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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2
Autoren: Arthur Conan Doyle
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und wir machten uns auf den Weg nach King’s Pyland.
      »Eine perfektere Mischung aus Angeber, Feigling und Kriecher als Master Silas Brown ist mir selten begegnet«, bemerkte Holmes, als wir dahingingen.
      »Er hat also das Pferd?«
      »Er hat versucht mich niederzubrüllen, aber ich habe ihm so exakt beschrieben, was er an dem Morgen tat, daß er überzeugt war, ich hätte ihn beobachtet. Natürlich ist Ihnen bei den Abdrücken aufgefallen, daß die Schuhkappen eckig waren, und seine Stiefel entsprachen dem genau. Kein Untergebener wiederum hätte dergleichen zu tun gewagt. Ich habe ihm ausgemalt, wie er, da er gewohnheitsgemäß als erster im Stall war, ein fremdes Pferd über das Moor irren sah; wie er hinging und zu seinem Erstaunen an der Blesse, nach der man dem Favoriten den Namen gegeben hat, erkannte, daß der Zufall ihm das Pferd in die Hände gespielt hatte, das als einziges dasjenige schlagen konnte, auf das er sein Geld gesetzt hatte. Dann stellte ich ihm vor, wie seine erste Anwandlung die gewesen sei, es nach King’s Pyland zurückzubringen, wie ihm aber der Teufel gezeigt hatte, wie er es verstecken konnte, bis das Ren nen vorüber war, und auf welche Weise er es dann in Capleton verbarg. Ich habe ihm jede Einzelheit beschrieben, und da gab er auf und dachte nur noch daran, seine Haut zu retten.«
      »Aber die Ställe hier sind doch durchsucht worden.«
      »Oh, so ein alter Roßtäuscher kennt viele Kniffe.«
      »Aber haben Sie denn keine Angst, das Pferd in seiner Gewalt zu lassen, da er doch alles Interesse daran hat, ihm etwas anzutun?«
      »Mein lieber Junge, er wird es wie seinen Augapfel hüten. Er weiß, daß seine einzige Hoffnung auf Gnade darin besteht, es heil wieder vorzuzeigen.«
      »Colonel Ross macht auf mich nicht den Eindruck eines Mannes, der viel Großmut an den Tag legt.«
      »Das ist nicht Colonel Ross’ Angelegenheit. Ich lasse mich von meinen eigenen Methoden leiten und erzähle so viel oder so wenig, wie ich will. Das ist der Vorteil, wenn man privat arbeitet. Ich weiß nicht, ob Sie es beobachtet haben, Watson, aber das Benehmen des Colonel war ein wenig hochfahrend. Ich bin entschlossen, mich auf seine Kosten etwas zu amüsieren. Sagen Sie ihm nichts über das Pferd.«
      »Nicht ohne Ihre Erlaubnis.«
      »Das alles ist natürlich eine Bagatelle, verglichen mit der Frage, wer John Straker getötet hat.«
      »Und der wollen Sie sich jetzt widmen?«
      »Im Gegenteil, wir beide fahren mit dem Nachtzug nach London zurück.«
      Durch die Worte meines Freundes war ich wie vom Donner gerührt. Wir befanden uns erst einige Stunden in Devonshire, und daß er eine Untersuchung, die so glänzend begonnen hatte, aufgeben wollte, schien mir ganz unbegreiflich. Nicht ein einziges Wort konnte ich ihm noch entlocken, bis wir wieder im Haus des Trainers waren. Der Colonel und der Inspektor erwarteten uns im Wohnzimmer.
      »Mein Freund und ich fahren mit dem Expreß gegen Mitternacht in die Stadt zurück«, sagte Holmes. »Wir sind entzückt, daß wir von Ihrer herrlichen Dartmoorluft schnuppern konnten.«
      Der Inspektor riß die Augen auf, und die Lippen des Colonel verzogen sich zu einem höhnischen Lächeln.
      »Sie haben es also aufgegeben, den Mörder von John Straker zu verhaften«, sagte der Colonel.
      Holmes zuckte die Achseln. »Dem stehen sicherlich ernste Schwierigkeiten entgegen«, sagte er. »Ich bin jedoch voller Hoffnung, daß Ihr Pferd am Dienstag starten wird, und ich bitte Sie, Ihren Jockey bereitzuhalten. Könnte ich wohl eine Fotografie von John Straker haben?«
      Der Inspektor nahm eine aus einem Kuvert und gab sie ihm.
      »Mein lieber Gregory, Sie kommen allen meinen Wünschen zuvor. Ich möchte Sie bitten, hier ein Weilchen zu warten, ich habe eine Frage, die ich dem Dienstmädchen stellen möchte.«
      »Ich muß schon sagen, daß ich von Ihrem Londoner Berater ziemlich enttäuscht bin«, sagte Colonel Ross grob, als mein Freund den Raum verlassen hatte. »Ich sehe nicht, daß wir ein bißchen weitergekommen sind, seit er hier ist.«
      »Wenigstens haben Sie die Versicherung, daß Ihr Pferd laufen wird«, sagte ich.
      »Ja, ich habe seine Versicherung«, sagte der Colonel und zuckte die Schultern. »Mir wäre lieber, ich hätte das Pferd.«
      Ich wollte schon eine Antwort geben, um meinen Freund zu verteidigen, als dieser wieder den Raum betrat.
      »Jetzt, meine Herren«, sagte er, »bin ich
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