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Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe
Autoren: Paul Melko
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du da schreibst.«
    John nickte. »Ich werde den Brief wohl schreiben.«
    Sein Vater stieß ein zufriedenes Grunzen aus. »Übrigens, wegen der Äpfel – kann ich da morgen auf dich zählen? Wenn wir noch länger warten, können wir’s gleich lassen.«
    »Ich kann bis zum Mittagessen mithelfen. Dann hab ich Basketballtraining.«
    »Alles klar.«
    Den Rest der Fahrt saßen sie schweigend nebeneinander. John war froh, dass er einen so pragmatischen Vater hatte.
    Als sie in die Einfahrt der Farm einbogen, fragte er sich, was er mit Prime anstellen sollte. Er hatte sich in der Öffentlichkeit
gezeigt, so viel war sicher. Und damit war er zu weit gegangen.
    Nachdem sein Vater den Pick-up wie üblich neben dem Haus geparkt hatte, rutschte John sofort vom Sitz.
    Sein Vater blickte ihm erstaunt nach. »Warum so eilig?« »Ich muss in die Scheune, nach meinem Experiment schauen«, antwortete John, ohne sich umzudrehen.
    Er riss das Tor auf. In der Scheune war es dunkel, bis auf den matten Schein einer Glühbirne, die am mittleren Balken angebracht war. Keine Spur von Prime.
    »Wo bist du?«, rief John.
    »Hier oben.« Tatsächlich drang ein schwaches Leuchten vom Scheunenboden herunter.
    »Gib’s zu, du warst bei dem Footballspiel!«, rief John, während er die Leiter hinaufkletterte. Er war sich sicher, dass Prime alles abstreiten würde.
    »Nur kurz«, erwiderte Prime. »Ist doch nichts dabei.«
    »Aber mein Vater hat dich gesehen.«
    »Hat er auch kapiert, wer ich bin? Nein, oder?«
    Johns Wut ebbte nur langsam ab. »Okay, nein. Er dachte, er bildet sich was ein. Aber …«
    »Siehst du? Niemand wird darauf kommen, nicht mal wenn wir beide zusammen rumlaufen.«
    »Aber …«
    »Es hat nichts geschadet. Überhaupt nichts.« Primes Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein Grinsen. »Außerdem hab ich was für dich. Die Sache mit Ted Carson ist bald gegessen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Hier in der Gegend werden ein paar Katzen vermisst.«
    »Bist du etwa rausgegangen und hast mit den Leuten geredet?« Es war ja noch schlimmer, als John gedacht hatte! »Wer hat dich alles geseh…«
    »Nur ein paar Kinder, außerdem war’s dunkel. Die konnten nicht mal mein Gesicht erkennen. Stell dir vor: Drei Katzen
allein diesen Monat! Ted ist ein richtiger Serienmörder, was Tiere betrifft. Wenn wir ihn dafür drankriegen, muss seine Mutter einen Rückzieher machen.«
    »Vergiss es. Ich schreibe den Entschuldigungsbrief.«
    »Was? Nur über meine Leiche!«
    »Quatsch. Ist besser so. Ich will mir nicht die Zukunft versauen.«
    »Jetzt hör mir mal zu. Besser könnte es doch gar nicht laufen für uns. Carson ist ein Psychopath! Und das würgen wir seinen Eltern rein, nach allen Regeln der Kunst.«
    »Das tun wir nicht. Und jetzt hörst du mir mal zu! Du musst dich versteckt halten. Du kannst nicht einfach in der Stadt rumlaufen und mein Leben durcheinanderbringen. Schon dass du in der Bücherei warst, war zu viel.«
    Prime lächelte. »Du willst wohl nicht, dass ich mich an Casey Nicholson ranmache, was?«
    »Jetzt halt aber den Mund!« John hob warnend die Hand. »Mir reicht’s. Warum haust du nicht einfach ab? In die nächste Stadt oder ins nächste Universum oder was auch immer. Mir egal, solange du dich aus meinem Leben verpisst!«
    Prime runzelte die Stirn. Er hielt einen Moment inne, als würde er über etwas Wichtiges nachdenken. Dann schob er sein Hemd hoch. Unter seinem grauen Sweatshirt kam ein Schultergurt zum Vorschein, in dessen Mitte eine dünne Scheibe hing. Ihr Durchmesser war etwas größer als der eines Baseballs, rund zehn Zentimeter. Sie hatte eine Digitalanzeige, auf der »7533« stand, drei blaue Knöpfe auf der Vorderseite und einige Schalter und Hebel an der Seite.
    Vorsichtig löste Prime den Schultergurt und blickte John direkt in die Augen. »Vielleicht ist es an der Zeit, dass du es dir selbst mal anschaust.«

3
    John starrte auf das Gerät. Für das, was man angeblich damit anstellen konnte, war es ziemlich klein.
    »Wie funktioniert es?«, fragte er. Vor seinem inneren Auge sah er, wie golden funkelnde Strahlen dunkle Wirbel reinster Energie umfingen, wie Laserklauen die Mauern zwischen den Universen zerfetzten, als wären sie aus Papier.
    »Wie es funktioniert, weiß ich nicht«, sagte Prime irritiert. »Ich weiß nur, wie man es bedient.« Er deutete auf die Digitalanzeige. »Hier wird die Nummer deines Universums angezeigt.«
    »Sieben-fünf-drei-drei?«
    »Genau. Mein Universum hat die Nummer 7433.«
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