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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus
Autoren: Ralf Isau
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inzwischen seine Waffe aus der Kette befreit und ging zum Angriff über. Hieb Nummer eins konnte Arian noch abwehren, der zweite kostete ihn den Degen.
    »Hast du Mira bei eurer ersten Begegnung getraut?«, fragte der Fürst.
    »Was?« Arian blinzelte. Trotzig streckte er Morpheus seinen Dolch entgegen. »Ich weiß nicht. Nein, das stimmt nicht. Du hattest mir gerade den Körper gestohlen und ich traute niemandem.«
    »Siehst du. Dabei hättest du es belassen sollen. Jetzt wird dieses Mädchen für dich zum Sensenmann. Mach dich bereit.«
    »Nein, mach du dich bereit für den Höllengang«, widersprach eine laute Stimme. Etwas zischte durch die Luft.
    Morpheus wich davor zurück.
    Ein Messer flog an Arian vorbei und landete weiter hinten auf dem Boden.
    Drei Gestalten rannten in den Gang. Er traute seinen Augen nicht. Es waren Tarin – mit gezücktem Degen –, Zedekiah Blacksmith – mit einer Keule – und …
    »Vater?«, entfuhr es Arian. Ihm wurde schwindlig.
    »Bring dich in Sicherheit, Junge, der Stall brennt«, rief Tobes, während er an der Seite des Deutschen mit einem langen Rapier gegen Morpheus vorrückte.
    »Wie nett«, spöttelte Morpheus. »Die Hochzeitsgäste sind eingetroffen.«
    »Sie ist Morpheus und nicht Mira«, warnte Arian mit schwerer Zunge.
    »Wissen wir«, antwortete Zed, der inzwischen bei ihm war, seine Hand ergriff und sie sich über die Schulter legte. »Wir waren zuerst in Hercules Hall und haben sie dort in Fesseln vorgefunden. Deine Braut ist nicht ganz so hübsch wie sonst, aber es geht ihr gut.«
    Arian atmete erleichtert auf. Er deutete auf den Freund mit dem Messer in der Brust. »Sieh zu, ob du Turtleneck helfen kannst.«
    »Schaffst du’s allein nach draußen?«
    »Ja, geh schon.«
    Während Zed sich seinem alten Schüler näherte, verwickelten Tarin und Tobes den Metasomenfürsten in einen erbitterten Kampf. Vor allem Ikelas Sohn zeigte, dass er ebenfalls aus dem Wissen und den Erfahrungen mehrerer Fechtmeister schöpfte.
    Anstatt zu fliehen, sah Arian den dreien zu. Wie hätte er auch seinen Vater im Stich lassen können! Angestrengt versuchte er, Tobes und Tarin mit seinen geistigen Kräften zu helfen, aber nichts geschah. Er war noch zu benommen.
    Krachend stürzte das Dach am Ende des Stalls ein. Brennende Trümmer fielen zu Boden. Das letzte Pferd, das sich dort noch nicht losgerissen hatte, ergriff wiehernd die Flucht.
    Um nicht selbst Feuer zu fangen, wirbelte Morpheus herum wie ein Torero vor dem zustoßenden Stier. Tarin und Tobes stoben auseinander, um das verängstigte Tier vorbeizulassen. Hinter ihm schlossen sie sofort wieder die Lücke, um ihrem Gegner den Fluchtweg abzuschneiden.
    Miras elfenhafter Körper schien sich in einen Wirbelwind zu verwandeln. Obwohl er aus drei Wunden blutete, hielt Morpheus seine Widersacher mit Finten, schnellen Drehungen und geradezu artistischen Einlagen auf Abstand. War das noch Körperbeherrschung oder spielte er mit den Kräften der Natur? Setzte er Ikelas Seelenecho gegen seine Kontrahenten ein? Immerhin gelang es Tarin und Tobes, den Fürsten tiefer in den Gang hineinzutreiben, immer näher an die brennenden Trümmer heran.
    Arian hustete. Wenn sie Morpheus nicht bald bezwangen, würden alle sterben.
    Auch Ikelas Sohn schien sich dessen bewusst und attackierte den Seelendieb mit einer schnellen Folge von Hieben, bis er diesen fast ins Feuer drängte. Als Tarin einen Stoß zur Brust des Fürsten führte, holte Tobes gleichzeitig zu einem Streich gegen dessen Beine aus.
    Plötzlich stand Morpheus quer in der Luft – Arian traute seinen Augen nicht – und die beiden Klingen fuhren ins Leere. Die Überraschung seiner Gegner verschaffte ihm einen Vorteil. Er landete auf den Füßen, wich zur Seite aus, nahm Anlauf und sprang mit einem Salto über Arians Vater hinweg.
    Damit war für Morpheus der Weg zum Ausgang frei. Im Laufen sah er kurz zu Arian, als überlege er, ob er seinen Urenkel doch noch töten sollte …
    In diesem Moment fiel etwas durch das brennende Loch im Dach. Dicht über dem Boden breitete es seine Flügel aus und schwang sich wieder in die Höhe. Es war Lizzie der Papagei.
    In einem Bogen, der die gesamte Breite des Stalls einbezog, folgte er der fliehenden Mädchengestalt. Nur einen Herzschlag später stieß er auf sie herab wie ein Greifvogel auf ein Kaninchen und schlug seine Krallen in Morpheus’ Kopf.
    Danach flog er weiter – kreischend und unbeholfen flatternd –, direkt auf Arian zu. Der konnte sich
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