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Die Moselreise - Roman eines Kindes

Titel: Die Moselreise - Roman eines Kindes
Autoren: Hanns-Josef Ortheil
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wir zu dritt in der Kirche eines Klosters in der Eifel, da hat Papa auch plötzlich ganz laut gesungen. Wenn Papa plötzlich ganz laut singt, singt er entweder »Großer Gott, wir loben Dich!« oder »Nun danket Gott und bringet Ehr«. Mama hat einmal gesagt, dass sie sich noch genau überlegen werde, ob sie mit Papa und mir einmal nach Rom fahren werde. Sie stelle sich nämlich vor, dass Papa plötzlich mitten in der Peterskirche anfangen werde, laut »Großer Gott, wir loben Dich« zu singen. Und sie wisse einfach nicht, ob die Römer so etwas gut finden würden.
    Wir sind dann weiter zu dem römischen Amphitheater gegangen und haben uns das Amphitheater angeschaut. Auch das Amphitheater war sehr einfach gebaut, nämlich rund und groß, mit Sitzreihen rundum. Die Sitzreihen waren aber alle längst von Gras überwachsen und deshalb kaum noch
zu sehen, und erst als uns Papa ein Modell des früheren Amphitheaters gezeigt hat, konnte man sehen, dass es früher richtige Sitzreihen gegeben hatte und das Amphitheater einmal ausgesehen hat wie ein richtiges Fussballstadion.
     
    Wir sind dann noch weiter zu den Kaiserthermen gegangen. Auch die Kaiserthermen waren aber sehr von Gras überwachsen, so dass man sie schlecht erkennen konnte. Mama hat das auch gesagt, nämlich, dass man nur sehr schlecht die einzelnen Teile erkennen könne, doch Papa hat gesagt, man müsse sich einfach etwas Mühe geben, die einzelnen Teile zu erkennen. Um sie aber richtig zu erkennen, müsse man in die Tiefe steigen und die Gänge in der Tiefe durchwandern. Mama hat ein bißchen mit den Augen gerollt, weil Papa die Kaiserthermen unbedingt noch in der Tiefe anschauen wollte, dann aber hat sie gesagt, dass sie mit in die Tiefe gehen werde, und zwar sofort. Auch in der Tiefe konnte man aber nur sehr wenig von den alten Kaiserthermen erkennen, Papa aber hat immer wieder auf einen Plan der Kaiserthermen geschaut, und dann hat er gesagt »Das hier ist der Warmbadesaal mit einem großen Becken und zwei kleineren Becken.« Oder: »Das hier ist der Kaltbadesaal mit insgesamt fünf Schwimmbecken.« Papa hat uns dann auch erklärt, wie die Fussboden- und Wandheizung funktionierte, und er hat von »Bodenplatten« und »Hohlkacheln« gesprochen, und Mama hat ihn alle Einzelheiten erklären lassen und sich nicht über Papas Erklären lustig gemacht, sondern alles in Ruhe angehört.

     
    Wir sind dann alle zusammen in unsere schöne Wohnung zurück gegangen und haben dort etwas Obst gegessen. Unser Zug nach Köln fuhr in wenigen Stunden, deshalb haben wir überlegt, was wir in den wenigen Stunden noch alles machen sollten. Da aber hat die Mama gesagt, dass wir keine Sehenswürdigkeiten mehr anschauen, sondern dass Papa und ich noch einmal ins Freibad gehen sollten. Sie selbst aber, also die Mama, wolle in der Wohnung bleiben und unsere Siebensachen in Ruhe packen. Papa hat mich gefragt, ob ich gern noch einmal schwimmen gehen würde, und ich habe natürlich »ja, sehr gerne« gesagt. Und so sind Papa und ich noch einmal richtig toll und viel schwimmen gegangen, und Mama hat unsere Siebensachen in der Wohnung gepackt und ist noch etwas ausgeschwirrt. Das Schwimmen war sehr schön und erfrischend, und ich bin von einer Schmalseite des großen Schwimmbeckens zur anderen Schmalseite getaucht, ohne den Kopf aus dem Wasser zu heben. Papa hat auch getaucht und ist viel auf dem Rücken geschwommen, und zwar sehr schnell. Ich kann noch nicht sehr schnell auf dem Rücken schwimmen, aber ich kann ziemlich schnell Brustschwimmen, und das habe ich dann auch getan.
     
    Am frühen Abend sind wir mit einem Taxi zum Bahnhof gefahren und in den Zug nach Köln gestiegen. Wir sind an der Mosel entlang bis Koblenz gefahren und dort dann umgestiegen. Während der Fahrt habe ich mich an unsere wunderschöne Moselreise erinnert, und wir haben Mama von den einzelnen Stationen unserer Moselreise noch
einmal genauer erzählt: Von dem Knaben im Brunnen, von dem großen Mann aus Kues, von den Campern bei Traben-Trarbach, vom Fahrradfahren, von unseren Weinproben, von meinem Klavierspielen, von Papas Tanz mit der fremden Frau in Beilstein, von der Siku-Stadt Cochem, von der Schleuse bei Müden, von meinem Fußball-Spielen in Moselkern, von der geheimnisvollen Burg Eltz und ihrer Trutzburg, von Magnus Ausonius und von dem, was er über die Fische in der Mosel geschrieben hat, von unserem Kegeln in Kobern-Gondorf und von der Fahrt zum Hotel »Rittersturz« in Koblenz, hoch
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