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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan
Autoren: Pat O'Shea
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hoch in die
Lüfte. Ein altes Schiff war darauf gemalt, und er hatte lange Bänder aus
violettem Satin, die hinter ihm her flatterten und im Wind tanzten und manchmal
silbrig glitzerten. Pidge hatte den Drachen selbst gemacht Er hatte eine
Zeichnung und die Anleitung zum Bauen zufällig in einem Buch in der Bibliothek
von Galway gefunden. Tante Bina steuerte die Bänder bei. Sie hatte sie am Boden
einer alten Truhe entdeckt und damals gesagt, sie habe überhaupt nicht gewußt,
daß sie so etwas besitze. Brigit sagte immer, der Drachen gehöre ihr, und Pidge
habe ihn eigens für sie gemacht Irgendwie nahm er es nie übel, wenn sie das
sagte.
    Später versuchte er noch oft,
das Buch wiederzufinden, aber es gelang ihm nicht selbst als der
Bibliotheksangestellte sich eifrig bemühte, ihm bei der Suche zu helfen. Es war
in keinem Katalog zu finden und blieb spurlos verschwunden.
    Und dann waren da noch die
Regenbogen.
    Von dieser Zeit an sahen sie
immer viele Regenbogen, manchmal auch, wenn sie mit anderen Leuten zusammen
waren. Wenn sie besonders schön waren, dann riefen sie:
    «Schaut! Da ist ein
Regenbogen!»
    Und dann sagten die anderen:
    «Wo denn? Wo denn?»
    Und die Kinder waren sehr
erstaunt.

 
     
     
     
     
     
    ls
der Wachtmeister hinfiel, war er auf einem Wirrwarr von Wasservogelnestern
gelandet. Im Lauf der Jahre hatte der Sturm sie von den Nistplätzen im Schilf
an den Ufern des Sees weggetragen, und die immer gleiche Strömung hatte sie
hierher getrieben. Sie hatten sich zu einem großen Bett zusammengeschichtet,
das dem Wachtmeister zu Füßen lag wie ein Floß. Er war auf dem Rücken gelandet,
die Füße in die Luft gestreckt, und hielt immer noch die Griffe seiner
Lenkstange umklammert Die Räder drehten sich langsam weiter, während er über den
See dahintrieb.
    Als der Wachtmeister wieder zu
sich kam, saß er auf dem Fahrrad und umkreiste die Steine von Shancreg. An den
tiefen Furchen, die seine Räder im Boden hinterlassen hatten, konnte er
ablesen, daß er wohl schon eine ganze Weile so unsinnig im Kreis fuhr. Er riß
sich zusammen, stieg vom Fahrrad und schob es über das Feld. Dann hob er es
über die Mauer und begab sich auf die Straße.
    Er war in Gedanken versunken,
als er zur Polizeibaracke in Galway zurückfuhr.
    Der junge Polizist war
erstaunt, ihn zu sehen und ließ die Bemerkung fallen, daß er nicht lang weg
gewesen sei. Der Wachtmeister streckte den Arm aus, um dem jungen Mann auf die
Schulter zu klopfen, und es schnitt ihm ins Herz, als der junge Polizist
zurückzuckte und ihm auswich. Er machte sich bittere Vorwürfe darüber, in der
Vergangenheit so hart gewesen zu sein, und wurde von Stund an der
liebenswürdigste Wachtmeister, den die Welt je gesehen hat. Hartgesottene
Verbrecher pflegten auf offener Straße in Tränen auszubrechen, wenn er vorbeikam;
und später sagten die Leute, als Gott diesen Wachtmeister schuf, da habe er
eine große Ausnahme gemacht.
    Nur einmal sprach er zu einem
anderen Menschen über sein Erlebnis. Er vertraute sich seiner lieben Tante
Lizzie an. Mit Tränen in den Augen beschrieb er, wie die wunderschöne Frau von
einer furchtbaren Krankheit befallen worden war. Tante Lizzie brachte ihm
sofort einen vorgewärmten Schlafrock und brockte, um ihn zu trösten, Brot in
eine Schale, über das sie Gewürze und Zucker streute. Dann goß sie heiße Milch
darüber und rührte mit einem großen Löffel um.
    «Iß schön, Kind», sagte sie.
    «Ich möchte bloß wissen, wo sie
hin ist», meinte der Wachtmeister nach einer Weile verwirrt.
    «Wahrscheinlich zieht sie durch
die Welt, um dich zu vergessen», sagte Tante Lizzie und sah ihn liebevoll an.
    «Stell dir vor», sagte der
Wachtmeister und zog die Augenbrauen zusammen, «ich weiß nicht mal, wie sie
hieß.»
    Er aß sein Breichen auf und
leckte den Löffel ab.
    «Ich glaube...»begann er und
unterbrach sich mit verschämtem Blick.
    «Was denn?» fragte Tante Lizzie
aufmunternd.
    «Ich glaube, ich nenne sie
meinen Engel», sagte der Wachtmeister schüchtern und errötete.

 
     
     
     
     
     
     
     
    Ich möchte Roger Langley für
seine nie versiegende Ermutigung und Begeisterung danken, ebenso Barbara, Ruth
und Eric. Danny Rigby, mein junger Leser, verdient ebenso Dank wie auch Maggie
für ihre praktische und unschätzbare Hilfe.
     
    Bücher, die mir eine Hilfe
waren:
     
    Celtic Heritage von Alwyn und
Brinley Rees. Thames and Hudson, London 1961.
     
    The Celtic Realms von Myles Dillon
und Nora Chadwick.
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