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Die magische Maske

Die magische Maske

Titel: Die magische Maske
Autoren: Christa Holtei
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darauf entzünden durfte.
    Hegias hielt seinen Beutel fest umklammert und folgte seinen Freunden. Beladene Lastesel trotteten gemächlich an ihm vorbei und zweirädrige Karren voller Waren wurden von Maultieren zum Marktplatz gezogen.
    »Vorsicht!«, rief Paseas plötzlich.
    Aber Hegias und Iris waren schon zur Seite gesprungen. Sie hatten die lauten Rufe auch gehört, mit denen mehrere Sklaven auf sich aufmerksam machten. Auf einem schweren, vierrädrigen Ochsenkarren transportierten sie lange Holzpflöcke und Bretterstapel zum Marktplatz.
    »Sie bauen ja schon die Zuschauertribüne auf die Agora!«, rief Iris erstaunt.
    »Ja«, antwortete Hegias. »Sie wollen doch vor den Spielen noch prüfen, ob sie hält! Sonst passiert wieder so ein Unglück wie letztes Mal.«
    Während des Wettlaufs der Erwachsenen hatte es plötzlich ein lautes Krachen gegeben. Die Tribüne hatte sich geneigt und war dann einfach aus der Verankerung im Boden ausgebrochen und umgefallen. Zum Glück waren die Menschen mit Beulen und Schrammen davongekommen. Seitdem gab es immer wieder Diskussionen im Rat von Athen, wann endlich ein richtiges Stadion für die Panathenäen-Spielegebaut würde. So eines wie in Olympia. Aber bisher war man noch nicht weitergekommen.

    Als der Wagen vorbei war, bogen die Kinder von der Panathenäenstraße in das Gewirr der Kerameikos-Gassen ein. Der Geruch von heißem Metall schlug ihnen aus der offenen Tür einer Werkstatt entgegen. Phintias hatte seine Töpferei ganz in der Nähe bei den Schmieden und Bronzegießern. Für das Einschmelzen des Metalls brauchten sie das Feuer genauso wie die Töpfer und auch sie mussten den Gott Hephaistos besänftigen. Dafür hingen keine Masken, aber gleich mehrere Weihetafeln an ihren Öfen.
    Neugierig warfen die Kinder einen Blick in die Werkstatt. Der Bronzegießer war mit seinen Sklaven dabei, eine Statue zusammenzusetzen und zu verlöten. Wie eine große Puppe ohne Kopf und Arme lag sie halb fertig auf dem Rücken und streckte ihre Beine steif in die Luft. Irgendwann würde sie auf einem Sockel in vorgeneigter Haltung stehen, einen Schild festhalten und einen Speer werfen. Die Waffen lagen schon fertig neben ihr.
    »So etwas könnte man doch auch mal auf eine Schale malen!« Hegias zeigte auf die Statue.
    »Ja«, lachte Iris. »Es sieht witzig aus.«
    Aber Paseas rief: »Kommt! Da vorne ist es schon.«
    Am Ende der Gasse traten sie durch die Tür in einen kleineren, aber ganz ähnlichen Hof wie bei ihnen zu Hause. Es gab ein Wohnhaus, die Werkstatt, Schlämmbecken und Regale voller Preisamphoren. Hegias hatte recht gehabt. Auch Phintias war einer der Glücklichen, die einen Auftrag bekommen hatten. Und da stand auch sein Ofen. Gespannt liefen die Kinder um ihn herum auf die Seite mit dem Feuerloch. Oben an der Kuppel hing die magische Maske des Töpfers. Er hatte sie also noch. Gehörte er auch zu den Verdächtigen? Vielleicht konnten sie es daran merken, ob er sich benahm wie immer oder irgendwie verändert war.
    »Wer ist da?« Phintias kam aus seiner Werkstatt und blickte suchend über den Hof. Er konnte die Kinder hinter dem Ofen nicht sehen.
    »Ist da jemand?«, rief er noch einmal.
    »Ja, wir!« Iris lief mit den anderen rasch zu ihm.
    »Ach, ihr seid es!«, rief Phintias lachend. Er war fast so groß wie Hegias’ Vater und hatte eine dröhnende Stimme. »Ich dachte schon, es wäre ein Einbrecher. Man kann nicht vorsichtig genug sein.«
    Die Kinder nickten. Wie recht er hatte!
    »Wollt ihr meine Amphoren bewundern? Ich habe schon einige gebrannt. Ich bin gut in der Zeit.«
    Stolz zeigte er seinen Besuchern die zweiundsiebzig Amphoren für die ersten und zweiten Sieger im Laufwettbewerb der Jugendlichen. Die Göttin Athene mit ihrem Schild und ihrem Speer sah besonders kämpferisch aus. Und die Läufer auf der anderen Seite der Vase machten einen so lebendigen Eindruck, dass man sie fast rennen sah. Hegias betrachtete sie ein wenig neidisch. Er dachte an den Töpfer auf seiner Schale und war sicher, dass er noch lange üben müsste, um Menschen so malen zu können. Phintias musste sehr gute Vasenmaler haben.
    »Was kann ich für euch tun?«, fragte er freundlich.
    »Wir haben eine Frage«, fing Paseas zögernd an.
    Aufmerksam musterte Phintias die Kinder. »Es muss etwas Ernstes sein, sonst würdet ihr fröhlicher aussehen. Kommt herein, damit wir reden können.«
    Er führte die Kinder in seine Werkstatt. Niemand war da. Seine Vasenmaler schienen unterwegs zu sein. Die
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