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Die Mordwespen (Orion 12)

Die Mordwespen (Orion 12)

Titel: Die Mordwespen (Orion 12)
Autoren: Hans Kneifel
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glänzenden Verwaltung und der beinahe uneingeschränkten finanziellen Möglichkeiten auf Maximalwirkung angelegt. So auch die Tatsache, daß die Erdkruste weitestgehend von Fabriken und Verwaltungsbauten freigehalten war. Ein jeder Neubau, ausgeführt mit der allmächtigen Technik und für eine kleine Ewigkeit gebaut, ragte so wenig wie möglich über die Erde auf. Ausnahmen waren die Hotels und die Wohnbauten. Aber auch hier war man dazu übergegangen, die seichteren Stellen der warmen Meere aufzusuchen, da Druckverhältnisse und Isolierung keine Probleme mehr darstellten.
    Dafür bepflanzte man jeden verfügbaren Quadratmeter mit Gras, Büschen, Bäumen und exotischen Pflanzen.
    Und mit den d'Itvias ...
    Siebzehn Menschen, zehn Mädchen und sieben Männer, waren in dem kleinen Saal versammelt. Sie waren ausnahmslos jung, und der älteste von ihnen zählte knapp vierzig. In dem Versammlungsraum stand eine lange Theke mit einer Kaffeemaschine, dahinter stand das Mädchen Michelle. Zwanzig Sessel waren in einem doppelten Halbkreis aufgebaut, vor der Frontwand stand ein langer Labortisch mit Käfigen, einem großen Herbarium und einer Reihe von Glaswürfeln, die an weiße Schläuche angeschlossen waren.
    »Hätten wir damals, vor fünfzehn Jahren, geahnt, was wir jetzt wissen«, sagte Chan, der Verantwortliche für diesen Naturschutzpark, »hätten wir jede andere Pflanze genommen, nur nicht die d'Itvias.«
    Er stand an der Theke, eine dickwandige Kaffeetasse in den Fingern der linken Hand und deutete auf die Pflanze. Sie befand sich jenseits einer dicken Glaswand mit Kühlflüssigkeit zwischen den Scheiben, draußen im großen Patiohof der Gebäudeanordnung.
    »Du riechst nach Erde und Düngemittel«, sagte Seager und schüttelte die Hand Chans.
    »Bilde dir nichts darauf ein, daß du nach Helikoptertreibstoff riechst«, erwiderte Chan. »Da ist ja auch Shea! Willkommen!«
    »Danke«, sagte Shea. Er beschloß, die Mahnung seines Partners zu beherzigen und wandte sich an Michelle.
    »Welchen sozialen Rang muß, bei Sankt Theobrominus, ein Mann haben, damit er von dir eine Tasse Kaffee bekommt, Michelle?« fragte er laut. Seager grinste so, daß es Shea nicht sehen konnte.
    Michelle riß die Augen auf, musterte Shea überrascht und lächelte dann zurückhaltend.
    »Solltest du mitten im Galaktischen Jahr deine Begabung zum Sarkasmus entdeckt haben, Shea?« fragte sie.
    Michelle war ein schlankes Mädchen von unbestimmbarer Haarfarbe. Es wurden bereits Wetten abgeschlossen; jemand war auf die Idee gekommen, ihr ein Haar auszureißen und eine Analyse anfertigen zu lassen. Michelle färbte ihr Haar in einem durchschnittlichen Abstand von zwanzig Tagen um. Im Augenblick trug sie silbergrau in der dritten Woche.
    »Unter anderem auch dies, ja. Wie stehts mit dem Kaffee?«
    Sie nahm eine Tasse, warf das Zucker-Sahne-Konzentrat hinein und stellte das Gefäß unter den Hahn. Heiß und schwarz rann die Flüssigkeit heraus.
    »Danke«, sagte Shea gleichmütig und verbrannte sich an der Tasse fast die Finger.
    »Bitte.«
    Er warf einen absichtlich gemessenen Blick in ihre goldbraunen Augen und drehte sich um, so daß er wieder in der kleinen Gruppe um Chan stand, mit dem Rücken an die Theke gelehnt.
    »Es scheint«, murmelte Seager fast unhörbar, »daß du sehr schnell lernen kannst, wenn du willst.«
    Shea grinste breit und erwiderte:
    »Ich höre auf den Rat kluger Männer. Was sagte Chan eben über die d'Itvias?«
    »Er klagte sein Leid.«
    Die Versammlung war locker und nicht förmlich. Sie hatten alle fast den gleichen Rang und unterschiedliche Gebiete der Verantwortlichkeit. Der Park war riesig genug, und hier bei dieser Arbeit spielten Rangunterschiede so gut wie keine Rolle. Die fünfzig Mädchen und Männer der Camooweal-Gruppe waren ein geschlossenes Team.
    Chan, ein frühzeitig ergrauter Mann mit schwarzen Augen und einem kantigen Gesicht, der einen Hitzeschutzmantel trug, drehte die leere Tasse um, dann sah er auf die Uhr an seinem Handgelenk und stellte die Tasse zurück.
    »Fangen wir an«, sagte er halblaut.
    Er zog den Mantel aus, der eigentlich eine Dreivierteljacke war. Sie war aus Kunststoff, schneeweiß, mit eingearbeiteten Kälteschlangen. In den breiten Ringen um die Schultergelenke befanden sich kleine Kühlmaschinen ohne bewegliche Teile; ein winziges Hitzeaggregat versorgte die Anlage in Absorbertechnik. Die Jacke flog über einen Sessel, und mit einigen entschlossenen Schritten war Chan vor dem
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