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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus
Autoren: Ralf Isau
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Gerade wogte eine weitere Welle von Rauch in den Stall.
    Der Fürst sah sich nervös um. Es gab kein offenes Fenster, um zu fliehen. Und von den Stellplätzen der nervösen Tiere würde er sich fernhalten müssen, um sich keinen Huftritt einzufangen.
    Dann klirrten die Schwertklingen auch schon aufeinander. Diesmal versuchte es Arian mit einer Finte. Er täuschte den Vorstoß wie beim ersten Mal an. Als sich der gegnerische Arm indes zur Abwehr streckte, umging er dessen Klinge durch ein schnelles Abtauchen nach unten. Plötzlich bog sich Miras gertenschlanker Körper und der Stoß ging hinter ihr ins Leere.
    Arian prallte mit ihr zusammen und sah sich auf einmal selbst von Morpheus’ Parierdolch bedroht. Unbewusst traf er jedoch mit dem Knie das von den Pistolensplittern verletzte Bein des Fürsten, was dessen Attacke jäh unterbrach. Sich vor Schmerzen krümmend, taumelte er zurück.
    Sofort setzte Arian nach. Seine Klingen kamen mal von links, mal von rechts, mal von oben, mal von unten. Miras scheinbar so schwacher Frauenkörper erwies sich als unglaublich flink und gewandt. Auch bei Zwei- oder Dreifachfinten gelangen Morpheus die richtigen Paraden und oft genug eine Riposte, die Arian selbst in Gefahr brachte. Je heftiger der Kampf tobte, desto verängstigter reagierten die Tiere.
    Mit einer vierfachen Finte bedrängte Morpheus seinen Urenkel so sehr, dass dieser sich nur mehr mit einem artistischen Sprung gegen einen Pfosten außer Reichweite des Rapiers zu bringen vermochte. Als Arian mit den Füßen auf dem Boden aufkam, trat er auf ein Hufeisen und knickte um. Der Schmerz fuhr ihm durchs Bein bis zum Scheitel hinauf. Er versuchte noch sein Gleichgewicht wiederzugewinnen, humpelte drei, vier Schritte weit rückwärts und stürzte dann doch. Im Fallen drehte er sich, um sich mit den Händen abzufangen. Plötzlich sah er einen Stützbalken vor sich und krachte mit dem Kopf dagegen.
    Arian rang nach Luft und wälzte sich herum. Er wollte aufstehen. Ihm wurde schwarz vor Augen. Verzweifelt riss er den Degen hoch, um, benommen wie er war, nicht einfach abgestochen zu werden. Einige wilde Herzschläge später sah er verschwommen die Gestalt des Mädchens auf sich zu kommen. Er hatte das Gefühl, in einem Brunnenschacht zu sitzen und nur diesen Todesengel mit den feuerroten Locken zu sehen. Schon reckte er sein Schwert in die Höhe …
    Etwas flog durch die Luft. Es schlängelte sich klirrend um die erhobene Klinge und riss sie aus Arians Blickfeld.
    »Du verdammter Hexer lässt gefälligst den Jungen in Frieden«, hörte er eine dröhnende Stimme, die unverkennbar Hammer, nein Turtleneck gehörte.
    Von rechts erschien ein gedrungener Schemen mit Händen wie Ambosse. Der Mann, der sich früher King genannt hatte, stürzte sich auf das vermeintlich wehrlose Mädchen.
    Auch ohne Schwert war Mira schnell wie eine Schlange. Turtleneck mochte einmal ein ausgebuffter Straßenkämpfer gewesen sein, aber sie war einfach flinker als er. Wann immer seine Fäuste auf ihr Gesicht oder ihren Körper zuflogen, schaffte sie es im letzten Moment auszuweichen.
    Arian schüttelte den Kopf, was höllisch wehtat. Allmählich klärte sich sein Blick, und das, obwohl er inzwischen mehr Rauch als Luft zu atmen schien. Er versuchte aufzustehen, doch ein stechender Schmerz im Fußgelenk ließ ihn die Augen zusammenkneifen und wieder zusammensinken.
    Ein Schrei hallte durch den Stall.
    Entsetzt riss er die Augen auf. Er sah nur Turtlenecks breiten Rücken. Reglos stand er im Gang. Sein Haupt ruckte nach hinten, als habe ihn etwas im Gesicht getroffen. Ein Hufeisen fiel zu Boden. Dann kippte er rückwärts um wie ein gefällter Baum. Aus seiner Brust ragte ein Dolch.
    Sein massiger Körper hatte die Sicht auf Morpheus verdeckt. Jetzt trafen sich wieder die Blicke von Urgroßvater und Urenkel. Miras elfenhaftes Antlitz wurde von einem diabolischen Grinsen verunstaltet. »Schön, wenn man Freunde hat, die für einen sogar in den Tod gehen.« Der Fürst lief zu seinem Rapier, das, umschlungen von einer Kette, am Boden lag.
    Im Stall herrschte mittlerweile ein einziges Chaos. Die Pferde wieherten, zitterten und schwitzten vor Angst. Immer mehr von ihnen rissen sich los und flüchteten nach draußen. Den Grund bemerkte Arian jetzt erst. Das Dach des Stalls hatte Feuer gefangen. Auf nur einem Bein stemmte er sich hoch. Beim Seiltanz machte er das regelmäßig. Doch wie lange vermochte er so gegen einen Fechtmeister zu bestehen?
    Morpheus hatte
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