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Die Meisterdiebin

Die Meisterdiebin

Titel: Die Meisterdiebin
Autoren: Tess Gerritsen
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halbe Stunde bleiben und dann wieder in mein Taxi steigen. Es hat die Nummer dreiundzwanzig und wird am Straßenrand auf Sie warten.“
    „Was erwartet mich?“
    Der Chauffeur grinste in den Rückspiegel. „Das weiß ich nicht. Ich bin nur der Fahrer. Übrigens, wir werden die ganze Zeit schon verfolgt.“
    „Ich weiß“, erwiderte Richard.
    Vor dem Nobelkaufhaus stieg er aus und vertrieb sich die Zeit damit, ein Tuch für Beryl und eine Krawatte für seinen Vater in Connecticut zu kaufen. Eine halbe Stunde später trat er ins Freie, überquerte die Straße und stieg wieder in das Taxi mit der Nummer dreiundzwanzig.
    „Pech gehabt“, sagte er zum Fahrer. „Ich wurde die ganze Zeit beschattet. Haben wir einen Ausweichplan?“
    „Natürlich“, antwortete eine vertraute Stimme.
    Richard schaute in den Rückspiegel. Der Fahrer hatte einen Bart und trug einen Turban, aber das braune Auge, das ihm zuzwinkerte, gehörte seinem Schwager. Jordan fuhr los.
    „Nicht schlecht“, lobte Richard. Er drehte sich kurz um. Hinter ihnen war derselbe Wagen wie vorhin.
    „Ich sehe sie“, sagte Jordan.
    „Wo ist Clea Rice?“
    „In Sicherheit. Aber die Sache spitzt sich zu. Wir brauchen Hilfe.“
    „Jordan, Interpol hat sich eingeschaltet. Sie wollen Van Weldons Kopf. Sie werden auf die Frau aufpassen.“
    „Woher weiß ich, dass wir ihnen trauen können?“
    „Sie haben sie wochenlang beschattet. Bis ihr beide sie abgeschüttelt habt.“
    „Veronica arbeitet für Van Weldon. Oliver vielleicht auch.“ Verblüfft starrte Richard ihn an. „Van Weldons Organisation ist wie ein Krake, der seine Arme überall hat. Du, Beryl und Onkel Hugh seid die Einzigen, auf die ich mich wirklich verlassen kann.“
    „Hugh nutzt seine alten Kontakte, und MacLeod wartet nur darauf, gegen Van Weldon persönlich vorzugehen“, berichtete Jordans Schwager.
    „Mac Leod?“
    „Interpol. Der Mann auf dem Bahnsteig, der euch das Leben gerettet hat, gehört zu seiner Truppe.“
    Schweigend lenkte Jordan das Taxi durch den dichten Verkehr. „Ich werde mit Clea reden“, sagte er nach einer Weile. „Wir treffen uns in einer Stunde. Halb neun an der U-Bahn-Station Sloane Square.“
    „Ich sage Hugh Bescheid.“
    Sie hatten die Straße erreicht, in der das elegante georgianische Stadthaus der Tavistocks lag. Ihre Verfolger waren noch immer hinter ihnen.
    Jordan hielt am Bordstein. „Eins noch, Richard. Eine Sache solltest du noch wissen.“
    „Ja?“
    „In Portsmouth legte heute Nachmittag ein Schiff an. Die Villafjord. “
    „Sie gehört Van Weldon?“
    „Ja. Ich vermute, sie nimmt heute Abend Fracht an Bord. Ich schlage vor, die Polizei stattet ihr einen unangemeldeten Besuch ab.“
    „Was für eine Fracht?“
    „Das dürfte eine Überraschung werden.“
    Richard stieg aus und ließ sich beim Bezahlen Zeit. Dann ging er hinein. Als Jordan davonfuhr, sah Richard, dass die Beschatter vor dem Haus parkten. Das hatte er erwartet. Sie waren auf ihn angesetzt. Ein Taxifahrer interessierte sie nicht.
    Jordan parkte das Taxi in der Nähe des Hotels und blieb noch eine Weile darin sitzen. Als er sicher war, dass er nicht verfolgt wurde, stieg er aus.
    Vertrau mir, dachte er, als er die Halle betrat. Du musst lernen, mir zu trauen. Er wusste, dass es lange dauern würde. Vielleicht ein Leben lang. Cleas Kindheit hatte ihr das Vertrauen in ihre Mitmenschen geraubt.
    Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass seine Zukunftspläne sie mit einschlossen. Seit einer Woche dachte er nicht mehr als ich, sondern als wir.
    Vertrau mir, wiederholte er stumm, als er das Hotelzimmer betrat.
    Es war leer.
    Jordan starrte einen Moment wie hypnotisiert auf das Bett, bevor er ins Bad eilte. Auch dort war sie nicht. Zurück im Schlafzimmerbemerkte er, dass ihre Tasche fort war. Dann fiel sein Blick auf seine Jacke.
    Er nahm sie vom Stuhl und bemerkte sofort, dass sie leichter war als sonst. Er griff hinein. Die goldene Uhr seines Vaters war verschwunden.
    An ihrer Stelle fand er einen Zettel.
    Es war schön mit dir. Clea.
    Wütend zerknüllte er die Nachricht. Diese verdammte Frau! Sie hatte ihn bestohlen! Und dann war sie …
    Wo hin?
    Die Antwort war klar.
    Es war acht. Sie hatte drei Stunden Vorsprung.
    Jordan rannte aus dem Hotel und zum Taxi. Erst würde er zum Sloane Square fahren und sich bei Scotland Yard Verstärkung holen. Dann nach Portsmouth, wo eine kleine Diebin vermutlich schon die Gangway eines Schiffs hinaufschlich.
    Wenn sie nicht schon tot war.
    Der
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