Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mordwespen (Orion 12)

Die Mordwespen (Orion 12)

Titel: Die Mordwespen (Orion 12)
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
Laboratorien entgegen und wich nicht einen Meter vom Direktkurs ab. Jetzt erkannte er bei einem schnellen Seitenblick auf den Entfernungsmesser, der mit der Sendeenergieanzeige gekoppelt war, daß sie unmittelbar vor der Station mitten in den Wäldern waren. Abrupt drosselte er die Geschwindigkeit.
    Aus den Lautsprechern kam ein Krachen.
    »He, Cliff! Ich hab's!«
    Charger hatte eine Tür zugeworfen und tauchte jetzt hinter Chan auf dem Bildschirm auf. Er schwenkte eine kleine Bandkassette und grinste breit.
    »Ich bin unmittelbar nach der Landung losgegangen und habe den gleichen Vorgang abgewickelt, wie auch wir ihn auf Jackhammer durchführten. Hier sind die Resultate. Ich kann Ihnen versichern, daß zweimal eine Gruppe von je zwanzig Wespen herangerast kam, um ein Exemplar zu retten. Und das schon nach vier Minuten!«
    Cliff fühlte, wie eine Riesenlast an Verantwortung und Angst von ihm wich.
    »Ich lande in zehn Sekunden«, sagte er und steuerte den Diskus tiefer und näher an die Gebäude heran. Er sah den runden Helikopterlandeplatz und hielt die ORION an. Der Schatten des Diskus lag jetzt schräg voraus, und die Bodenplatte des Zentrallifts würde unmittelbar am Rand des Platzes den Boden berühren.
    »Schicken Sie einen Mann im Schutzanzug!« ordnete Cliff an.
    Hasso meldete sich aus dem Lautsprecher und vom Sichtschirm. Seine Stimme klang müde und heiser.
    »Ich beginne, hier in der engen Zielkabine an Vereinsamung zu leiden«, sagte er.
    Cliff grinste und stand auf. Die Gurte hingen rechts und links auf den Boden.
    »Du wirst in spätestens fünfzehn Minuten deine Fähigkeiten erneut beweisen können, Freund Hasso. Versuche zu schlafen!«
    Hasso lachte, und Cliff fuhr mit dem kleinen Lift aus der Kommandozentrale. Er lief den Rundkorridor entlang, stieg in den Zentrallift und drückte den Knopf. Der hydraulische Rüssel schob sich langsam dem Erdboden entgegen, setzte auf. Cliff drückte die Auf -Taste und zugleich die Schließen -Taste.
    Die Schleusentür ging einen Spalt auf, blieb eine Sekunde in dieser Stellung und schloß sich dann wieder.
    Cliff hatte genug gesehen.
    Vom Gebäude her rannte ein Mann in der auffälligen Kühljacke, mit einer Drahtmaske um den Kopf. Er hielt das kostbare Band in den Händen und lief genau auf den Lift zu. Seinen Kopf umschwirrten einige Wespen.
    Cliff versuchte, die Zeit zu schätzen und drückte dann den Knopf. Langsam schob sich die Schleusentür auf.
    Der Bote war unmittelbar vor der Öffnung. Cliff streckte die Hand aus und legte einen Finger an die Lippen. Dann hatte er das Band mit dem Hilferuf einer irdischen Mordwespe.
    Der Mann ging einige Schritte zurück, immer noch von den Wespen umschwirrt. Er atmete schwer, und als der Spalt in der zugleitenden Schleuse nur noch einen halben Meter breit war, sagte Cliff laut:
    »Danke, Partner!«
    Sofort stürzten sich die Wespen in seine Richtung. Cliff hörte, als sich der Lift bereits zu bewegen begann, die Geräusche, mit denen acht oder neun Tiere gegen das Metall prallten. Es klang in der Sicherheit der stählernen Kammer wie ein fernes Klopfen.
    »So!« sagte Cliff. »Auf zum zweiten Gefecht!«
    Er erreichte die Kommandokanzel und ließ sich schwer in den federnden Sessel fallen.
    »Zurück an den Südrand des Camooweal-Parks«, sagte er und griff in die Steuerung.
     
    *
     
    Während des Fluges übermittelte Cliff die Impulse des zweiten Bandes an Earth Outer Space Station IV.
    Der Wachhabende in dem kleinen, dunklen Raum der Station aktivierte erneut die einhundertsechzig Sender und spielte unaufhörlich das Band ab.
    An zwanzig Stellen und hundertsechzig Positionen rund um diese Stellen, teilweise mitten in den Naturschutzgebieten, gaben die LANCET-Sender die Impulse weiter.
    Ultraschall breitete sich aus. Die extrem kurzwelligen Impulse, mit einer hohen Energie abgestrahlt, breiteten sich aus. Ihre Einflußgebiete bildeten, zog man deren Grenzen auf einer Karte nach, mathematisch perfekte Kreise. Diese Kreise überschnitten sich, um sämtliche Tiere erfassen zu können.
    So gut wie jede flugfähige Wespe empfing den Hilferuf einer Verletzten.
    Instinkte und Verhaltensweisen, in Jahrtausenden eingeprägt und Teil des unbewußten Handelns geworden, begannen zu wirken. Die Wespen machten sich nach der ihnen nächstgelegenen Ultraschallquelle auf, um ihrer Artgenossin zu helfen.
    In Zehnergruppen.
    Viele Gruppen. Hunderte und Tausende. Millionen Wespen schwirrten los. Sie verließen die Opfer, ließen die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher