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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren
Autoren: Robert Gordian
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Chlodwig den alten Droc, der zu den bevorzugten Männern seines Vaters gehört hatte, nicht auf der Stelle seinen Zorn spüren ließ. Als König musste er sich bezähmen, nicht zuletzt wegen der Anwesenheit des Kirchenmannes. Den Krug hatte er von einem Feinschmied kunstvoll reparieren lassen und Remigius außerdem noch aus seinem eigenen Beuteanteil entschädigt.
    Wer aber entschädigte ihn selbst für jenen schrecklichen Augenblick der Schwäche und Machtlosigkeit?
    Seitdem argwöhnte Chlodwig hinter Ungehorsam und Widersetzlichkeit vor allem den Einfluss Drocs. Er hatte auch Beweise dafür.
    Wenn er ins Gefolgschaftsquartier kam, sah er den Graubart nie bei der Waffenpflege, sondern fast immer nur beim Würfeln. Es wurden ihm Reden des Droc zugetragen, dass verdiente Gefolgsleute nicht zu Ansehen und einem Truppenkommando kämen, während ein Sklave, dessen Sklave der König sei, den Oberbefehl erhalte. Die Aufforderung, einen Mansus Land zu übernehmen, wies Droc zurück – er sei kein Maulwurf und nicht geboren, um in der Erde zu wühlen.
    Für seinen heldenmütigen Hieb auf den Krug ließ er sich in den Schenken feiern. Er zerschlug zur Veranschaulichung noch mehrere Krüge aus Ton und ritt dann auf den Schultern seiner Zechkumpane zurück ins Quartier. Kaum ein Tag verging im Laufe des Winters, an dem er nicht irgendwie von sich reden machte.
    ***
    Der März begann stürmisch und regnerisch, doch nach wenigen Tagen kam die Sonne heraus, und mildes Frühlingswetter setzte sich durch. Das Schlachtfeld vom vergangenen Jahr verwandelte sich in ein Marsfeld, auf dem die erste Heerschau des Jahres stattfand.
    Da lagen zwischen verharschtem Schnee noch Totenschädel und Knochen. Man fand auch noch manches, was brauchbar war.
    Die Legionen marschierten jetzt wieder mit ihren Adlern auf. Die Manipel in der vorgeschriebenen Kampfstärke von zweihundert Mann formierten sich zu langen Reihen. Das Metall der Helme, Schilde und Lanzen glänzte im Sonnenlicht.
    Wie Chlodwig es wünschte, war seine fränkische Gefolgschaft zusammengeblieben. Doch Baddo hatte durchgesetzt, dass sie nicht mehr in Haufen beliebiger Stärke antrat, die aus Männern derselben Sippe gebildet waren, sondern ebenfalls nach römischem Vorbild zu taktischen Kampfeinheiten geordnet. Daran konnte sich mancher noch nicht gewöhnen, er stellte sich trotzdem wieder zu seinen Verwandten. Die berittenen Anführer sprengten suchend umher und hatten einige Mühe, die eigensinnigen Stammeskrieger in ihre neuen Abteilungen zurückzutreiben.
    Der König schritt langsam die Reihen ab und ließ sich die Waffen zeigen. Zu prüfen, dass die Männer den Winter genutzt und ihr Kriegsgerät gründlich gewartet hatten, war seine Pflicht. Chlodwig erfüllte sie mit Sorgfalt und Strenge und beschränkte sich nicht nur auf Stichproben.
    Er nahm sich viel Zeit, die Musterung dauerte mehrere Tage. Bei der Ersten Legion begann er, alle anderen mussten zwar antreten, aber warten, bis er sich ihnen zuwandte. Er duldete keinen Rostfleck auf einem Schwert, er maß die Länge und Dicke der Wurfspieße, er prüfte die metallenen Spitzen und die Schärfe der Schneiden. Er ließ sich sogar die Bleigeschosse der Wurfschleudern zeigen, und ein Zenturio, der hinter ihm ging, musste mit einer Waage feststellen, ob das Gewicht stimmte.
    Stellte er kleinere Mängel fest, befahl er dem Mann, den Schaden sofort zu beheben und sich dann wieder zu melden. Überall ringsum wurde gehämmert, gebohrt, geschliffen, geputzt. Waren die Mängel zu arg, tadelte Chlodwig den Vorgesetzten und übergab ihm den Schuldigen zur Bestrafung. Gewöhnlich setzte es dann Prügel. Jede Abteilung, deren Waffen in Ordnung waren, durfte abmarschieren und zurück ins Quartier gehen.
    Zu seinen Franken kam der König zuletzt. Er ließ sie warten, um ihre Geduld zu prüfen. Während er bei den anderen stand, beobachtete er sie aus der Entfernung. Was er sah, bereitete ihm eine grimmige Genugtuung.
    Da bildeten sich schon wieder Gruppen um die alten, großmäuligen Schlagetots. Da wurde genörgelt, gehöhnt und gehetzt. Beschwerden wurden ihm zugetragen, sogar mit Drohungen untermischt. Wenn sich der König so liebevoll und ausdauernd um seine neuen Krieger, die »Römer«, kümmere, brauche er wohl die alten Getreuen nicht mehr, die ihm die Herrschaft erstritten hatten. Einige rieten sogar, abzumarschieren und nach Tournai zurückzukehren. Das sah schon fast nach Revolte aus. Und nicht schwer war es, den Lautesten unter
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