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Die magische Maske

Die magische Maske

Titel: Die magische Maske
Autoren: Christa Holtei
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zwar so schnell wie möglich. Aber allein würde er das nicht schaffen. Er brauchte Iris und Paseas dazu. Er musste ihnen sofort alles erzählen!
    Ein Stück Brot und ein kleines Töpfchen Oliven steckte er vorsorglich in einen Beutel. Essen konnte er jetzt nichts, dazu war er viel zu aufgeregt, aber vielleicht später. Während er sich den Beutel umhängte, lief er eilig über den Hof. Hoffentlich waren Iris und Paseas auch schon auf!
    Er hatte Glück. Paseas kam laut gähnend aus dem Haus, Iris folgte ihm. Als sie Hegias sahen, waren sie beide sofort hellwach.
    »Ich muss euch etwas erzählen«, flüsterte Hegias aufgeregt.
    »Was ist denn los?«, wisperte Iris erwartungsvoll.
    »Nicht hier. Kommt mit zur Platane!«

    Seine Freunde wussten sofort, was er meinte. Zwischen dem Kerameikos-Viertel und der Agora, dem Marktplatz von Athen, erhob sich ein flacher Hügel, über den seit alter Zeit die Stadtmauer verlief. Am Fuß des Hügels unterhalb der Mauer hatten dieFreunde einen Geheimplatz. Dort stand eine uralte Platane. Zwischen ihren riesigen, knorrigen Wurzeln verschwanden die drei Kinder völlig, wenn sie in Ruhe reden wollten. Niemand würde sie dort stören.
    »Weißt du, wo die Maske ist?«, fragte Paseas gespannt.
    Hegias schüttelte den Kopf und legte den Finger auf die Lippen. »Kommt mit!«
    Rasch liefen die drei zur Hoftür. Trotz der Eile dachte Paseas daran, an die Tür zu klopfen und sie dann erst zu öffnen. Die Hoftüren gingen nach außen auf und man schlug sie leicht jemandem vor den Kopf, der ahnungslos vorbeiging. Also hatte man sich in Athen angewöhnt, zu klopfen, bevor man eine Hoftür öffnete. Aber so früh am Morgen war noch niemand draußen zu sehen.
    Sie rannten, so schnell sie konnten, zur Platane und kauerten sich zwischen die Wurzeln.
    »Nun erzähl schon!«, sagte Iris. Sie platzte fast vor Neugier. »Was ist los?«
    »Weißt du, wo die Maske ist?«, fragte Paseas noch einmal.
    »Nein«, antwortete Hegias. »Aber hört mal zu.« Er erzählte flüsternd, was in der Nacht passiert war. Gebannt folgten die Geschwister der Geschichte.
    »Also ist es so, wie wir gedacht haben«, sagte Paseas kopfschüttelnd. »Jemand will uns schaden.«
    Iris nickte. »Und er hat gesagt, dass jetzt beide Töpfer nicht brennen können. Er wusste, dass wir zusammen einen Ofen benutzen! So eine Gemeinheit!«
    »Nein, das hat er nicht gemeint!«, widersprach Hegias. »Er hat gesagt, er hat
beide Masken
verschwinden lassen. Das heißt, nicht nur unsere, auch noch die von einem anderen Töpfer.«
    »Aber wer bezahlt jemanden dafür, dass er magische Masken klaut?«, fragte Paseas aufgebracht.
    »Vielleicht war es einer von unseren Nachbarn?«, überlegte Iris.
    »Genau! Hast du die Stimmen erkannt?«, fragte Paseas.
    »Nein. Sie haben doch nur geflüstert.«
    »Aber du hast doch gesagt, das Türgeräusch war ganz in der Nähe!«, warf Iris ein. »Dann
muss
es doch einer von unseren Nachbarn sein!«
    »Das glaube ich nicht«, antwortete Hegias. »Sie machen doch ganz andere Sachen als wir. Die beiden gegenüber stellen Dachziegel her. Und der neben uns macht nur Schalen und die ganz großen Gefäße für den Friedhof. Die können es nicht sein. Ich glaube nämlich, es geht um die Preisamphoren.«
    »Da könntest du recht haben!« Paseas traf die Erkenntnis wie ein Blitz. »Dann macht das Ganze Sinn! Jemand ist neidisch auf unsere Aufträge!«
    »Aber wer?« Hegias runzelte die Stirn.
    Nachdenklich drehte Iris eine Locke um den Finger. Paseas strich über das alte Holz der Platane und fuhr mit dem Finger die Furchen in der Wurzel entlang. Hegias merkte plötzlich, dass er hungrig wurde. Es tat ihm gut, sich mit seinen Freunden zu beraten. Wenigstens war er nicht mehr zu unruhig zum Frühstücken. Das Brot und die Oliven in seinem Beutel fielen ihm ein. Er holte sie heraus und verteilte sie.
    Kauend überlegten die Kinder weiter.
    »Wem außer uns fehlt noch seine Maske?«, fragte Iris plötzlich. »Das müssen wir herausfinden!«
    »Und wie willst du das machen?«, lachte Paseas. »Weißt du, wie viele Töpfer es gibt? Die können wir doch nicht alle fragen!«
    »Müssen wir ja auch gar nicht«, antwortete Iris. »Nur die, die Preisamphoren herstellen, wenn Hegias recht hat. Und ich glaube, er hat recht.«
    »Hm!«, machte Paseas. Das stimmte auch wieder.

    Hegias spuckte einen Olivenkern aus und sagte: »Das können nicht viele sein. Die Sieger bei den Sängern und bei den Flöten- und Leierspielern
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