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Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Titel: Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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er das. Die dramatischen Veränderungen in der Atmosphäre hatten die Seefahrt zu einer gefährlichen Angelegenheit gemacht; es war praktisch unmöglich, eine verlässliche Wettervorhersage zu erstellen. Und es gab noch andere Gefahren: In diesem Moment fuhr die Farrell durch einen riesigen Schwarm Quallen, eine Spezies, die sich explosionsartig im Meer ausgebreitet hatte und wie eine Puddinghaut weite Abschnitte des Ozeans bedeckte. Was ging in den lich tlosen Tiefen darunter vor sich? Welche Kreaturen wuchsen dort heran?
    Etwa zehn Meilen von der Küste entfernt passierten sie New Bedford, Massachusetts – und Vasiliy musste an Setrakians Aufzeichnungen denken, die ihm der alte Professor zusammen mit dem Occido Lumen hinterlassen hatte. Setrakian hatte sich Berichte über die Winthrop-Flotte notiert, die 1630, zehn Jahre nach der Mayflower , über den Atlantik in die Neue Welt gefahren war. Eines der Schiffe dieser Flotte, die Hopewell , hatte drei Kisten aus kunstvoll verziertem Holz transportiert, über deren Inhalt niemand etwas wusste. Dann, nachdem sie bei Salem, Massachusetts, an Land gegangen und sich, wegen des leichten Zugangs zu Frischwasser, in Boston niedergelassen hatten, brach unter den Pilgern das Grauen aus. Zweihundert von ihnen verloren im Laufe eines Jahres ihr Leben. Offiziell wurde ihr Tod einer geheimnisvollen Seuche zugeschrieben, aber Vasiliy wusste natürlich, woran sie wirklich gestorben waren: Sie waren den Alten zum Opfer gefallen, die die Pilger, ohne es zu ahnen, in die Neue Welt gebracht hatten.
    Setrakians Tod hatte in Vasiliy eine große Leere hinterlassen. Er vermisste die Ratschläge des Professors; er vermisste die Gespräche, die sie miteinander geführt hatten; vor allem aber vermisste er dessen scharfen Verstand. Setrakians Tod war nicht nur ein schwerer Schlag für Vasiliy Fet, sondern für die gesamte Menschheit. Der alte Mann hatte sich geopfert, um das Occido Lumen für die Menschen zu bewahren – aber er hatte ihnen keine Anleitung hinterlassen, wie sie es entziffern konnten. Und so verbrachte Vasiliy Tage um Tage damit, den geheimnisvollen Text ebenso zu studieren, wie er Setrakians Notizbücher studierte, ein wirres Konvolut aus wissenschaftlichen Theorien, alltäglichen Beobachtungen, Einkaufslisten und Finanzangelegenheiten.
    Und nun hatte er einen weiteren Text, von dem er kein Wort verstand – das französische Buch, das er in Reykjavik entdeckt hatte. Er zog es aus der Jackentasche und schlug es auf. Auch dieses Buch enthielt einige ganzseitige Illustrationen. Auf einer davon sah man einen alten Mann, der mit seiner Frau aus einer brennenden Stadt flieht und gewahr wird, dass die Frau zu einer Salzsäule erstarrt ist. Das zumindest sagte Vasiliy etwas: das Alte Testament, Lot und seine Ehefrau, die sich verbotenerweise umdreht … Eine andere Abbildung zeigte den alten Mann, wie er sich schützend vor zwei übernatürlich schöne Flügelwesen stellt, zwei von Gott gesandte Erzengel … Vasiliy klappte das Buch zu und sah sich einmal mehr den Einband an. Sadum et Amurah .
    »Sodom und Gomorra«, flüsterte er. »Sadum und Amurah sind Sodom und Gomorra …« Und plötzlich erinnerte er sich an eine praktisch identische Abbildung im Occido Lumen – nicht in der Art und Weise, wie sie gemalt war, aber was ihren Inhalt anging: Lot, der die Erzengel vor jenen zu beschützen versucht, die sie vernichten wollen.
    Es war wie bei einem Puzzle: Die einzelnen Teile lagen alle vor ihm, aber Vasiliy wusste nicht, wie er sie zu einem stimmigen Ganzen zusammenfügen sollte. Ja, selbst seine Hände – rau und groß wie Baseballhandschuhe, die Hände eines Kammerjägers – schienen völlig ungeeignet für den Umgang mit dem Occido Lumen . Warum hatte der alte Professor das Buch gerade ihm anvertraut und nicht Eph? Ohne Zweifel war Ephraim Goodweather der Klügere und Belesenere von ihnen beiden. Und vermutlich konnte er auch Französisch … Aber Setrakian hatte ihn, Vasiliy, so gut gekannt, dass er wusste, Vasiliy würde eher sterben, als das Buch dem Meister zu überlassen. Und er hatte Vasiliy geliebt, so wie ein Vater seinen Sohn liebt. Er hatte ihn nie spüren lassen, er sei zu langsam oder zu ungebildet, ganz im Gegenteil – er hatte jedes Detail mit großer Sorgfalt und Geduld erläutert und so Vasiliy das Gefühl gegeben, dazu zu gehören, Teil von etwas zu sein. Das war sein größtes Geschenk gewesen.
    Die Wunde in Vasiliys Innerem, die der Tod des Professors
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