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Die Mordwespen (Orion 12)

Die Mordwespen (Orion 12)

Titel: Die Mordwespen (Orion 12)
Autoren: Hans Kneifel
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Labortisch. Er schien ein genaues Konzept zu haben.
    »Partner!«
    Seine Stimme erfüllte den Raum, und zweiunddreißig Augen richteten sich auf ihn.
    »Fangen wir an, denn dann haben wir noch genügend Zeit für die zu erwartende Diskussion.«
    Er deutete hinaus auf die Pflanze.
    »Wir alle wissen ziemlich genau, was es mit dieser Pflanze auf sich hat. Um uns allen noch einmal die Daten ins Gedächtnis zurückzurufen, fasse ich zusammen: Vor fünfzehn Jahren entdeckte die Erde, vertreten durch ein Karthographenschiff, einen Planeten. Standort in Neun/Nord 206. Dieser Planet wurde nach dem Astrogator des Schiffes, Sherby d'Itvia, einfach d'Itvia genannt.
    An Bord dieses Diskusschiffes war auch ein Biologe.
    Dieser Mann ist, um es grob auszudrücken, an unseren heutigen Problemen mitschuldig. Er entdeckte den Zusammenhang zwischen Büschen, kleineren Bäumen und den riesigen immergrünen Baumriesen. Wie wir wissen, verläuft die Entwicklung dieser Pflanze in drei Schüben.
    Zuerst ist sie drei Jahre lang ein sehr schöner, kugelförmiger Busch. Die d'Itvia entwickelt ein gewaltiges Netzwurzelsystem, mit dessen Hilfe sie eine riesige Menge von Wasser binden kann. Wenn wir heute unseren Camooweal-Park so gewaltig ausgedehnt haben, dann nur mit Hilfe dieser Büsche. Jeder kennt die Blüten. Sie haben innerhalb der Zeit, in der sie aufblühen, zehn verschiedene Farben und riechen betäubend.«
    Seager wandte sich an Shea und flüsterte:
    »Ich verstehe nicht, aus welchem Grund Chan so weit ausholt. Das wissen wir alle doch schon sehr genau!«
    Shea gab achselzuckend zurück:
    »Chan ist eben ein methodischer Mann. Außerdem bemerke ich dort drüben ein Aufnahmegerät, einen Magnetrecorder.«
    Seager folgte dem Blick seines jüngeren Kollegen, drehte sich dann halb herum und erwiderte schnell und leise:
    »Ich vermute, dieses Band wird später noch gebraucht. Übrigens betrachtet dich Michelle mit sehr nachdenklichen Blicken.«
    Shea flüsterte:
    »Ich glaube, deine Taktik wirkt!«
    »Deine Taktik nach meinen Hinweisen, Partner.«
    Sie schwiegen und hörten weiter die Zusammenfassung des Verantwortlichen.
    »Die Blüten sind eine Freude für sämtliche nektarsuchenden und Blütenstaub sammelnden Insekten. Der Duft der Blüten inspirierte die Parfümhersteller, und sie verwendeten auch die Zellen der Blüten dazu, um neue Duftmischungen zu komponieren. Sowohl der Honig als auch der Geruch sind garantiert ungefährlich für alle Lebewesen in den Parks. Das waren die Büsche ... die erste Phase im Leben der Pflanze.«
    Er machte eine Pause, und jetzt hörten sie alle das Summen des Bandgerätes.
    »Die zweite Phase ist ein kleiner Baum. Er entwickelt sich aus der Buschpflanze, trägt Früchte, die eine Mischung zwischen Granatapfel, Zuchtfeige und Pfirsich darstellen. Geschmack und Nährwert dieser Früchte sind beträchtlich. Dieser kleine Baum ist das Entzücken der Obstplantagen und die Freude der Konfitürenhersteller. Inzwischen hörte ich, daß auch ausgesucht teure Pralinen mit einem Extrakt gefüllt und sogar exportiert werden. Der Baum erweitert das Wurzelwerk, und an den äußersten Enden der Wurzeln entstehen wieder die bekannten Büsche. Das ist die zweite Phase, und sie dauert fünf Jahre.
    Die Flora, die nicht nur den Camooweal-Park, sondern auch sämtliche anderen Naturschutzgebiete des Planeten durchsetzte, war nicht das eigentliche Problem. Man hatte in jeder Landschaft die dafür typischen Tiere gezüchtet – manchmal erst mit schwierigen, langwierigen und teuren Rückkreuzungsversuchen. Die Parks waren also auch noch mit der entsprechenden Fauna ausgerüstet. Entlang der Wege sorgten Sicherheitssysteme, die jedes Tier abwiesen, für ein ungestörtes Spazierengehen. Nur die Teams waren, da sie mitten in der Landschaft operierten, gefährdet.
    Dann beginnt dieser Baum seine Früchte abzuwerfen und in einem geradezu phantastischen Tempo zu wachsen. Die Baumriesen, die wir hier im Park sehen, sind alle genau fünfzehn Jahre alt, und stellenweise sind sie nicht viel kleiner als achtzig Meter. Ihre mächtigen Kronen spenden Schatten genug, um die Austrocknung des Bodens zu verhindern. Wir können Jahr um Jahr die Menge des Wassers verringern, das wir entsalzen müssen, um es zur Bewässerung des Parks verwenden zu können. Nach Jahrtausenden der regenlosen Zeit haben die Wälder um den Wendekreis des Steinbocks wieder Regen erzeugt, beziehungsweise die Voraussetzungen dafür geschaffen. Das war die positive
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