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Die Memoiren des Grafen

Die Memoiren des Grafen

Titel: Die Memoiren des Grafen
Autoren: Agatha Christie
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Ihrer englischen Mutter ähnlich. Von Anfang an ich habe mir gesagt: Dieser junge Mann ist von der einen oder anderen Seite her sehr hochgeboren.»
    «Sie haben sich immer auf mein Wort verlassen, Baron», lächelte Anthony. «Seien Sie versichert, dass ich das in Zukunft nicht vergessen werde.»
    Dann blickte er zu Inspektor Battle hinüber, der mit völlig ausdruckslosem Gesicht dasaß.
    «Sie werden verstehen, Battle, dass meine Lage sehr schwierig war. Von allen Anwesenden zur Zeit des Mordes hatte ich sicher das stärkste Motiv, Fürst Michael aus dem Weg zu räumen, da ich ja der nächste Thronanwärter war. Ich hatte die ganze Zeit eine höllische Angst vor Ihnen. Es war klar, dass Sie mich verdächtigten, aber Sie konnten kein Motiv für mich finden.»
    «Ich habe keine Sekunde angenommen, dass Sie ihn töteten, Sir», entgegnete der Inspektor. «Wir haben ein gutes Gefühl für solche Dinge. Aber ich war mir klar, dass Sie mit etwas hinterm Berge hielten. Hätte ich früher gewusst, wer Sie sind, dann wäre ich wahrscheinlich doch gezwungen gewesen, Sie zu verhaften.»
    «Ich bin froh, dass es mir gelang, wenigstens eine Sache vor Ihnen zu verheimlichen. Sie haben sonst wahrlich genug aus mir herausgequetscht. Sie verstehen verdammt viel von Ihrem Geschäft, Battle. Ihretwegen werde ich mich Scotland Yards immer mit Respekt erinnern.»
    «Erstaunlich», brummte George, «die erstaunlichste Geschichte, die mir je untergekommen ist. Ich kann sie tatsächlich immer noch nicht ganz glauben. Sind Sie fest überzeugt, Baron –»
    «Mein bester Mr Lomax», entgegnete Anthony mit leichter Schärfe, «ich habe nicht die Absicht, Ihr Ministerium zu einer Unterstützung meines Thronanspruchs zu veranlassen, ohne die überzeugendsten Dokumente vorzulegen. Ich schlage vor, wir vertagen nun unsere Sitzung, und Sie selbst, Mr Isaacstein, der Baron und ich besprechen die Bedingungen für das Darlehen.»
    Der Baron erhob sich und schlug die Hacken zusammen.
    «Es wird sein der stolzeste Tag meines Lebens, Sir», sagte er feierlich, «wenn Sie aufsetzen die Krone von Herzoslowakien.»
    «Ach, nebenbei, Baron», meinte Anthony leichthin, indem er seine Hand unter den Arm des Barons schob: «Ich vergaß, etwas zu erwähnen. Die Sache hat nämlich noch einen kleinen Haken. Ich bin nämlich verheiratet.»
    Der Baron fuhr einen Schritt zurück. Entsetzen malte sich auf seinem Gesicht.
    «Guter Gott im Himmel», stöhnte er. «Er hat geheiratet eine Schwarze in Afrika.»
    «So schlimm ist es nun auch wieder nicht», lachte Anthony. «Meine Frau ist vollkommen weiß – weiß bis ins Tiefste ihrer Seele.»
    «Gut. Dann es kann sein eine morganatische Ehe.»
    «Unter keinen Umständen. Sie wird meine Königin sein. – Es nützt Ihnen gar nichts, den Kopf zu schütteln, Baron. Sie ist die Tochter eines englischen Peers, dessen Ahnentafel bis zu Wilhelm dem Eroberer zurückgeht. Heutzutage ist es sehr modern, dass sich Könige mit Angehörigen des Hochadels verheiraten. Außerdem kennt meine Frau Herzoslowakien.»
    «Guter Gott», schrie George Lomax, «doch nicht – doch nicht Virginia Revel?»
    «Jawohl», erklärte Anthony kühl. «Virginia Revel.»
    «Mein lieber Junge», rief Lord Caterham aus, «das heißt – ich meine – Hoheit, ich gratuliere Ihnen! Ich gratuliere Ihnen von Herzen! Virginia Revel ist eine herrliche Frau.»
    «Danke, Lord Caterham», entgegnete Anthony sehr ernst. «Das ist sie – und noch viel mehr.»
    Mr Isaacstein betrachtete ihn neugierig.
    «Verzeihen Sie meine Frage, Hoheit, aber wann fand diese Hochzeit statt?»
    Anthony lächelte zurück.
    «Um genau zu sein, heiratete ich sie erst heute Morgen.»

30
     
    « W enn Sie bitte vorausgehen wollen, meine Herren, ich folge Ihnen sogleich», sagte Anthony.
    Er wartete, bis die anderen verschwunden waren, und wandte sich dann an Inspektor Battle, der anscheinend völlig geistesabwesend die Täfelung studierte.
    «Nun, Battle? Sie wollten mich doch noch etwas fragen, nicht wahr?»
    «Tatsächlich, Sir, obwohl ich nicht verstehe, wie Sie das wissen konnten. Aber ich habe immer behauptet, Sie seien sehr rasch im Verstehen. Ich nehme an, dass die verstorbene – Dame die einstige Königin Varaga war?»
    «Ganz richtig, Battle. Aber ich hoffe, dass sich das niederschlagen lässt. Man gräbt nicht gern Familienskelette aus.»
    «Verlassen Sie sich in dieser Hinsicht ruhig auf George Lomax.»
    Der Inspektor grinste. «Kein Mensch wird das jemals
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