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Die Memoiren des Grafen

Die Memoiren des Grafen

Titel: Die Memoiren des Grafen
Autoren: Agatha Christie
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Wagenfenster blickte. Es waren genau vierzehn Jahre vergangen, seit Anthony zum letzten Mal in London gewesen war.
    Er erreichte das Hotel, nahm ein Zimmer und machte dann einen kurzen Bummel durch die Stadt. Es war doch schön, wieder einmal in London zu sein. Natürlich hatte sich vieles verändert. Hier war früher ein kleines Kaffeehaus gewesen, wo er mit seinen damaligen Freunden oft gesessen hatte.
    Er lenkte seine Schritte wieder zum Hotel zurück. Als er eben die Straße überqueren wollte, stieß er mit einem Mann zusammen, sodass er beinahe das Gleichgewicht verlor. Der Mann murmelte eine Entschuldigung, während seine Augen scharf das Gesicht vor ihm prüften. Es war ein gedrungener, massiger Mann, eher einfach, aber er hatte etwas Fremdartiges an sich.
    Anthony ging zurück ins Hotel, während er überlegte, was dieser scharfe Blick wohl zu bedeuten hatte. Wahrscheinlich gar nichts. Vermutlich fiel nur sein braungebranntes Gesicht diesen bleichen Städtern auf und hatte daher die Neugierde des Mannes erregt.
    Als er London verließ, war er erst achtzehn Jahre alt gewesen, ein sanfter, pausbäckiger Junge. Es war nicht anzunehmen, dass dieser Junge in dem mageren, braungebrannten Mann mit dem spöttischen Ausdruck wiedererkannt würde.
    Das Telefon neben dem Bett schrillte, und Anthony nahm den Hörer ab.
    «Hallo!»
    Die Stimme des Empfangschefs antwortete. «Mr James McGrath?»
    «Am Apparat.»
    «Hier ist ein Herr, der Sie zu sprechen wünscht.»
    Anthony war sehr überrascht. «Mich sprechen?»
    «Ja, Sir, ein ausländischer Herr.»
    «Wie heißt er?»
    Es gab eine kleine Pause, dann sagte der Empfangschef: «Ich schicke einen Pagen mit der Karte hinauf.»
    Anthony legte den Hörer auf und wartete. Nach kurzer Zeit klopfte es, und der Page erschien mit einer Karte auf dem Silbertablett.
    Anthony ergriff die Karte. Sie trug, in kunstvoll ziselierten Buchstaben, den Namen:
     
    Baron Lolopretjzyl
     
    Jetzt verstand Anthony das Zögern des Empfangschefs vollauf. Einen Augenblick studierte er die Karte, dann entschloss er sich:
    «Führen Sie den Herrn herauf.»
    «Sehr wohl, Sir.»
    Kurz darauf wurde Baron Lolopretjzyl ins Zimmer geführt, ein dicker Mann mit einem riesigen, fächerartigen Bart und hoher, kahler Stirn.
    Er schlug seine Hacken knallend zusammen und verneigte sich.
    «Mr McGrath?», fragte er.
    Anthony ahmte seine Bewegungen so gut als möglich nach.
    «Baron», sagte er. Dann zog er einen Stuhl heran. «Bitte setzen Sie sich doch. Ich glaube nicht, dass ich das Vergnügen habe, Sie zu kennen.»
    «So ist es», bestätigte der Baron, während er sich setzte. «Zu meinem Bedauern», fügte er höflich hinzu.
    «Auch ich bedaure das», antwortete Anthony im gleichen Ton.
    «Lassen Sie uns kommen sofort zu Geschäft», sagte der Baron. «Ich in London vertrete die Partei der Loyalisten von Herzoslowakia.»
    «Sie vertreten sie sicher ausgezeichnet», murmelte Anthony.
    Der Baron verneigte sich dankend für das Kompliment.
    «Sie zu liebenswürdig sind», sagte er steif. «Mr McGrath, ich will sein ganz offen mit Sie. Der Moment ist gekommen, um wieder zu errichten die Monarchie, die verwaist ist seit dem schrecklichen Mord an Seiner Majestät König Nikolaus IV. Auf den Thron wird gelangen Seine Hoheit Fürst Michael, welcher hat die Unterstützung der englischen Regierung.»
    «Großartig», meinte Anthony. «Es ist sehr liebenswürdig von Ihnen, mir das alles zu erzählen.»
    «Alles sein vorbereitet – und jetzt Sie kommen, um zu machen Unruhe.» Der Baron fixierte Anthony mit starrem Blick.
    «Aber mein bester Baron», protestierte Anthony.
    «Doch, doch, ich genau weiß, wovon ich spreche. Sie führen bei sich die Memoiren des Grafen Stylptitch.»
    «Und selbst wenn dem so wäre – was haben die Memoiren des Grafen mit Fürst Michael zu tun?»
    «Es wird geben großen Skandal. Von vielen Staatsgeheimnissen Stylptitch wusste. Ein kleiner Teil davon genügt, um zu bringen neue Revolution in mein Land.»
    «Nun, nun», begütigte Anthony, «es wird wohl nicht so schlimm sein.»
    «Sie nicht verstehen», gestikulierte der Baron, «Sie gar nicht verstehen. Und meine Lippen, sie sind versiegelt.» Er seufzte.
    «Was befürchten Sie eigentlich?», fragte Anthony.
    «Bis ich gesehen habe die Memoiren, ich nicht kann sagen genau», erklärte der Baron einfach. «Aber sie sein gefährlich. Diese Diplomaten nie sind verschwiegen. Und das Kartenhaus, es wird einstürzen, wie man hier
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