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Die Meisterdiebin

Die Meisterdiebin

Titel: Die Meisterdiebin
Autoren: Tess Gerritsen
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halten Sie uns?“ entgegnete sie und blies eine Rauchwolke in seine Richtung.
    Clea hörte, wie der Stuhl des Mannes über den Boden schrammte. Instinktiv beugte sie sich über ihren Tisch und nippte am Tee. Dann ging er davon, und sie riskierte einen kurzen Blick über die Schulter.
    Veronica war sitzen geblieben und starrte in eine Zeitung. Nach einem Moment riss sie eine halbe Seite heraus, faltete sie zusammen und stopfte sie in die Handtasche. Dann erhob sie sich und verließ das Teehaus.
    Es dauerte eine Weile, bis Clea den Mut und die Kraft fand, ihr zu folgen. Veronica war schon am Rand des Parks. Clea ging schneller, aber ihre Knie zitterten zu sehr. Mehr als ein paar Schritte schaffte sie nicht.
    Jordan musste gemerkt haben, dass etwas nicht stimmte. Sie hörte ihn kommen und spürte, wie sein Arm sich stützend um ihre Taille legte.
    „Wir dürfen nicht hier bleiben“, flüsterte sie. „Wir müssen uns verstecken …“
    „Was ist passiert?“
    „Er war es.“
    „Wer?“
    „Der Mann auf der Cosima! “ Ängstlich hielt sie nach dem blonden Mann Ausschau.
    „Clea, welcher Mann?“ fragte Jordan eindringlich.
    Endlich sah sie ihn an.
    Er nahm ihr Gesicht zwischen die Hände. „Sag’s mir.“
    Sie schluckte. „Ich habe ihn an der Stimme erkannt. Ich war im Wasser, neben dem Rettungsboot. Er hat …“ Sie blinzelte, und Tränen rannen über ihr Gesicht. „Er hat seinen Leuten befohlen, auf das Boot zu schießen.“
    Jordan starrte sie an. „Der Mann, der an Veronicas Tisch saß? Bist du ganz sicher?“
    „Natürlich. Die Stimme werde ich nie vergessen.“
    Er schaute kurz in die Runde, bevor er schützend den Arm um ihre Schultern legte. „Steigen wir in den Wagen.“
    „Warte.“ Clea ging zurück und nahm die Zeitung von Veronicas Tisch.
    „Was ist das?“
    „Veronica hat sie liegen lassen. Ich will nachsehen, was sie herausgerissen hat.“
    Das Taxi wartete auf sie. „Fahren Sie los“, befahl Jordan, als sie einstiegen. „Und schütteln Sie Verfolger ab.“
    Der Fahrer grinste erfreut. „Ein sehr interessanter Tag“, sagte er und gab Gas.
    Jordan drapierte seine Jacke um Cleas Schultern. Sie holte tief Luft und lehnte sich zurück.
    „Hast du gehört, worüber sie gesprochen haben?“ fragte er.
    „Nein, sie waren zu leise. Und ich hatte solche Angst …“
    Aber dann hob sie den Kopf. „Veronica hat ihn mit Mr. Trott angesprochen.“
    „Trott? Bist du sicher?“
    Sie nickte. „Ganz sicher.“
    „Was ist mit der Zeitung?“
    Clea faltete sie auseinander. Jordan warf einen Blick auf das Datum und tippte dem Fahrer auf die Schulter. „Sie haben nicht zufällig die Times von heute da?“
    „Doch. Und die Daily Mail auch.“
    „Die Times reicht.“
    Der Fahrer reichte ihm ein zerlesenes Exemplar nach hinten.
    „Fünfunddreißig, sechsunddreißig“, sagte Clea. „Die obere Hälfte.“
    Jordan schlug die Seite auf. „Ein Artikel über die Slums von Manchester. Dann noch einer über Pferdezucht in Irland.“
    „Versuch die andere.“
    Er blätterte um. „Ein Skandal in einer Werbeagentur. Sinkende Erträge der Fischer. Und … die Schiffe, die heute in Portsmouth ein- und auslaufen. Das ist es! Wenn eins von Van Weldons Schiffen im Hafen liegt, bringt es eine Lieferung oder …“
    „Holt eine ab“, beendete Clea den Satz. „Wir müssen in Portsmouth anrufen.“ Das Taxi hielt vor ihrem Hotel. Sofort stieg sie aus. „Wir müssen schnell herausfinden, welche Schiffe Van Weldon gehören.“
    „Clea, warte …“
    Aber sie eilte schon hinein.
    Jordan bezahlte den Fahrer und folgte ihr. Als er das Zimmer betrat, legte Clea gerade auf.
    Triumphierend drehte sie sich zu ihm um. „Die Villafjord gehört Van Weldons Reederei. Sie legt um siebzehn Uhr an und läuft um Mitternacht wieder aus.“
    „Ich rufe die Polizei an.“ Er griff nach dem Hörer.
    Sie hielt seine Hand fest. „Nicht, Jordan!“
    „Das ist unsere Chance, Van Weldon auf frischer Tat zu schnappen.“
    „Und wenn wir uns irren? Wenn das Schiff eine ganz normale Fracht geladen hat? Wir würden uns lächerlich machen. Und die Polizei auch.“ Sie schüttelte den Kopf. „Wir müssen erst genau wissen, was an Bord ist.“
    „Aber dazu …“ Er brach ab. „Das ist nicht dein Ernst?“
    Sie lächelte nur.
    „Du glaubst doch wohl nicht, dass du einfach an Bord spazieren und dich umsehen kannst, oder?“ Er griff wieder nach dem Hösrer.
    „Nein, Jordan! Ich bin hier diejenige, die alles zu verlieren
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