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Die Meistersinger von Nürnberg

Die Meistersinger von Nürnberg

Titel: Die Meistersinger von Nürnberg
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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ängstlich wieder ein) :
Wohn' ich erträglich im selbigen Raum,
hol' Gold und Frucht – Bleisaft und Wucht.
(Er lugt in das Blatt.)
Mich holt am Pranger – der Verlanger –
auf luft'ger Steige kaum – häng' ich am Baum.«
    (Er wackelt wieder sehr; sucht im Blatt zu lesen, vermag es nicht,' ihm schwindelt, Angstschweiß bricht aus.)
    Das Volk: Schöner Werber! Der find't wohl seinen Lohn:
bald hängt er am Galgen; man sieht ihn schon.
    Kothner (zu Nachtigall) :
Was soll das heißen?
    Zorn, Eißlinger, Nachtigall: Was soll das heißen?
    Vogelgesang, Moser, Kothner: Ist er nur toll?
    Foltz, Schwarz: Wie? Ist er nur toll?
    Zorn, Eißlinger, Vogelgesang, Moser, Nachtigall, Kothner: Sein Lied ist ganz von Unsinn voll!
    Ortel, Foltz, Schwarz: Alles von Unsinn voll!
    Beckmesser (rafft sich verzweiflungsvoll und ingrimmig auf) :
»Heimlich mir graut,
weil hier es munter will hergeh'n:
an meiner Leiter stand ein Weib,
sie schämt' und wollt' mich nicht beseh'n.
Bleich wie ein Kraut
umfasset mir Hanf meinen Leib; –
mit Augen zwinkend – der Hund blies winkend –
was ich vor langem verzehrt –
wie Frucht, so Holz und Pferd –
vom Leberbaum.«
    (Alles bricht in ein dröhnendes Gelächter aus.)
    Beckmesser (verläßt wütend den Hügel und stürzt auf Sachs zu) :
Verdammter Schuster, das dank' ich dir!
Das Lied, es ist gar nicht von mir.
Von Sachs, der hier so hoch verehrt,
von Eurem Sachs ward mir's beschert!
Mich hat der Schändliche bedrängt,
sein schlechtes Lied mir aufgehängt.
    (Er stürzt wütend fort und verliert sich unter dem Volke.)
    Volk: Mein! Was soll das sein? Jetzt wird's immer bunter!
Von Sachs das Lied? Das nähm' uns doch wunder!
    Kothner: Erklärt doch, Sachs!
    Nachtigall: Welch ein Skandal!
    Vogelgesang: Von Euch das Lied?
    Ortel und Foltz: Welch eig'ner Fall!
    Sachs (hat ruhig das Blatt, welches ihm Beckmesser hingeworfen, aufgenommen) :
Das Lied fürwahr ist nicht von mir.
Herr Beckmesser irrt wie dort so hier!
Wie er dazu kam, mag selbst er sagen;
doch möcht' ich nie mich zu rühmen wagen,
ein Lied, so schön wie dies erdacht,
sei von mir, Hans Sachs, gemacht.
    Vogelgesang, Zorn, Kothner: Wie? Schön? Dieser Unsinnswust!
    Nachtigall: Das Lied wär' schön? Dieser Unsinnswust!
    Volk: Hört, Sachs macht Spaß! Er sagt es nur zur Lust.
    Sachs: Ich sag' Euch Herrn, das Lied ist schön:
nur ist's auf den ersten Blick zu ersehn,
daß Freund Beckmesser es entstellt.
Doch schwör' ich, daß es Euch gefällt,
wenn richtig Wort' und Weise
hier einer säng' im Kreise.
Und wer dies verstünd', zugleich bewies',
daß er des Liedes Dichter
und gar mit Rechte Meister hieß',
fänd' er gerechte Richter.
Ich bin verklagt und muß besteh'n:
drum laßt mich meinen Zeugen auserseh'n!
Ist jemand hier, der Recht mir weiß,
der tret' als Zeug' in diesen Kreis!
    (Walther tritt aus dem Volke hervor und begrüßt Sachs, sodann Meister und Volk mit ritterlicher Freundlichkeit. Es entsteht sogleich eine angenehme Bewegung. Alles weilt einen Augenblick schweigend in seiner Betrachtung.)
    So zeuget, das Lied sei nicht von mir,
und zeuget auch, daß, was ich hier
vom Lied hab' gesagt, zuviel nicht sei gewagt.
    Ortel und Foltz: Wie fein ist Sachs!
    Vogelgesang, Zorn, Eißlinger: Ei Sachs, Ihr seid gar fein!
Doch mag es heut' geschehen sein!
    Nachtigall und Kothner: Wie fein! Doch mag es heut' geschehen sein!
    Sachs: Der Regel Güte daraus man erwägt,
daß sie auch mal ‘ne Ausnahm' verträgt.
    Das Volk: Ein guter Zeuge, stolz und kühn!
Mich dünkt, dem kann wohl was Gut's erblühn.
    Sachs: Meister und Volk sind gewillt
zu vernehmen, was mein Zeuge gilt.
Herr Walther von Stolzing, singt das Lied!
Ihr Meister lest, ob's ihm geriet.
    (Er übergibt Kothner das Blatt zum Nachlesen.)
    Die Lehrbuben (in Aufstellung) :
Alles gespannt! ‘s gibt kein Gesumm.
Da rufen wir auch nicht Silentium!
    Walther (beschreitet festen Schrittes den kleinen Blumenhügel) :
»Morgenlich leuchtend in rosigem Schein,
von Blüt' und Duft geschwellt die Luft,
voll aller Wonnen, nie ersonnen,
ein Garten lud mich ein –
    (Kothner läßt das Blatt, in welchem er mit den anderen Meistern eifrig nachzulesen begonnen, vor Ergriffenheit unwillkürlich fallen; er und die übrigen hören nur noch teilnahmsvoll zu. Wie entrückt.)
    dort unter einem Wunderbaum,
von Früchten reich behangen,
zu schaun in sel'gem Liebestraum,
was höchstem Lustverlangen
Erfüllung kühn verhieß –
das schönste Weib, Eva im Paradies.«
    Das Volk (leise flüsternd) :
Das ist
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