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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Ihnen: Sie werden mich nie schlagen. Wenn Sie so clever sind, mich zu zerstören, seien Sie versichert, daß ich Ihnen dasselbe zufügen werde.‹
      ›Sie haben mir einige Komplimente gemacht, Mr. Moriarty‹, sagte ich. ›Lassen Sie mich eines zurückgeben: Wenn mir ersteres gelänge, würde ich, um dem Interesse der Öffentlichkeit zu dienen, letzteres freudig hinnehmen.‹
      ›Ich kann Ihnen nur das eine versprechen‹, knurrte er, kehrte mir seinen runden Rücken zu und ging, blinzelnd um sich spähend, aus dem Zimmer.
      Das war meine sonderbare Unterhaltung mit Professor Moriarty. Ich gestehe, daß sie mich un angenehm beeindruckt hat. Seine sanfte, bestimmte Art zu reden hinterließ bei mir die Überzeugung, daß er es ernst meinte, was ein einfacher Schreihals nie geschafft hätte. Natürlich werden Sie sagen: Warum lassen Sie nicht die Polizei Vorsichtsmaßnahmen gegen ihn ergreifen? Das tue ich aus dem Grund nicht, weil ich davon überzeugt bin, daß einer seiner Agenten den Schlag gegen mich führen wird. Dafür habe ich schlagende Beweise.«
      »Man hat Sie also schon angegriffen?«
      »Mein lieber Watson, Professor Moriarty ist nicht der Mann, der wartet, bis Gras unter seinen Füßen wächst. Gegen Mittag ging ich aus dem Haus, um ein Geschäft in der Oxford Street zu erledigen. Beim Überqueren der Straße an der Ecke Bentinck Street und Welbeck Street raste eine zweispännige Kutsche wie der Blitz auf mich zu. Ich sprang auf das Trottoir zurück und konnte mich um Haaresbreite retten. Der Wagen stürmte aus Richtung Marylebone Lane heran und war im Nu verschwunden. Danach blieb ich auf dem Gehsteig, Watson, aber als ich die Vere Street entlangspazierte, fiel von einem der Häuser ein Ziegelstein und zersplitterte zu meinen Füßen. Ich rief nach der Polizei und ließ das Haus überprüfen. Auf dem Dach waren Schieferplatten und Ziegelsteine für eine Reparatur gestapelt, man wollte mich glauben machen, es läge am Wind, daß ein Stein herunterfiel. Natürlich wußte ich es besser, konnte aber nichts beweisen. Ich nahm eine Kutsche zur Wohnung meines Bruders in der Pall Mall, wo ich den Tag über blieb. Auf dem Weg zu Ihnen wurde ich von einem Raufbold mit einem Totschläger angerempelt. Ich schlug ihn nieder, und die Polizei nahm ihn in Gewahrsam. Aber ich kann mit absoluter Gewißheit voraussagen, daß sich zwischen dem Gentleman, dessen Schneidezähne ich mit meinen Knöcheln bearbeitete, und dem Mathematikprofessor außer Diensten, der an die zehn Meilen entfernt auf einer Wandtafel rechnerische Probleme löst, nie eine Verbindung wird herstellen lassen. Nun werden Sie verstehen, Watson, daß ich als erstes, nachdem ich Ihre Wohnung betreten hatte, die Läden schloß, und weshalb ich Sie um Erlaubnis bat, das Haus durch einen weniger auffälligen Ausgang als die Vordertür verlassen zu dürfen.«
      Ich hatte oft den Mut meines Freundes bewundert, aber nie mehr als jetzt, da er dort saß und ruhig eine Serie von Zwischenfällen abhakte, die zusammengenommen einen Tag voller Schrecken ergaben.
      »Wollen Sie die Nacht über hierbleiben?« fragte ich.
      »Nein, mein Freund, es könnte sich herausstellen, daß ich ein zu gefährlicher Gast bin. Mein Plan steht fest, und alles wird gut werden. Die Dinge sind so weit fortgeschritten, daß sie sich, was die Verhaftung angeht, ohne mein Zutun vollenden, wenn auch zur Verurteilung meine Gegenwart erforderlich sein wird. Es ist also offensichtlich, daß ich nichts Besseres tun kann, als die wenigen Tage, bis die Polizei in Aktion tritt, au ßerhalb der Stadt zu verbringen. Es wäre mir deshalb eine große Freude, wenn Sie mich auf den Kontinent begleiten könnten.«
      »Die Praxis ist ruhig«, sagte ich, »und ich habe eine passende Vertretung. Ich fahre gern mit Ihnen.«
      »Gleich morgen früh?«
      »Wenn es nötig ist.«
      »O ja, es ist sehr nötig. Und nun, Watson, meine Anweisungen, die ich Sie bis zum letzten zu erfüllen bitte, denn Sie und ich spielen jetzt im Doppel gegen den gerissensten Schurken und das mächtigste Verbrechersyndikat Europas. Hören Sie also! Sie werden heute abend noch das Gepäck, das Sie zu benötigen glauben, durch einen verläßlichen Mann zur Victoria Station expedieren lassen, allerdings ohne das Reiseziel zu nennen. Morgen früh soll dieser Mann dann einen Hansom mieten, aber nicht den ersten besten nehmen, der sich anbietet. In den Hansom springen Sie schnell hinein und fahren in
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