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Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Titel: Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)
Autoren: Seth Grahame-Smith
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zu hegen, dass sie den Teil ausgelassen hatte, in dem sie den Dieb in ihr Bett einlud, doch das war nicht wichtig. Als also Berichte über einen Mann von ähnlichem Aussehen eingingen, der das Kamel eines Beduinen gestohlen hatte, hatte Petrus so viele Soldaten wie möglich versammelt und war ihm quer durch die Judäische Wüste nachgejagt – Staub einatmend und betend, dass der Geist ihm nicht nach Jerusalem entkam, wo er innerhalb von Sekunden verschwunden wäre.
    Hauptmann Petrus hatte Gott um ein Wunder gebeten, und Gott hatte sein Gebet erhört. Hier war er nun in Bethel. Der letzte Ort, an dem zu sein er erwartet hatte, als er am Morgen erwachte. Der Ort, den er immer als Schauplatz seines großen Sieges in Erinnerung behalten würde … jedenfalls angenommen, Gott würde ihm noch ein klein wenig mehr helfen. Erneut wandte Petrus sich an den Herrn …
    Gib mir ein Zeichen, himmlischer Vater. Hilf mir, diesen mordgierigen Dieb der Gerechtigkeit zu überführen. Hilf mir, die Kinder Israels zu beschützen und deinem Gesetz Genüge zu tun, o Herr.
    Selbstverständlich ließ er den Teil mit der Belohnung durch Geld und Land und Sklaven aus, aber das war nicht wichtig. Erneut erfüllte Gott seine Bitte. Denn sobald Petrus sein Gebet beendet hatte, drang ein Geräusch an seine Ohren. Ein wunderschönes Geräusch, das bedeutete, dass der Ruhm in Greifweite war:
    Gedämpfte Schreie, die aus der Badeanstalt drangen.
    Der Kopf landete im Wasser, und die Augen blinzelten immer noch, während er zu Boden sank. Endlich ließen die Frauen ihren aufgestauten Schreien freien Lauf. Sie kletterten übereinander und versuchten aus dem Bad zu entkommen, während sich eine dunkelrote Wolke darin ausbreitete.
    Balthasar hatte gewartet, bis die Soldaten auf Armeslänge herangekommen waren, bevor er hinter den Kleidern hervorsprang und sein Schwert auf den nächsten Mann zuschwang. Es war einer jener Glückstreffer gewesen – im Grunde eine echte Seltenheit –, bei dem die Klinge das Genick genau richtig getroffen hatte, zwischen den Wirbeln, und sauber hindurchgegangen war. Noch bevor der Kopf des ersten Soldaten auch nur untergetaucht war, trat Balthasar dem zweiten Angreifer gegen die Brust, sodass er auf den Rücken fiel. Dann, gerade als die ersten Schreie durch den Raum hallten, rammte er dem dritten Soldaten das Schwert in den Bauch, sodass es hinten wieder hinaustrat. Er hielt den Soldaten – der im Grunde fast noch ein Junge war – mithilfe der Klinge aufrecht und sah zu, wie ihm sämtliche Farbe aus dem Gesicht wich, bis es nicht mehr rosa, sondern aschfahl war. Dann riss er das Schwert heraus, wobei er Blut und Eingeweide auf dem gefliesten Boden verteilte.
    Mittlerweile hatte sich der zweite Soldat wieder hochgerappelt. Doch er blieb nicht lange auf den Beinen. Balthasar holte erneut aus und schnitt ihm die Kehle durch. Der Soldat ließ das Schwert fallen und griff nach der Wunde – das Blut quoll in Strömen zwischen seinen Fingern hindurch. Sein Gesicht nahm den gleichen weißen Ton an, trug die gleiche Maske der Angst zur Schau, während er zu der gleichen alten, schrecklichen Erkenntnis gelangte. Eine Erkenntnis, die Balthasar schon bei so vielen anderen Männern beobachtet hatte: Das hier kann nicht sein. Heute kann nicht der Tag sein, an dem ich sterbe. Und dann war es vorbei. Der Soldat fiel mit dem Gesicht voran in das Bad, und sein Blut vermischte sich mit dem seines Kameraden. Natürlich entlockte dies den bereits schreienden Frauen nur noch mehr Geschrei.
    Diese Schreie werden jeden Moment weitere Soldaten herbeirufen. Zeit zu verschwinden.
    Er stand einen Moment lang da und bedauerte die Tage und Wochen, die er damit verbracht hatte, jene Satteltaschen zu füllen. Bedauerte die verlorenen Früchte seiner Arbeit. Dann, am Ende der nächsten kurzen Trauerzeit, rannte er erneut wie der Teufel los.
    Misserfolg ist ein Leichenberg und kein Profit … und das hier entwickelt sich allmählich zu einem furchtbaren Misserfolg.
    Balthasar rannte aus dem Hintereingang des Gebäudes und in den kleinen, schmutzigen Hof, der von einer ein Meter achtzig hohen Mauer umgeben war. Ein hölzernes Tor führte auf die Straße hinaus. Der Hinterhof war leer, abgesehen von einem riesigen Ziegelofen, der an das Bad angrenzte. Balthasar war auf der Stelle klar, dass dieser Ofen die Quelle des weißen Rauches war, den er vorhin bemerkt hatte. Ein Sklave stand neben der offenen Eisentür und schürte das lodernde Feuer im
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