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Die Morrigan: Wild Roses, Staffel 1, Band 3 (German Edition)

Die Morrigan: Wild Roses, Staffel 1, Band 3 (German Edition)

Titel: Die Morrigan: Wild Roses, Staffel 1, Band 3 (German Edition)
Autoren: Claire Gavilan
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nicht sicher, ob sie Glynis’ Worten Glauben schenken sollte. Alan war aus der Hütte gestürzt, hatte eines der Pferde aus dem Stall geführt, es gesattelt und war losgeritten, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Verdammter Dickkopf!
    Rose spielte mit dem Gedanken, Glynis zu bitten, mit ihrer Erzählung über die Schlacht von Erdeven fortzufahren. Vielleicht half ihr das ja, klarer zu sehen, wie sie Alan retten konnte. Aber sie war jetzt nicht in der Lage, sich auf die Vergangenheit zu konzentrieren. Dazu sorgte sie sich viel zu sehr um Alans Wohlergehen. Was, wenn Glynis sich täuschte? Was, wenn er zu schwach war, um zu ihr zurückzukehren? Was, wenn er irgendwo in der Wildnis dort draußen aus dem Sattel kippte und einfach starb? Sie waren im 19. Jahrhundert, Herrgott! Hier gab es meilenweite Wälder und Moore, in die sich kaum ein Mensch verirrte. Alan würde dort draußen sterben können, ohne dass jemand es auch nur mitbekam. Der Gedanke allein war ihr unerträglich.
    „Ich gehe noch mal im Stall nachsehen“, murmelte sie und schickte sich an, den Raum zu verlassen. Glynis sah ihr nach.
    Liebe war verdammt schmerzhaft, dachte Rose bei sich, als sie die Tür öffnete und vor das Haus trat.
     
    Natürlich war Alan noch nicht zurück. Wütend trat Rose gegen die Holzwand des Stalls.
    „Rose!“ Enoras Stimme war sehr leise und sehr sanft.
    Rose drehte sich nicht zu ihrer Freundin um, sondern blieb mit hängendem Kopf stehen und kämpfte gegen die Tränen, die ihr die Kehle verstopften. Sie hatte in der letzten Zeit eine Menge geweint, dachte sie, so viel, dass sie sich innerlich völlig ausgehöhlt vorkam.
    „Sieh mich an!“, bat Enora.
    Zögernd wandte Rose sich zu ihr um. Enora hatte die Augenbrauen leicht zusammengezogen, ein deutliches Zeichen dafür, dass sie kurz davor war, eine Entscheidung zu treffen. Auch wenn sie – klein, zierlich, blond, wie sie war – eher einer zerbrechlichen Elfe glich, wusste Rose doch, welche Kraft und Entschlossenheit in ihrer Freundin steckten.
    Enora packte Rose am Arm und zog sie aus dem Stall hinaus. Sie führte sie zu der kleinen Bank, die am Rande von Glynis’ Grundstück stand. Dort setzen sie sich. Der Wind strich leise durch die Akeleien. Die Sonne hatte die Luft aufgewärmt. Die blauen Blüten glänzten in den goldenen Sonnenstrahlen. Enora saß neben Rose und schwieg.
    Rose war ihr dankbar dafür. Sie versuchte, die Ruhe und Geborgenheit des Ortes auf sich wirken zu lassen, aber es gelang ihr nicht. Die Tränen ließen sich plötzlich nicht mehr zurückhalten und rollten ihre Wangen hinunter. Sie dachte an ihr Leben im Jahr 2014 zurück, daran, dass sie stets geglaubt hatte, ihr Gedächtnis bei einem Segelunfall verloren zu haben, bei dem ihre Eltern gestorben waren. Sie wusste jetzt, dass das nicht stimmte. Ihre Eltern hatten im Jahr 56 vor Christus gelebt, und Roses Gedächtnisverlust rührte allein daher, dass sie in das Jahr 2014 gesprungen war, nachdem Alan sie getötet hatte. Alan! Ihr Herz erzitterte. Obwohl sie sich plötzlich entwurzelt und völlig verloren fühlte, war er doch das Einzige, dessen Sie sich sicher sein konnte. Das einzige wirklich Reale in ihrem Leben war ihre Liebe zu diesem Mann. Einem Mann, der sterben wollte, damit sie leben durfte ...
    Sie verkrampfte die Finger ineinander, bis ihre Nägel sich schmerzhaft in ihr Fleisch bohrten. Es war ein gutes Gefühl, der Schmerz hielt sie davon ab, sich in einen Geist zu verwandeln.
    „Rose?“ Enoras Stimme klang sanft und vertraut. Das genügte, um den Knoten in Roses Kehle zu lösen und sie aufschluchzen zu lassen. Enora nahm sie tröstend in die Arme. Sie hielt sie fest und schwieg so lange, bis Rose sich langsam beruhigte. Und voller Dankbarkeit erkannte Rose plötzlich, dass Alan nicht die einzige Wahrheit in ihrem Leben war. Auch Enora war immer an ihrer Seite gewesen. Wie eine treue Gefährtin war sie mit ihr zusammen durch die Jahrhunderte gesprungen.
    „Danke!“, murmelte Rose und wischte sich die Tränen von den Wangen.
    „Wofür?“
    „Dafür, dass du bei mir bist.“
    Enora lächelte sanft. „Erinnerst du dich daran, wie wir hier in Erdeven angekommen sind? Nicht mit Monsieur Eiffels Kutsche meine ich, sondern mit deinem kleinen Renault im Jahr 2014?“
    Rose nickte.
    „Du hattest in 2014 ein Leben, Rose“, sagte Enora leise. „Du hast einen Mann geliebt, einen anderen als Alan.“
    „Serge“, flüsterte Rose. Die Monate mit ihm schienen ihr eine Ewigkeit
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