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Die Memoiren des Grafen

Die Memoiren des Grafen

Titel: Die Memoiren des Grafen
Autoren: Agatha Christie
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tut er das nicht!», lachte Anthony.
    Er zog sie zärtlich an sich, küsste ihre Augenlider, ihre Lippen, das Gold ihrer Haare…
    «Ich liebe dich, Virginia», flüsterte er. «Ich liebe dich so heiß und innig. Liebst du mich auch?»
    Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter, und ganz langsam, mit vor Glück zitternder Stimme gab sie zur Antwort:
    «Ich kann dich nicht leiden!»
    «Kleiner Teufel du», rief Anthony und küsste sie wieder und wieder. «Jetzt ist mir klar, warum ich dich mein Leben lang lieben muss.»

31
     
    D ie Szene spielt sich am Donnerstag, 11 Uhr vormittags, ab. Johnson, der Polizist, hat seine Jacke ausgezogen und gräbt.
    Etwas wie Begräbnisstimmung liegt in der Luft. Die Freunde und Verwandten stehen um das Grab herum, das Johnson aushebt.
    George Lomax sieht aus wie der Haupterbe des Verstorbenen.
    Inspektor Battle, mit seinem unbeweglichsten Gesicht, macht den Eindruck völliger Zufriedenheit über das Gelingen seiner Anordnungen, denn er ist der Unternehmer. Lord Caterham hat den feierlichen, etwas verlegenen Blick, den Engländer bei religiösen Zeremonien aufsetzen.
    Mr Fish passt am wenigsten ins Bild. Er zeigt nicht den erforderlichen Ernst.
    Johnson beugt sich über das Grab. Plötzlich richtet er sich auf. Seine Erregung überträgt sich auf alle Teilnehmer der Zeremonie.
    «Das genügt, mein Sohn», näselt Mr Fish. «Jetzt werden wir es schaffen.» Man sieht, dass er die Stelle des Familienarztes einnimmt.
    Johnson zieht sich zurück. Mr Fish neigt sich feierlich über das Grab – der Chirurg bereitet die Operation vor.
    Er hebt ein kleines Segeltuchpäckchen heraus. Formell überreicht er es Inspektor Battle. Dieser händigt es seinerseits George Lomax aus. Die Etikette ist gewahrt.
    George Lomax löst die Verschnürung des Päckchens, hebt ein kleines Bündelchen in Ölpapier heraus, schält eine weitere Verpackung ab. Einen Augenblick lang hält er etwas in der Höhlung seiner Hand verborgen – dann hüllt er den Gegenstand hastig wieder in Watte ein.
    «Ich segne diesen glücklichen Moment», beginnt er mit der Ausdrucksweise des geübten Redners.
    Lord Caterham zieht sich hastig, doch unauffällig zurück. Auf der Terrasse findet er seine Tochter.
    «Bundle, ist dein Wagen in Ordnung?»
    «Selbstverständlich – weshalb?»
    «Fahr mich schnellstens in die Stadt. Ich verreise augenblicklich!»
    «Aber Vater –»
    «Streite nicht mit mir, Bundle. George Lomax hat mir heute vor der großen Zeremonie zugeflüstert, dass er unter vier Augen mit mir sprechen möchte – in einer äußerst geheimen Angelegenheit. Der König von Timbuktu trifft nächstens in London ein. Bundle, ich mache nicht mehr mit! Wenn Chimneys der Nation so unentbehrlich ist, soll sie es doch kaufen! Sonst vermiete ich es an einen Grundstücksmakler, und dieser mag meinetwegen ein Hotel daraus machen.»
    Bundle zeigt sich der Lage durchaus gewachsen.
    «Wo ist der Stockfisch jetzt?»
    «Augenblicklich», sagt der Lord und blickt auf seine Uhr, «hat er noch für mindestens eine Viertelstunde mit dem Empire zu tun.»
    Und gleichzeitig nähert sich George Lomax’ Vortrag seinem Ende.
    «… dauernder Friede und Wohlergehen des britischen Empire!»
    «Mir scheint», sagt Mr Hiram Fish sotto voce zu sich selbst und der übrigen Menschheit, «das war eine ganz vergnügliche Woche!»

Die Agatha-Christie-Story
     
    «Um die Wahrheit zu sagen, ich hatte Das fehlende Glied in der Kette vollständig vergessen. Das Manuskript hatte wohl an die zwei Jahre beim Verlag The Bodley Head gelegen, aber in den ereignisreichen Tagen des Waffenstillstandes, den Tagen vor Archies Heimkehr und dem Beginn unseres gemeinsamen Lebens waren Dinge wie Schriftstellerei und Manuskripte völlig aus meinen Gedanken verschwunden.» So Agatha Christie in ihrer Autobiografie. Verbürgt ist, dass die «Queen of Crime» ihren ersten Kriminalroman 1916 niederschrieb. Die Christie-Legende erzählt folgende Geschichte: Es begann vor gut 80 Jahren – Ende 1916 in einem Krankenhaus in England: Während Kriegsverwundete und Kranke leise im Schlaf stöhnten, saß die Nachtschwester Agatha Christie in ihrer Ecke und grübelte. Aus der Krankenhausapotheke war eine größere Dosis Arsen verschwunden. Wo war das Gift geblieben? Man müsste Detektiv sein, aber für extravagante Wünsche hatte es in ihrer konservativen Familie nie Platz gegeben. Agatha wollte als Teenager zur Bühne, in Paris versuchte sie sich für kurze Zeit in Gesang und Tanz. Dann kam
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