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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan
Autoren: Pat O'Shea
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dir und
wünsch’ dir gute Fahrt!»
    «Ich danke Ihnen und auf
Wiedersehen», sagte Pidge.
    Der alte Angler verschwand
zwischen den Büschen. Wahrscheinlich ist er auf dem Weg zum See, schloß Pidge.
    Er stieg wieder auf sein Rad
und fuhr weiter; dabei wandte er den Kopf zum See, um noch einen Blick auf den
alten Mann zu erhaschen. Er stellte sich auf die Pedale und schaute über die
Weite der Felder und Büsche. Es war nirgends etwas von ihm zu erspähen, und der
einzige Mensch, den er sah, war ein gutes Stück entfernt, ein junger Mann in
einer Art langem weißem Hemd, der mit fliegendem Haar dahinrannte, höchst
ausgelassen und mit unwahrscheinlicher Geschwindigkeit.
    Das kommt mir nur durch die
Entfernung so vor, dachte er. Wahrscheinlich hat er irgend so einen Sportanzug
an und läuft einfach ziemlich schnell. Aber wo ist bloß der alte Mann
geblieben? Er war nett. Ich mochte ihn; er war irgendwie sonderbar und
interessant.
    Bevor er weiter über den alten
Mann rätseln konnte, sah er zu seiner Überraschung am Straßenrand ein großes,
frischgemaltes Schild. Darauf war zu lesen:

     
    Und
gleich danach kam noch eines, darauf stand:
     

     
    Pidge brach in Lachen aus.
    Das ist wie ein Studentenulk,
obwohl doch jetzt nicht die alljährliche Wohltätigkeitswoche ist, wo sie
allerhand Komisches veranstalten, und sie wahrscheinlich alle in den Ferien
nach Hause gefahren sind. Aber vielleicht sind ein paar von ihnen früher
zurückgekommen, und sie machen irgend so ein Spiel. Ich wollte, ich wüßte mehr
darüber und hätte eine Ahnung, wo wirklich was Lustiges los ist.
    Er erreichte die Kuppe eines
kleinen Hügels, hielt an und stieg ab. Die Straße lief vor ihm hügelabwärts,
und dort unten, nicht weit entfernt, war die Kreuzung.
    Die Kreuzung, sonst nichts.
    Alles war wie immer: der
Wegweiser, die Steinmauern und die wenigen Bäume, die zart und jung im Winkel
eines der vier Felder standen, die an die Straße grenzten. Es waren zu wenige,
als daß sie ein gutes Versteck für einen Möchtegern-Halunken abgegeben hätten.
    Pidge fühlte schon Enttäuschung
in sich aufsteigen, als er merkte, daß er sich im Zentrum einer tödlichen
Stille befand.
    Kein Brüllen der Rinder von
fernen Feldern war zu hören, kein Hundegebell von noch weiter entfernten Höfen;
kein Sausen des Windes in den dicken alten Bäumen, die neben ihm auf dem Hügel
standen; kein Vogelgesang, kein Gezwitscher; kein Klickklack der Grashüpfer im
hohen Gras. Nichts machte irgendein Geräusch — nur Stille, die sich rings um
ihn ausbreitete, bis weit in die Ferne.
    Alles schien innezuhalten und
darauf zu warten, daß etwas geschehen würde.
    Wieder mal nur meine Phantasie,
überlegte Pidge. Ich möchte wissen, wie oft schon so eine Totenstille um mich
war, und ich habe es nur nicht bemerkt, weil ich ganz mit meinen Gedanken
beschäftigt war. Na ja, das ist jedenfalls mein Heimweg — und heim muß ich
jetzt.
    Die Stille hielt an, während er
im Freilauf den Hügel hinunterfuhr. Sie verstärkte die Geräusche, die das
Fahrrad machte; das Quietschen, das nach Öl schrie; das Surren der Räder und
das Klappern der Kette, die durchhing, weil er nicht in die Pedale trat. Kleine
Steine schlugen hart gegen die Innenseite der Schutzbleche, vom Druck der
Reifen nach oben geschleudert.
    Es klang jedesmal wie ein
heftiges Händeklatschen.
    Das Fahrrad macht Geräusche wie
ein alter Klapperkasten; bestimmt kann man es meilenweit hören, dachte er.
    Einen Augenblick später war er
an der Kreuzung angekommen und wollte gerade weiterfahren, als sein Blick
zufällig auf den Wegweiser fiel.
    Er war völlig verdreht.
    Alle vier Arme zeigten in die
falsche Richtung.
    «Da haben wir’s!» rief er aus.
«Diese gemeinen Studenten wollen die Leute in die Irre fuhren! Komische Idee —
Tante Bina wird lachen, wenn ich es ihr erzähle!»
    Er stieg vom Rad und
betrachtete den Wegweiser näher.
    Der Pfeil, auf dem Shancreg
stand, zeigte nach Kyledove.
    In Shancreg wohnte er, und
Kyledove war ein großer, dichter Wald, dunkel, wild und unheimlich, selbst an
einem hellichten Sommertag. Mittendrin lag eine uralte, moosbewachsene Ruine,
die im Lauf der Zeiten so verfallen war, daß ihre Steine aussahen wie
verschimmelte, feuchte Kekse.
    Kyledove heißt Schwarzer Wald,
weil in diesen Wald nie ein Sonnenstrahl dringt.
    Bei dem bloßen Gedanken daran
überlief Pidge ein Schauder, weil es dort so dunkel war und viele Fallen aus
biegsamen Dornenzweigen gab. Der Wald war so uralt,
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