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Die Meistersinger von Nürnberg

Die Meistersinger von Nürnberg

Titel: Die Meistersinger von Nürnberg
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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vertrauter auf sie und beginnt mit ergriffener; schnell sich festigender Stimme.)
    Sachs: Euch macht Ihr's leicht, mir macht Ihr's schwer,
gebt Ihr mir Armen zuviel Ehr'.
Soll vor der Ehr' ich besteh'n,
sei's, mich von Euch geliebt zu seh'n!
Schon große Ehr' ward mir erkannt,
ward heut' ich zum Spruchsprecher ernannt.
Und was mein Spruch Euch künden soll,
glaubt, das ist hoher Ehren voll!
Wenn Ihr die Kunst so hoch schon ehrt,
da galt es zu beweisen,
daß, wer ihr selbst gar angehört,
sie schätzt ob allen Preisen.
Ein Meister, reich und hochgemut,
der will heut' Euch das zeigen:
sein Töchterlein, sein höchstes Gut,
mit allem Hab und Eigen,
dem Singer, der im Kunstgesang
vor allem Volk den Preis errang,
als höchsten Preises Kron'
er bietet das zum Lohn.
Darum so hört und stimmt mir bei:
die Werbung steh' dem Dichter frei.
Ihr Meister, die Ihr's Euch getraut,
Euch ruf' ich's vor dem Volke laut:
erwägt der Werbung seltnen Preis,
und wem sie soll gelingen,
daß der sich rein und edel weiß
im Werben wie im Singen,
will er das Reis erringen,
das nie bei Neuen noch bei Alten
ward je so herrlich hoch gehalten
als von der lieblich Reinen,
die niemals soll beweinen,
daß Nürenberg mit höchstem Wert
die Kunst und ihre Meister ehrt.
    (Große Bewegung unter allen. Sachs geht auf Pogner zu, der ihm gerührt die Hand drückt.)
    Pogner: O Sachs! Mein Freund! Wie dankenswert!
Wie wißt Ihr, was mein Herz beschwert!
    Sachs (zu Pogner) :
‘s war viel gewagt! Jetzt habt nur Mut!
    (Er wendet sich zu Beckmesser, der fortwährend eifrig das Blatt mit dem Gedicht herausgezogen, memoriert, genau zu lesen versucht und oft verzweiflungsvoll sich den Schweiß getrocknet hat.)
    Herr Merker! Sagt, wie steht es? Gut?
    Beckmesser: O dieses Lied! Werd' nicht draus klug
und hab' doch dran studiert genug!
    Sachs: Mein Freund, ‘s ist Euch nicht aufgezwungen.
    Beckmesser: Was hilft's? – Mit dem meinen ist doch versungen!
‘s war Eure Schuld! Jetzt seid hübsch für mich!
‘s wär' schändlich, ließt Ihr mich im Stich!
    Sachs: Ich dächt', Ihr gäbt's auf.
    Beckmesser: Warum nicht gar?
Die and'ren sing' ich alle zu Paar', wenn Ihr nur nicht singt!
    Sachs: So seht, wie's geht!
    Beckmesser: Das Lied! – bin's sicher – zwar niemand versteht;
doch bau' ich auf Eure Popularität.
    Sachs: Nun denn, wenn's Meistern und Volk beliebt, zum Wettgesang man den Anfang gibt.
    Kothner (tritt vor) :
Ihr ledig' Meister, macht Euch bereit!
Der Ältest' sich zuerst anläßt:
Herr Beckmesser, Ihr fangt an, ‘s ist Zeit!
    (Die Lehrbuben führen Beckmesser zu einem kleinen Rasenhügel vor der Singerbühne, welchen sie zuvor festgerammt und reich mit Blumen überdeckt haben.)
    Beckmesser (strauchelt darauf, tritt unsicher und schwankt) :
Zum Teufel! Wie wackelig! Macht das hübsch fest!
    (Die Buben lachen unter sich und stopfen lustig am Rasen.)
    Das Volk (stößt sich gegenseitig lustig an) :
Wie, der? Der wirbt? Scheint mir nicht der Rechte!
An der Tochter Stell' ich den nicht möchte.
Seid still! ‘s ist gar ein tücht'ger Meister!
Still! Macht keinen Witz;
der hat im Rate Stimm' und Sitz.
Ach, der kann ja nicht mal steh'n.
Wie soll es mit dem geh'n?
Er fällt fast um! Gott, ist der dumm!
Stadtschreiber ist er:
Beckmesser heißt er.
    (Viele lachen.)
    Die Lehrbuben (in Aufstellung) :
Silentium! Silentium!
Macht kein Reden und kein Gesumm!
    Kothner: Fanget an!
    Beckmesser (der sich endlich mit Mühe auf dem Rasenhügel festgestellt hat, macht eine erste Verbeugung gegen die Meister, eine zweite gegen das Volk, dann gegen Eva, auf welche er, da sie sich abwendet, nochmals verlegen hinblinzelt,' große Beklommenheit erfaßt ihn; er sucht sich durch das Vorspiel auf der Laute zu ermutigen.) :
»Morgen ich leuchte in rosigem Schein,
von Blut und Duft geht schnell die Luft; –
wohl bald gewonnen wie zerronnen –
im Garten lud ich ein – garstig und fein.«
    (Er versucht, besser auf den Füßen zu stehen. Die Meistersinger leise unter sich.)
    Foltz, Ortel: Mein! Was ist das?
    Kothner, Nachtigall: Ist er von Sinnen?
    Moser, Eißlinger: Was ist das?
    Vogelgesang, Zorn: Ist er von Sinnen?
    Foltz, Ortel, Schwarz: Höchst merkwürd'ger Fall! Was kommt ihm bei?
Die übrigen Meister:
Woher mocht' er solche Gedanken gewinnen?
    Volk (leise unter sich) :
Sonderbar! Hört ihr's? Wen lud er ein?
Verstand man recht? Wie kann das sein?
    Schwarz (allein) :
Verstand man recht?
    Beckmesser (zieht das Blatt verstohlen hervor und lugt eifrig hinein; dann steckt er es
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