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Die magische Fessel

Die magische Fessel

Titel: Die magische Fessel
Autoren: Horst Hoffmann
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sie uns angreifen, sobald wir Carlumen verlassen?«
    »Der Schein kann trügen«, sagte der Sohn des Kometen.
    »Er trügt ganz gewiß!« ließ sich Caeryll wieder vernehmen. »Ich kenne Oomyd und weiß, daß es zu uns reden kann, auch ohne daß wir den Tempel des Ersten Lichtes aufsuchen, der so benannt wurde, weil wir in ihm unseren Glauben an Oomyd weitergaben! Es ist eine Falle!«
    »Vielleicht braucht Oomyd unsere Hilfe«, spottete Sadagar.
    Mythor ballte die Fäuste und nickte grimmig, ohne jemanden dabei anzusehen.
    »Wir gehen den Mittelweg«, entschied er. »Die Wälsenkrieger verlassen mit mir Carlumen. Gerrek und die Amazonen kommen ebenfalls mit. Der Rest bleibt hier zurück. Sadagar, du bist während meiner Abwesenheit verantwortlich. Schicke Robbin als Boten, sobald Caeryll etwas von Oomyd spürt.«
    »Ihr begeht einen Fehler!« warf Caeryll ihm vor.
    »Dann kennst du einen besseren Weg? Wir sind hier gestrandet. Das Windhorn konnte die Signale blasen, die vielleicht Oomyd, vielleicht eine andere Macht dazu veranlaßten, uns aus dem Leib der Schlange hierherzuholen. Aber wir können ohne Hilfe nicht einmal mehr dorthin zurück.«
    Caeryll schwieg, und sein Schweigen sagte mehr als alle Worte.
    Mythor schob Fronja sanft von sich, als sie sich an ihn klammerte und ihn beschwor, nicht zu gehen. Mit grimmiger Miene und festem Schritt verließ er die Brücke. Berbus schloß sich ihm an.
    An den Wurfböcken vorbei und über die Ankerplätze der Flugdrachen und Beiboote marschierten sie zu den Wehren. Gerrek tauchte auf und wollte wissen, was dies alles zu bedeuten habe. Er bekam ebensowenig eine Antwort wie die Wälsenkrieger, die hier auf ihren Führer gewartet hatten.
    Die Diener des Oomyd warteten. Der Hüne mit den vier Armen und den Tentakeln wiederholte zum drittenmal seine Botschaft. Mythor gab den Kriegern ein Zeichen, die Strickleitern auszuwerfen, doch sie kamen nicht mehr dazu.
    Vor der Fliegenden Stadt wichen die Tempeldiener entsetzt zurück, und auf Carlumen zerrissen Schreie die dräuende Stille, als sich das blutrote Wabern über dem Eiland auftat. Was im ersten Augenblick wie ein schwarzer Spalt aussah, der alle Farbe verschlang und wuchtig zur Seite drängte, wurde zum schattenhaften Umriß einer gewaltigen Schlange. Dann begann er zu schrumpfen, und je kleiner er wurde, desto klarer die Gestalt des Reptils.
    Das Verhängnis, das Mythor erahnt hatte, senkte sich peitschend und zischend auf Carlumen herab, als ein Sog einsetzte, der die Männer und Amazonen fast von den Beinen riß. Etwas strömte hoch zu der Schlange, ließ sich noch wirklicher und schrecklicher erscheinen, und sie besaß acht Köpfe mit weit aufgerissenen Rachen und gespaltenen Zungen.
    »Das ist Yhr!« schrie Gerrek in das Brausen und Rauschen hinein, als die Luft sich noch einmal verdichtete und die Schlange endgültig körperlich entstehen ließ. »Sie ist uns gefolgt! Wir zogen sie mit uns herüber!«
    »Yhr!« schallte es über Carlumen hinweg, angsterfüllt und auch zornig, denn jetzt, so schien es, hatten die Krieger endlich den Gegner leibhaftig vor sich, konnten sie der Schlange mit ihren Klingen und Pfeilen, Äxten und Lanzen entgegentreten.
    »Yhr!« zischte es aus der Höhe, und schon peitschte der Schwanz des Wurmes über die Mauern der Stadt. »Ja, es ist Yhr, ihr Narren, die ihr schon glaubtet, der Finsternis entronnen zu sein! Ihr dünktet euch frei, doch ihr seid nach wie vor in meinem Leib, auch wenn ich jetzt in eure Reihen fahre und euch vernichte!«
    Mythor verstand jede Silbe, doch begriff nichts. Er wußte nur, daß nun ein gnadenloser Kampf begann – und das Caeryll mit seinen Warnungen recht behalten hatte.
    Das erste Entsetzen der Eilandbewohner war überwunden. Sie rückten an, stießen Kampfesgeschrei aus und machten sich daran, Carlumen zu entern.
    »Das Zeichen!« brüllte der Anführer. »Für Koon!«
    Und Koon stand nun hinter ihnen, lenkte sie und trieb sie voran. Die Spinnenähnlichen krallten sich mit ihren vielen Füßen in die Bordwand der Fliegenden Stadt, andere kletterten an ihnen hinauf und bildeten Steige für die Nachrückenden.
    Von oben stieß Yhr herab, peitschte den ersten Pfeilhagel mit ihrem Leib davon und streckte ihre acht Köpfe, von denen jeder für eine Schlange der Finsternis stand, gierig nach den Verteidigern aus, deren Los besiegelt schien.
    »Sterben magst du, Sohn des Kometen«, sprach der Darkon aus dem Mund des Sithen. »Doch Ruhe wirst du niemals finden. Denn
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