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Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Titel: Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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wirklich?«, erwiderte Nora. »Ich wüsste nicht, warum.« Sie nahm seine Hand. »Du?«
    Er drückte ihre Hand und sah den Fluss hinunter. Er würde ihr so viel Zeit geben, wie sie brauchte.
    Tatsächlich kehrten Nora und Vasiliy nie wieder nach New York zurück. Sie machten sich einen der ersten Erlasse der provisorischen Regierung zunutze, der die Neuverteilung des Ackerlandes regelte, und ließen sich auf einer Farm im Norden Vermonts nieder – in sicherem Abstand zur verseuchten Zone, die die Nuklearexplosion im Saint Lawrence River hinterlassen hatte. Sie heirateten nie – keiner von ihnen war der Ansicht, dass das von Bedeutung sei –, aber sie bekamen zwei Kinder: einen Jungen, den sie Ephraim, und ein Mädchen, das sie nach Noras Mutter Mariela nannten.
    Vasiliy stellte die von Abraham Setrakian kommentierten Passagen des Occido Lumen anonym ins Internet, das schnell wieder zu früherer Größe angewachsen war. Doch als seine Glaubwürdigkeit mehr und mehr in Zweifel gezogen wurde, enthüllte er seinen Namen und startete das »Setrakian-Projekt«, eine Website, die sämtliche Aufzeichnungen des alten Professors frei zum Download anbot und auf der alle Aspekte der Vampirseuche diskutiert wurden, die die Menschheit beinahe vernichtet hätte.
    Viele derjenigen, die mit den strigoi kollaboriert hatten, fielen Lynchjustiz und Rachefeldzügen zum Opfer, doch nach einer Weile setzten sich die nachdenklichen Stimmen durch, die darauf hinwiesen, dass »wir alle Menschen sind«, und Schritt für Schritt verschwanden die Geister der Vergangenheit.
    Einige behaupteten, für den Sieg über die Vampire verantwortlich zu sein. Ein Biologe etwa erklärte, er hätte einen von ihm entwickelten Impfstoff in die Wasserversorgung eingeleitet; eine Straßengang stellte Vampirköpfe zur Schau und behauptete steif und fest, dass einer davon die Überreste des Meisters seien; und eine Gruppe von Skeptikern vertrat sogar den Standpunkt, dass sich die Seuche nie ereignet hätte – dass das alles lediglich eine gigantische Verschwörung des »Staates« gewesen sei.
    Vasiliy, der die Wahrheit kannte, sie aber nie würde beweisen können, nahm seine Arbeit als Kammerjäger wieder auf. Die Ratten waren zurückgekehrt, und so gab es für ihn jede Menge zu tun. Er gehörte nicht zu denen, die an Perfektion glaubten: Dies war die Welt, die sie gerettet hatten – mit Ratten und allem anderen. Aber für eine nicht allzu kleine Zahl von Menschen wurde Vasiliy Fet in den folgenden Jahren zu einer Legende, und auch wenn er sich mit all dem Ruhm nicht sonderlich wohl fühlte, lag doch etwas Versöhnliches darin.
    Nacht für Nacht legte Nora den kleinen Ephraim ins Bett, strich ihm über die Haare und dachte dabei an seinen Namensvetter und an den Sohn dieses Namensvetters und fragte sich, was die beiden in ihren letzten Sekunden auf dieser Welt wohl gedacht hatten. Und dann fragte sie sich, was aus ihnen allen – was aus ihr und Eph – ohne die Vampirseuche wohl geworden wäre. Manchmal weinte sie dabei, und Vasiliy fragte nicht nach dem Grund; dies war ein Teil von Nora, der nur ihr gehörte. Aber je älter der Junge wurde und je mehr er dabei seinem Vater – und in keiner Weise seinem Namens vetter – ähnelte, desto mehr verblasste die Vergangenheit und mit ihr das, was hätte sein können.
    Nur ein sichtbares Zeichen der Vergangenheit blieb zurück: die Narbe von Everett Barnes’ Kugel auf ihrer Stirn. Anfangs sah sie diese Narbe als Symbol dafür, wie nahe sie dem Tod gekommen war, doch später war es für sie ein reines Zeichen des Glücks. Sie hatte keine Angst mehr vor dem Tod – sie hatte über etwas triumphiert, was viel schlimmer gewesen war.
    Und so blickte Nora Nacht für Nacht in das makellose, friedliche Gesicht ihres kleinen Sohnes, und eine tiefe Ruhe überkam sie, und irgendwo in der Ferne hörte sie die Worte ihrer Mutter:
    Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, dann erkenne ich, dass Liebe die Antwort auf alles ist.
    Wie recht sie hatte.

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