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Die Mordwespen (Orion 12)

Die Mordwespen (Orion 12)

Titel: Die Mordwespen (Orion 12)
Autoren: Hans Kneifel
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ihr den Normenanspruch auszutreiben, daß Raumfahrer bessere Männer wären als Gärtner.«
    Shea begann zu lachen.
    Mitten in seinem Gelächter entdeckte er, daß Seager offensichtlich wieder einmal recht hatte. Er brach ab und drehte sich um. Dort, hinter der Theke, stand Michelle und unterhielt sich mit Chan.
    »Verdammte Raumfahrer!« murmelte Shea. »Verdammter McLane!«
    Er sah gewisse Schwierigkeiten auf sich zukommen, die zwar eng mit dem Goldaugenwickler zusammenhingen, aber ohne diesen Schädling vielleicht gelöst werden konnten.
    »Blödsinn!« knurrte er und widmete sich den Glaskuben, in denen Schädlinge in allen metamorphischen Stadien und in Atmosphären lebten, die von Schädlingsvertilgungsmitteln gesättigt waren. Wie bei allen Tieren leicht zu sehen war, schienen sie immun oder resistent gegenüber diesen Chemikalien.
    Die Diskussion wurde immer hitziger.
    Hatte jemand einen Weg gefunden?
     
    *
     
    Es war nicht so sehr reiner Altruismus, der die Verantwortlichen der Erde dazu gebracht hatte, die Errichtung von Naturschutzgebieten mit aller Kraft und vielem Geld voranzutreiben; Altruismus war der Erde ziemlich fremd. Man hätte vermutlich kein sehr gutes Gewissen gehabt, wenn man alle diese Einrichtungen kompromißlos nur für das Wohl der Bürger geschaffen hätte. Der Grund lag tiefer und wurde nach und nach verständlich.
    Streben nach Macht, Prestige, künstlich betriebene Aufwertung.
    Die kostspieligen Versuche, mit denen man Tierrassen, längst ausgestorben geglaubt, zurückzüchtete oder mit exotischen Rassen kreuzte, die man auf anderen Planeten entdeckt hatte, die riesigen Wälder und Parks, Uferstreifen und Flußläufe ... das alles half dazu, die Erde unverwechselbar zu machen. Einzigartig. Das Juwel in einem Diadem, das neunhundert Parsek durchmaß. Reisen zu anderen Planeten waren für den Normalbürger ein Vergnügen, das nahezu unerschwinglich bleiben würde, noch sehr lange Zeit. Also mußte man das Exotische auf dem eigenen Planeten nachschaffen.
    Camooweal-Park war ein solches Beispiel.
    Dort, wo noch vor erdgeschichtlich verschwindend kurzer Zeit Wüste, Salzlecken und periodische Flüsse gewesen waren, dehnte sich jetzt ein wahrhaft gigantischer Wald aus. Eukalyptusbäume, Akazien und Spinifex-Gräser, Bäume, die das Klima vertrugen, und Moose, die aus anderen Weltgegenden importiert worden waren:
    Das war Camooweal-Park.
    Flüsse, die durch mächtige Rohrleitungen gespeist wurden, nicht aus künstlichen Brunnen oder natürlichen Quellen. Sie kamen aus dem Meer, das entsalzt und gereinigt wurde. Nach einer sauerstoffanreichernden Behandlung lief das Wasser von den Hängen des Barklytafellandes, meist in ausbetonierten Rinnen, von denen feine Ausleger wegführten. Zuerst begann sich das Grün entlang dieser Rinnen auszubreiten, dann setzte die planvolle Aufforstung ein. Die schnellwachsenden d'Itvias waren, als man sie entdeckte, eine hochwillkommene Ergänzung.
    Die irdische Bevölkerung – hier die des Erdteiles Australien – lebte in ruhiger Beschaulichkeit, in der letzten Zeit ohne innenpolitische Krisen, nur in gewissen Abständen durch Extraterrestrier, brennende Planeten oder Phantasten aus der Ruhe geschreckt. Meistens waren es die Männer der Flotte, die die Gefahren abwendeten, noch ehe die Nachrichtenredaktionen und die Reporter sie ausschlachten konnten.
    Gefahrlos – so konnte man das Leben auf Terra am besten bezeichnen.
    Und in unregelmäßigen Abständen wurde diese Ruhe gestört. Diesmal war es ein winziger Schädling, den ein Kind zerquetschen konnte.
    Wenn zehntausend Falter je dreißig Eier ablegen, wenn kein natürlicher Feind da ist, um die Anzahl der Überlebenden klein zu halten, ergibt dies dreihunderttausend Schädlinge.
    Dreihunderttausendmal dreißig ... neun Millionen.
    In jedem Jahr konnten zwei Generationen von Goldaugenwicklern entstehen; in einigen Jahren würden ihre Schwärme so dicht sein, daß sie die Sonne verdunkeln. Dann würde kein Halm und kein Blatt auf der Erde mehr leben. Und das bedeutete den restlosen Ausfall sämtlicher Sauerstoffausscheider dieses Planeten.
    Ein winziges Versehen mit endlosen Folgen.
    Seagers Gedanken kehrten von dieser mehr als düsteren Prognose zurück zu den Gesprächen im Versammlungsraum. Er drehte sich um und musterte Shea, der seltsam bleich vor ihm stand und wohl ungefähr dieselben Gedanken gehabt hatte. Seager beschloß, dieser Frage nachzugehen.
    »Woran hast du gedacht, Partner?« fragte er
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