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Die Matlock-Affäre

Die Matlock-Affäre

Titel: Die Matlock-Affäre
Autoren: Robert Ludlum
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den Parkplatz des Restaurants bogen.
    Dann herrschte wieder Stille. Selbst die Vögel waren verstummt; von nirgendwo war ein Laut zu hören.
    Matlock trat unter die Laube zurück und drückte sich gegen ihr Lattengerüst. Er strengte sich an, etwas zu hören - irgend etwas. Schweigen. Und doch nicht Schweigen! Da war ein Geräusch, das fast völlig in der Stille unterging, so wie das Rascheln eines Blattes.
    Es war ein Scharren, ein zögerndes, stockendes Scharren auf einem der Wege vor ihm, einem der Wege, den die Bäume verbargen, einem der alten Backsteinwege, die zu dem mit Platten belegten Hof führten.
    Zuerst war es kaum hörbar. Dann wurde es etwas deutlicher, weniger zögernd, weniger unsicher.
    Jetzt hörte er auch das leise, gequälte Stöhnen. Es drang in sein Bewußtsein ein.
    »Jamie ... Jamie? Bitte, Jamie ...«
    Dann brach die Stimme ab, ging in ein Schluchzen über. Er verspürte eine Wut, wie er sie im ganzen Leben noch nicht empfunden hatte. Er warf das in Öltuch gehüllte Päckchen zu Boden, die Augen von Tränen und Wut geblendet. Er schoß aus dem Schutz der Laube hervor und schrie, brüllte so laut, daß seine Stimme die Vögel erschreckte, die kreischend aus den Bäumen aufflogen, ihrem lautlosen Zufluchtsort.
    »Pat! Pat! Wo bist du? Pat, mein Gott, wo? Wo!«
    Das Schluchzen - halb Erleichterung, halb Schmerz - wurde lauter.
    »Hier ... Hier, Jamie! Ich kann nichts sehen.«
    Er orientierte sich und rannte dann den mittleren Weg hinunter. Auf halbem Wege zu dem Gebäude, am Stamm eines Baumes, zu Boden gesunken, sah er sie. Sie kniete, den bandagierten Kopf am Boden. Sie war gestürzt. Hinten am Hals war sie mit Blut besudelt, die Nähte an ihrem Kopf waren aufgerissen.
    Er rannte zu ihr und hob vorsichtig ihren Kopf.
    Unter den Bandagen, die ihre Stirn bedeckten, klebte drei Zoll breites Heftpflaster, brutal gegen die Augenlider gedrückt und straff zu den Schläfen gespannt - ebenso unbeweglich und sicher wie eine Stahlplatte, die ihr Gesicht bedeckte. Wenn er versuchte, das Pflaster zu lösen, so war das eine Tortur aus der tiefsten Hölle.
    Er hielt sie an sich gedrückt und wiederholte immer wieder ihren Namen. »Jetzt wird alles gut ... Alles wird gut ...«
    Er hob sie sachte auf und drückte ihr Gesicht gegen das seine. Immer wieder wiederholte er diese beruhigenden Worte, die ihm inmitten seiner Wut zuflogen.
    Plötzlich, ohne Warnung, ohne jegliche Warnung, schrie das geblendete Mädchen auf, spannte den gequälten Körper wie eine Feder.
    »Gib es ihnen doch um Gottes willen! Was auch immer es ist, gib es ihnen!«
    Er stolperte den mit Backsteinen belegten Weg entlang zurück zu dem Kreis aus Steinplatten.
    »Das werde ich, ganz bestimmt werde ich das, meine Liebste ... «
    »Bitte, Jamie! Laß nicht zu, daß sie mich noch einmal berühren! Nie wieder!«
    »Nein, meine Liebste, nie mehr, nie mehr ... «
    Er legte das Mädchen vorsichtig auf den Boden, auf die weiche Erde neben den Steinen.
    »Nimm mir das Pflaster ab! Bitte, nimm es ab.«
    »Das geht jetzt nicht, Liebste. Das würde zu weh tun. In ein paar ... «
    »Es ist mir gleichl Ich kann es nicht mehr ertragen!«
    Was konnte er tun? Was erwartete man von ihm, das er tat? O Gott! O Gott, du Schweinehund! Sag du es mir, sag es mir
    doch!
    Er blickte zur Laube hinüber. Ihm war jetzt alles gleichgültig.
    »Nimrod! ... Nimrod! Kommen Sie zu mir, Nimrod! Bringen Sie doch Ihre verdammte Armee! Kommen Sie, und holen Sie es sich, Nimrod! Ich habe es hier!«
    In dem Schweigen, das sich nun anschloß, hörte er die Schritte.
    Präzise, sichere, betonte Schritte.
    Auf dem mittleren Weg tauchte Nimrod auf.
    Adrian Sealfont stand am Rande der Steinplatten.
    »Es tut mir leid, James.«
    Matlock ließ den Kopf des Mädchens zu Boden sinken. Sein Verstand war außerstande zu funktionieren. Der Schock, den er empfand, war so umfassend, daß ihm keine Worte kamen, er war einfach nicht imstande, die schreckliche, unglaubliche Tatsache, die sich ihm darbot, aufzunehmen. Er erhob sich langsam.
    »Geben Sie es mir, James. Sie haben unsere Zusage. Wir werden uns um Sie kümmern.«
    »Nein ... Nein. Nein, ich ... ich glaube Ihnen nicht! Das ist nicht so. Das kann nicht so ... sein ...«
    »Ich fürchte doch.« Sealfont schnippte mit den Fingern seiner rechten Hand. Das war ein Signal.
    »Nein ... Nein! Nein! Nein!« Matlock bemerkte, daß er schrie. Auch das Mädchen schrie. Er wandte sich an Sealfont. »Die haben gesagt, man hätte Sie weggebracht!
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