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Die Memoiren des Grafen

Die Memoiren des Grafen

Titel: Die Memoiren des Grafen
Autoren: Agatha Christie
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vor.
    «Sie war auf der Suche nach dem Stein, behaupten Sie», begann er. «Wäre es aber nicht möglich, dass sie ihren Komplizen treffen wollte – König Victor, der über die Terrasse kam? Eh? Was haben Sie dazu zu sagen?»
    Anthony seufzte.
    «Immer noch die alte Leier, mein lieber Lemoine? Wie dickköpfig Sie doch sind! Wollen Sie auch meine Andeutung nicht verstehen, dass ich noch einen Trumpf in den Händen halte?»
    Lemoine öffnete den Mund zu einer scharfen Antwort, als George, dessen Geist langsam arbeitete, herausplatzte: «Ich verstehe noch immer kein Wort. Wer war diese Frau, Baron? Sie haben sie tatsächlich erkannt?»
    Aber der Baron stand starr und unbeweglich da.
    «Sie sich irren, Mr Lomax. Ich nie habe gesehen diese Dame zuvor. Sie mir ist völlig fremd.»
    «Aber –» George Lomax blickte ihn verblüfft an.
    Der Baron fasste ihn am Arm und zog ihn in die hinterste Ecke des Raumes, wo er ihm ein paar Worte ins Ohr flüsterte. Anthony beobachtete die beiden mit geheimem Vergnügen. Das Gesicht des braven George rötete sich zusehends, seine Augen traten heraus, und er schien einem Schlaganfall nahe. Ein paar gemurmelte Worte drangen an Anthonys Ohr.
    «Sicherlich – sicherlich – völlig unnötig – würde die Lage komplizieren – absolute Diskretion –»
    «Ah!», rief Lemoine plötzlich und schlug mit der Faust hart auf den Tisch. «Das geht mich alles nichts an! Der Mord an Fürst Michael ist nicht meine Sache. Ich will nur König Victor haben!»
    Anthony schüttelte freundlich den Kopf.
    «Tut mir leid für Sie, Lemoine. Sie sind wirklich ein tüchtiger Bursche. Aber trotzdem verlieren Sie dieses Spiel. Ich werde jetzt meine Trumpfkarte ausspielen.»
    Er durchquerte das Zimmer und klingelte. Tredwell trat sogleich ein.
    «Tredwell, heute Abend ist doch ein Herr mit mir gekommen.»
    «Jawohl, Sir – ein ausländischer Herr.»
    «Stimmt. Wollen Sie ihn bitten, sofort hierherzukommen?»
    «Sehr wohl, Sir.» Tredwell zog sich zurück.
    «Folgt Auftritt des geheimnisvollen Monsieur X», bemerkte Anthony. « Wer ist es? Kann jemand raten?»
    «Wenn ich zwei und zwei zusammenzähle», meinte Mr Isaacstein, «Ihre Andeutungen heute früh und Ihr Verhalten heute Abend, dann scheint mir darüber kein Zweifel zu bestehen. Irgendwie ist es Ihnen gelungen, des Prinzen Nikolaus von Herzoslowakien habhaft zu werden.»
    «Sind Sie der gleichen Ansicht, Baron?»
    «Ich denke ja, wenn es nicht ist ein Betrüger. Aber das ich glaube nicht. Mir gegenüber Sie sind gewesen immer korrekt.»
    «Danke bestens, Baron. Ich werde diese Worte nicht vergessen. – Sie sind also ausnahmslos derselben Auffassung?»
    Seine Augen glitten über alle Gesichter. Einzig Lemoines Blick heftete sich starr auf den Tisch.
    «Und dennoch, meine Herrschaften», sagte er mit eigenartigem Lächeln, «dennoch irren Sie sich alle!»
    Raschen Schrittes ging er zur Tür und riss sie auf.
    Ein Mann stand auf der Schwelle, ein Mann mit zierlichem schwarzem Bärtchen, einer Brille und etwas geckenhaftem Aussehen, das nur durch eine breite Binde um die Stirn Einbuße erlitt.
    «Gestatten Sie mir, Ihnen den echten Monsieur Lemoine von der Sûreté in Paris vorzustellen!»
    Man hörte ein Rascheln, ein Handgemenge, und dann erklang die nasale Stimme von Mr Hiram Fish sanft und bestimmt von der Balkontür her:
    «Nein, nein, mein Freund, nicht durch das Fenster. Sehen Sie, ich stehe schließlich schon den ganzen Abend hier, um Ihnen den Rückzug unmöglich zu machen. Ich habe Sie genau in der Schusslinie. Vergessen Sie nicht, dass ich nach England gekommen bin, um Sie zu fassen – und ich habe Sie gefasst. Aber ich muss gestehen, dass Sie ein harter Brocken waren.»

29
     
    « S ie schulden uns eine Erklärung, Mr Cade», bemerkte Mr Isaacstein etwas später.
    «Es gibt gar nicht viel zu erklären», lächelte Anthony. «Ich fuhr nach Dover, und Mr Fish folgte mir, weil er glaubte, ich sei König Victor. Dort fanden wir einen geheimnisvollen Fremden, verwundet und gefangen, und sobald wir seine Geschichte gehört hatten, wussten wir auch, woran wir waren. Es handelte sich wiederum um den gleichen Trick: Der richtige Mann wird gefangen, der falsche – in diesem Fall König Victor persönlich – nimmt seinen Platz ein. Aber wie es scheint, war Inspektor Battle von Anfang an etwas misstrauisch gegenüber seinem französischen Kollegen, und daher kabelte er nach Paris, um Monsieur Lemoines Fingerabdrücke und andere Merkmale für seine
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