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Die Mordwespen (Orion 12)

Die Mordwespen (Orion 12)

Titel: Die Mordwespen (Orion 12)
Autoren: Hans Kneifel
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Aktionsleitung ORION an alle!« sagte Cliff. Das Murmeln der Unterhaltungen, das aus den Lautsprechern kam, verstummte.
    »Hier spricht McLane«, sagte Cliff. »Da wir insgesamt einundachtzig Schiffe haben, hat jedes Schiff naturgemäß zwei Sender zu verantworten. Ich bitte Sie jetzt, den zweiten Ihnen zugewiesenen Platz anzufliegen. Pendeln Sie in der Folgezeit ständig zwischen diesen beiden Plätzen hin und her und versuchen Sie, nicht ein Insekt entkommen zu lassen. Ich schalte jetzt ab und widme mich meinen Aufgaben. Viel Glück uns allen!«
    »Verstanden, danke!«
    »Ich rufe FOMALHAUT!« sagte Cliff.
    »Hier!«
    »Ich nehme jetzt den zweiten Platz, der eigentlich Ihnen zugewiesen worden ist. Dort bleibe ich, bis kein Insekt mehr nachkommt. Sollten Sie Fragen haben, scheuen Sie sich nicht, mich zu rufen – Kanal einundsechzig!«
    »Verstanden, Oberst McLane. Ende?«
    »Ende.«
    An einhundertsechzig Stellen, verteilt über die gemäßigten Zonen und die Äquatorialgegend des gesamten Planeten, tobte ein vorwiegend lautloser Kampf. Nur das ungeheure Summen, das seinen Anfang gekennzeichnet hatte, wurde dünner und dünner. Und irgendwann, Stunden später, war es nur eine einzelne Wespe, deren Flügel in dem Gedränge rund um einen gelben Ballon von den Giftstacheln der anderen zerfetzt worden waren.
    Sie summte und rieb die Beine gegen den Unterleib.
    Sie rief mit ultraschallschnellen Schwingungen ... aber keine andere Wespe war mehr da, um sie in den Schutz des Nestes zurückzuschleppen.
     
    *
     
    Sie ging mit bloßen Füßen über den hohen, weißen Teppich bis zur Tür, überlegte kurz und öffnete. Sie lächelte Cliff Allistair McLane an, der, einen kleinen Karton in sehr vornehm aussehender Verpackung in der Hand, vor der Tür stand.
    »Ich nehme an, daß Arlene und du den letzten Abschiedskuß im Schatten der nunmehr wieder gelandeten ORION VIII gewechselt habt? Oder irre ich?«
    Cliff trat ein.
    »Du weißt es also?« fragte er, obwohl er es hätte ahnen können. Tamara ließ sich von ihm auf die Wange küssen.
    »Bin ich im GSD – oder bin ich im Forstministerium angestellt?« fragte sie aggressiv zurück und schloß die Tür. Cliff ging langsam in den Raum hinein, der von Kühle und von den deadly wings des zeitgenössischen Komponisten erfüllt war. Es dunkelte bereits, aber kein Raumlicht war eingeschaltet.
    »Selbstverständlich im Galaktischen Sicherheitsdienst. Bevor du mich also endgültig aus der Wohnung wirfst, wollte ich dir eigentlich noch ein kleines Geschenk überbringen.«
    Cliff setzte sich zögernd in den leeren Sessel. Tamara blieb lächelnd vor ihm stehen.
    »Schlechtes Gewissen?« fragte sie.
    Cliff grinste unsicher.
    »Ein Raumfahrer hat nie ein schlechtes Gewissen«, sagte er. »Hier, bitte.«
    Er hielt ihr das Päckchen entgegen. Sie nahm es, lächelte stärker und öffnete es betont langsam. Ihre Augen weiteten sich überrascht, als sie den Inhalt erkannte. Es war ein unglaublich teures Parfüm, das aus d'Itvia-Blüten hergestellt worden war.
    »Wenn deine hiermit dokumentierte Zuneigung in ihrer Tiefe der Höhe des Preises entspricht ...«, sagte Tamara und lächelte knapp. Sie ließ den Satz unbeendet.
    »Bin ich dein Gast, oder soll ich wieder gehen?« fragte der Oberst.
    Sie stand vor ihm, stellte das kostbare Duftwasser ab und legte ihm die Hände um den Hals.
    »Ich gehöre offensichtlich auch zu den Frauen, die sich mit einer modernen Feststellung abfinden müssen«, sagte sie.
    »Mit welcher Feststellung?«
    Sie zuckte ihre Schultern.
    »Der Feststellung, daß Raumfahrer eine besondere Sorte von Menschen sind. Besonders die tollkühnen Männer zwischen Sternen, Planeten und Entomologinnen.«
    Cliff sah zum weit geöffneten Fenster hinaus. Irgendwie wartete er noch immer auf ein tödliches Summen.
    »Du hast recht«, sagte er.
    »Außerdem werde ich mich hüten, mir die Zuneigung eines Mannes in Frage zu stellen, der bei Oberst Villa in hohem Ansehen steht.«
    Cliff erschrak fast, so sehr wunderte er sich.
    »Warum das?« erkundigte er sich voller Mißtrauen.
    »Villa hat einen tollen Plan. Er überlegt sich gerade, wie es anzustellen wäre, jene schallempfindlichen Wespen für Polizeizwecke zu züchten. Er will sie im Falle von Unruhen oder Aufständen anwenden. Kannst du dir den Effekt vorstellen?«
    »Ich brauche ihn mir nicht mehr vorzustellen«, sagte Cliff erbittert. »Und ich verstehe die Welt nicht mehr! Zuerst holen wir die Wespen, dann bringen wir sie um,
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