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Die Meistersinger von Nürnberg

Die Meistersinger von Nürnberg

Titel: Die Meistersinger von Nürnberg
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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ich gezwackt auch und zerhackt,
Euch bring' ich doch sicher aus dem Takt!
    Sachs: Gut Freund, Ihr seid in argem Wahn!
Glaubt, was Ihr wollt, daß ich getan,
gebt Eure Eifersucht nur hin;
zu werben kommt mir nicht in Sinn.
    Beckmesser: Lug und Trug! Ich kenn' es besser.
    Sachs: Was fällt Euch nur ein, Meister Beckmesser?
Was ich sonst im Sinn, geht Euch nichts an.
Doch glaubt, ob der Werbung seid Ihr im Wahn.
    Beckmesser: Ihr sängt heut nicht?
    Sachs: Nicht zur Wette.
    Beckmesser: Kein Werbelied?
    Sachs: Gewißlich, nein!
    Beckmesser: Wenn ich aber drob ein Zeugnis hätte? (Er greift in die Tasche.)
    Sachs (blickt auf den Werktisch) :
Das Gedicht? Hier ließ ich's. Stecktet Ihr's ein?
    Beckmesser (das Blatt hervorziehend) :
Ist das Eure Hand?
    Sachs: Ja – war es das?
    Beckmesser: Ganz frisch noch die Schrift?
    Sachs: Und die Tinte noch naß!
    Beckmesser: ‘s wär' wohl gar ein biblisches Lied?
    Sachs: Der fehlte wohl, wer darauf riet.
    Beckmesser: Nun denn?
    Sachs: Wie doch?
    Beckmesser: Ihr fragt?
    Sachs: Was noch?
    Beckmesser: Daß Ihr mit aller Biederkeit
der ärgste aller Spitzbuben seid!
    Sachs: Mag sein! Doch hab ich noch nie entwandt,
was ich auf fremden Tischen fand –
und daß man von Euch auch nicht Übles denkt,
behaltet das Blatt, es sei Euch geschenkt.
    Beckmesser (in freudigem Schreck aufspringend) :
Herrgott! ...
Ein Gedicht? ... Ein Gedicht von Sachs!
Doch halt, daß kein neuer Schad' mir erwachs'!
Ihr habt's wohl schon recht gut memoriert?
    Sachs: Seid meinethalb doch nur unbeirrt!
    Beckmesser: Ihr laßt mir das Blatt?
    Sachs: Damit Ihr kein Dieb.
    Beckmesser: Und mach' ich Gebrauch?
    Sachs: Wie's Euch belieb'.
    Beckmesser: Doch sing' ich das Lied?
    Sachs: Wenn's nicht zu schwer!
    Beckmesser: Und wenn ich gefiel'?
    Sachs: Das ... wunderte mich sehr!
    Beckmesser (ganz zutraulich) :
Da seid Ihr nun wieder zu bescheiden:
ein Lied von Sachs,
(gleichsam pfeifend) das will was bedeuten!
Und seht nur, wie mir's ergeht,
wie's mit mir Ärmsten steht!
Erseh' ich doch mit Schmerzen,
das Lied, das nachts ich sang –
dank Euren lust'gen Scherzen! –
es machte der Pognerin bang'.
Wie schaff' ich mir nun zur Stelle
ein neues Lied herzu?
Ich armer, zerschlag'ner Geselle,
wie fänd' ich heut dazu Ruh'?
Werbung und ehlich Leben,
ob das mir Gott beschied,
muß ich nun grad aufgeben,
hab ich kein neues Lied.
Ein Lied von Euch, des bin ich gewiß,
mit dem besieg' ich jed' Hindernis!
Soll ich das heute haben,
vergessen, begraben
sei Zwist, Hader und Streit
und was uns je entzweit.
(Er blickt seitwärts in das Blatt: plötzlich runzelt sich seine Stirn.)
Und doch! Wenn's nur eine Falle wär'?
Noch gestern wart Ihr mein Feind:
Wie käm's, daß nach so großer Beschwer'
Ihr's freundlich heut' mit mir meint?
    Sachs: Ich macht' Euch Schuh' in später Nacht:
hat man je so einen Feind bedacht?
    Beckmesser: Ja ja! Recht gut! Doch eines schwört:
wo und wie Ihr das Lied auch hört,
daß nie Ihr Euch beikommen laßt,
zu sagen, das Lied sei von Euch verfaßt.
    Sachs: Das schwör' ich und gelob' es Euch,
nie mich zu rühmen, das Lied sei von mir.
    Beckmesser (sich vergnügt die Hände reibend) :
Was will ich mehr? Ich bin geborgen!
Jetzt braucht sich Beckmesser nicht mehr zu sorgen!
    Sachs: Doch, Freund, ich führ's Euch zu Gemüte
und rat' es Euch in aller Güte:
studiert mir recht das Lied!
Sein Vortrag ist nicht leicht:
ob Euch die Weise geriet
und Ihr den Ton erreicht!
    Beckmesser: Freund Sachs, Ihr seid ein guter Poet;
doch was Ton und Weise betrifft,
gesteht, da tut mir's keiner vor!
Drum spitzt nur fein das Ohr.
Und:
»Beckmesser, keiner besser!«
darauf macht Euch gefaßt,
wenn Ihr mich ruhig singen laßt.
Doch nun memorieren,
schnell nach Haus;
ohne Zeit zu verlieren
richt' ich das aus.
Hans Sachs, mein Teurer!
ich hab Euch verkannt;
durch den Abenteurer
war ich verrannt:
(sehr zutraulich) So einer fehlte uns bloß!
Den wurden wir Meister doch los!
Doch mein Besinnen
läuft mir von hinnen.
Bin ich verwirrt
und ganz verirrt?
Die Silben, die Reime,
die Worte, die Verse:
ich kleb' wie am Leime,
und brennt doch die Ferse.
Ade, ich muß fort!
An andrem Ort
dank' ich Euch inniglich,
weil Ihr so minniglich;
für Euch nun stimme ich,
kauf' Eure Werke gleich,
mache zum Merker Euch:
doch fein mit Kreide weich,
nicht mit dem Hammerstreich!
Merker! Merker! Merker Hans Sachs!
Daß Nürnberg schusterlich blüh' und wachs'!
    (Beckmesser nimmt tanzend von Sachs Abschied, taumelt und poltert der Ladentür zu; plötzlich glaubt er das
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