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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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könnten große Erfinder sein, große Ärzte oder Ingenieure. Einige könnten irgendwo auf der Welt berühmt sein. Hast du schon mal von der Debatte über Anlage und Umwelt gehört?«
    Sie hatte nichts davon gehört.
    »Diese Leute«, sagte er und sah ihr ins Gesicht, »wenn man sie eine Weile aus dieser Umgebung entfernen und in eine andere verpflanzen würde, … wenigstens für kurze Zeit, … dann wären sie alle ganz anders.«
    Er schwieg, damit sie Zeit hatte, seine Worte zu verdauen. Da fiel ihr das Gespräch von neulich wieder ein.
    »Ist es wahr, dass die Affen unsere Vorfahren sind?«, fragte sie.
    Engineer strahlte vor Freude.
    »Augustina, du gefällst mir. Du bist ein kluges Mädchen. Ich mag die Art, wie du zuhörst und Fragen stellst.«
    Eine der Frauen ihres Vaters hatte sich beschwert, dass sie für ein Mädchen zu viele Fragen stellte, und gesagt, das sei ihr größtes Problem im Leben.
    »Man spricht von Evolution«, sagte er und erklärte ihr, wie die Wissenschaftler darauf kamen, dass die Menschen einst Affen gewesen waren und dass die Affen sich nach und nach zu Menschen entwickelt hätten. Die Christen seien darüber erbost, sagte er, weil in der Bibel stehe, dass Gott den Menschen geschaffen habe.
    »Warum war die Erde am Anfang wüst und leer? Kann Gott sie so erschaffen haben?« Er schüttelte so heftig den Kopf, als wollte er die Knochen in seinem Schädel zurechtrütteln. »Ich denke nicht. Es muss eine andere Erde gegeben haben, die vor der Schöpfungsgeschichte existierte und zerstört wurde. Auf dieser alten Erde muss es andere Menschen gegeben haben, die wie Affen aussahen. Und als Gott die neue Erde schuf, hat er beschlossen, den neuen Menschen nach seinem Bild zu schaffen.«
    Augustinas Kopf schwankte hin und her, so als wäre sie halb weggetreten. Er erzählte noch von Dinosauriern und anderen seltsamen Tieren, die auf der alten Erde gelebt haben mussten und von denen Wissenschaftler sogar noch Knochen gefunden hatten. Und dabei geschah es, dass Augustina sich in seinen Verstand verliebte. In jener Nacht führte seine Stimme in ihrem Kopf eine Prozession von Worten an, die er gesagt hatte. Sie fragte sich, wie so viel Wissen in nur einem Kopf enthalten sein, wie so viel Selbstvertrauen nur einem Mund entströmen konnte.
    Von nun an wurden seine Besuche bei ihr immer häufiger. Und irgendwann kam er wieder auf das Thema zu sprechen.
    »Augustina, warum willst du nicht studieren?«
    Sie lächelte schief und trat nach einem vorüberschlängelnden Regenwurm. Jedesmal, wenn sie versucht war, über dieses Thema nachzudenken, musste sie an ihren Vater denken. Er würde es niemals erlauben. Ein vernünftiges Mädchen in ihrem Alter dachte ans Heiraten und Kinderkriegen.
    »Ich will nicht weiter lernen«, sagte sie entschlossen. »Ich habe mich entschieden, Schneiderin zu werden, und dabei werde ich auch bleiben. Bitte hör auf, danach zu fragen.«
    Sie saßen eine Weile schweigend da, und sie sah zu, wie sich der Wurm einem besseren Leben entgegenringelte. Es war das erste Mal, dass sie ihm gegenüber einen strengen Ton angeschlagen hatte. Sie hoffte, dass er darüber nicht aufgebracht war, und legte sich in Gedanken eine angemessene Entschuldigung zurecht, als er sich kerzengerade aufsetzte und die Beine ordentlich nebeneinander stellte.
    »Wenn du studierst«, sagte er, »dann werde ich dich heiraten.«
    Augustina glotzte wie eine Forelle.
    »Augustina, wenn du dich bereit erklärst, ein Studium aufzunehmen, dann helfe ich dir mit den Kosten, und wenn du fertig bist, heirate ich dich.«
    Das war sein Heiratsantrag.
    An dem Tag, als ihre Zulassung zum Studium der Textil- und Bekleidungstechnik an der University of Nigeria in Nsukka eintraf, war Engineer vollkommen aus dem Häuschen.
    »Augustina«, sagte er wie im Fieber glühend. »Unsere Kinder werden wunderbar sein. Wir werden ihnen die beste Ausbildung geben. Sie werden Ingenieure, Ärzte, Anwälte und Wissenschaftler werden. Sie werden englische Namen haben, und sie werden Englisch sprechen wie die Königin. Und von jetzt an sag nicht mehr Engineer zu mir, nenn mich Paulinus.«
    Dann verlor er die Kontrolle über sich und tat etwas, das er bis dahin noch nie getan hatte. Er strich ihr mit den Fingern durchs Haar und sagte ihr, dass er sie liebe.

ERSTER TEIL

    Ọkụkọ sị na ya anaghị eti ka egbe ja ya haa ya; kama na ya na-eti ka ọha nụrụ olu ya.

    Das Huhn, das vom Habicht davongetragen wird, sagt, es schreit nicht,
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