-Vampire

Titel: Die Nacht der Weisswurst-Vampire
Autoren: Thomas Brezina
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Lieselotte preßte sich gegen die Wand und zitterte. Was sollte sie machen? Um Hilfe rufen? Sie war so geschockt, daß sie im Augenblick keinen Ton aus der Kehle brachte.
    Der Blutsauger drehte sich um und sah, daß sie wach war. “Pssst”, machte er, öffnete die Lippen und ließ seine weißen Reißzähne blitzen. Dann zog er etwas aus der Tasche und begann damit auf die Wand zu schreiben. Es war zu dunkel, und Lieselotte konnte daher nicht erkennen, was die Zeichen zu bedeuten hatten.
    Als der Vampir fertig war, machte er eine tiefe Verneigung und verschwand auf dem gleichen Weg, auf dem er gekommen war.
    Nun fand Lilo endlich ihre Stimme wieder und schrie laut auf. Entsetzt schoß Poppi in die Höhe und fragte: “Was ist? Was ist los?”
    Aus dem Nebenzimmer kamen Axel und Klaus-Jürgen angestürmt.
    Stumm deutete das Superhirn auf die Nachricht, die in dicken Buchstaben auf der Tapete neben der Tür prangte.
     
    NATASCHA UND DOMINIK WERDEN MORGEN UM 7 UHR FRÜH FREIGELASSEN. TREFFPUNKT AN DIESER STELLE. DAFÜR WOLLEN WIR DEN POLIZISTEN, DER BEI EUCH WAR.
     
    Darunter befand sich eine kleine Straßenskizze, die den Weg zum Übergabe-Platz zeigte.

Eine Falle
     
     
    Klaus-Jürgen schüttelte ununterbrochen die Hand und murmelte: “Nein ... das darf nicht sein. Nein, nein! Das halte ich nicht mehr aus!”
    “Wirst du diesen Herrn Beuer anrufen?” fragte Axel vorsichtig. Sein Onkel nickte. “Ja, natürlich! Er ist der Spezialist. Nun soll er entscheiden, was geschieht. Schließlich geht es auch um seine Person!”
    Lieselotte hatte sich mittlerweile ein wenig beruhigt und grübelte fieberhaft über etwas nach: Woher wußten die Weißwurst-Vampire von der Begegnung mit dem Kriminal-Inspektor? Wurden sie ständig beobachtet und überwacht?
    Klaus-Jürgen griff zum Telefon, um mit Josef Beuer zu reden. Er wählte die Münchner Nummer. Das Freizeichen ertönte, aber niemand hob ab. Zwölfmal ließ er es klingeln, dann wollte er den Hörer schon wieder hinlegen.
    “Ja, bitte?” meldete sich eine müde Stimme.
    “Entschuldigen Sie die späte Störung, aber ... es ist wichtig”, begann Schweinchen Schlau und schilderte dann in Stichworten, was die Weißwurst-Vampire forderten.
    “Es geht um das Leben zweier Kinder. Ich kann Sie nicht zwingen, sich in die Gewalt dieser Verrückten zu begeben, aber ...”
    “Sie brauchen nichts mehr zu sagen”, unterbrach ihn der Polizist. “Es ist mir völlig klar, wie wir vorgehen werden. Ich bin mit der Übergabe einverstanden. Überlegen muß ich nur, ob ich meinen Kollegen irgend etwas melden soll oder nicht. Aber das lassen Sie meine Sorge sein. Ich bin vor sechs Uhr in der Früh bei Ihnen. Gute Nacht ... Wenn diese Nacht überhaupt etwas Gutes haben kann!”
    Zum ersten Mal sah Axel, daß die Gesichtsfarbe seines Onkels nicht immer nur schweinchenrosa sein konnte. Er war leichenblaß, und seine Lippen zitterten.
    “Wenn wir das alles überstanden haben, mache ich Urlaub auf Mauritius. Nein, das ist noch viel zu nahe. Ich will nach Australien, zu den Känguruhs. Oder noch weiter weg!” stöhnte er.
    Da keiner der Knickerbocker-Freunde ein Auge zubrachte, versuchten sie sich die Zeit mit Würfelpoker zu vertreiben. Doch niemand war bei der Sache. Jeder dachte nur an Dominik und Natascha.
    Die Vögel zwitscherten fröhlich ihr Morgenkonzert, als drei müde Knickerbocker vor dem Wagen des Polizisten standen.
    “Nein, ihr bleibt hier”, sagte Klaus-Jürgen streng. Doch Herr Beuer war anderer Meinung. “Die Kinder sollten besser mitkommen. Wir haben keine Ahnung, ob die Vampire nicht etwas im Schilde führen. Vielleicht wollen sie ihre Abwesenheit nur nützen, um auch noch den Rest der Bande zu entführen.”
    Axels Onkel ließ sich überzeugen, und so zwängten sich die drei auf die Hinterbank des kleinen Autos. Ihre Knie waren weich wie Pudding.
    Herr Beuer fuhr los und warf immer wieder einen Blick auf den Zettel in Klaus-Jürgens Hand. Schweinchen Schlau hatte seinem Namen alle Ehre gemacht und nicht vergessen, die Wegskizze von der Tapete abzuzeichnen.
    Nach ungefähr einer halben Stunde Fahrt erreichten sie einen Waldweg, über den sie dann noch drei Kilometer den Berg hinaufrumpelten. Schließlich kamen sie vor einem kleinen Jagdschloß an.
    “Sie bleiben im Wagen”, ordnete der Polizist an. Er drehte sich um und blickte die Knickerbocker streng an: “Ihr auch! Verstanden? Kein Detektivspielen!”
    Lilo, Poppi und Axel nickten.
    Herr Beuer stieg langsam aus
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