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Die magische Fessel

Die magische Fessel

Titel: Die magische Fessel
Autoren: Horst Hoffmann
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Willen brach. Er war der Haß, er wollte die Fremden zerreißen.
    Doch noch war die Zeit nicht gekommen. Koon befahl, und alle gehorchten. Koon sagte, daß die Fremden in Sicherheit gewiegt werden sollten, bis sich das Zeichen über dem Eiland zeigte.
    Es waren Höllenqualen, die Tartan durchzustehen hatte, als er nun an der Spitze der Diener auf das seltsame Gebilde zuschritt, das Koon eine Fliegende Stadt nannte. Koon wußte überhaupt vieles über die Fremden. Tartan fragte nicht mehr, woher. Er zweifelte nicht mehr. Sein ganzes Denken war auf das Ziel gerichtet, auf den heißersehnten Moment, in dem er das Zeichen sehen würde.
    Koon hatte gesagt: »Empfangt die Fremden wie Freunde! Lockt sie von ihrer Fliegenden Festung fort! Gebt ihnen zu verstehen, daß Oomyd im Tempel des Ersten Lichtes auf sie wartet und einen Weg weiß, wie sie ihren mächtigen Feind bezwingen können!«
    Oomyd wartete nirgendwo mehr. Oomyd war erloschen. Tartan wußte es nun, und er litt nicht mehr darunter. Er lebte nur noch für einen Zweck. Alles andere war gleichgültig geworden.
    An der Spitze der Diener erreichte er die Fliegende Stadt und legte den Kopf in den Nacken, als die ersten Fremden über den mächtigen Wehren erschienen. Tartan war beeindruckt von der Größe des Gebildes.
    Seine Gliedmaßen zitterten. Rechts und links von ihm wanden sich die Körper der Diener wie unter höllischen Schmerzen, und ein Aufschrei hätte genügt, um sie schon jetzt blindwütig angreifen zu lassen.
    Koon wollte es nicht. Koon war die Macht. Koon war stärker in Tartan, als Oomyd dies je gewesen war.
    Und Koon sprach durch Tartans Mund. Es waren Worte, wie Tartan sie nie zuvor gehört hatte, doch die Fremden verstanden sie:
    »Seid willkommen, ihr, die ihr euch an Oomyd erinnert habt!« rief er zu den Kriegern hinauf. »Folgt uns in den Tempel, wo Oomyd wartet! Er weiß um eure Nöte und wird euch helfen!«
    Und jener, der Tartan so reden ließ, stand vor seiner Hütte und beobachtete aus der Ferne. Er ließ den Haß keimen und hielt ihn noch nieder.
    Er sah, wie die Fremden sich zu beratschlagen schienen. Worte allein mochten ihren Argwohn nicht beseitigen können. Doch welche andere Wahl hatten sie, als Carlumen zu verlassen?
    Das mußte geschehen sein, bevor die Schlange erschien.
    Der Sithe drehte sich um und ließ seinen Blick über die Tempelmauern wandern.
    Du wirst ihnen nicht helfen können, Oomyd! dachte er zufrieden. Wenn ich meinen Bann von dir nehme, magst du wieder erwachen, aber dann gibt es keine Diener mehr, von deren Kräften du zehren und leben kannst!
    Du wirst untergehen wie deine Freunde und wie das Licht!
    Denn ich bin Darkon, und meine Kraft ist die der Finsternis!
    Und die Finsternis wird siegen! Zeige dich, Yhr, die du meine Warnungen mißachtetest!
*
    »Ich spüre Oomyd nicht«, sagte Caeryll.
    »Aber es muß da sein«, widersprach Robbin. »Wer sonst hätte uns hier herübergeholt, wenn nicht Oomyd beim Klang des Windhorns!«
    »Es ist das gleiche Eiland«, beharrte Caeryll, »doch wie von Oomyd verlassen. Ich erkenne einige der Diener wieder, deren Leben durch Oomyds Macht verlängert wird, doch Oomyd schweigt.«
    Robbin seufzte inbrünstig und warf Mythor hilfesuchende Blicke zu.
    »Nun sag du doch auch etwas! Wir haben die Worte des zehn Fuß großen Riesen gehört. Oomyd erwartet uns und will uns gegen Yhr beistehen.«
    Mythor sah auf die Scharen der Eilandbewohner hinab. Dort tummelten sich menschenähnliche Wesen zwischen Kreaturen, die an riesige Krebse und Schnecken erinnerten, zwischen Mischwesen und Geschöpfen, die sich mit nichts jemals Gesehenem vergleichen ließen. Sie alle waren unbewaffnet und warteten.
    Aber worauf?
    Mythor tat Caerylls Warnung nicht als übertriebene Vorsicht ab. Er spürte das nahende Unheil seit dem Augenblick, in dem Carlumen gelandet war. Etwas hing wie eine stumme Drohung über dem Felsland, das voller Wunder war.
    Da sproß hohes Korn aus kahlem Gestein, und in der Ferne waren kleine Tiere zu sehen. Wovon ernährten sie sich?
    Alles wies auf eine ordnende Hand hin. Robbins Worte waren ebensowenig zu widerlegen wie Caerylls Warnungen. Mythor sah die auf ihn gerichteten Blicke und wußte, daß von ihm eine Entscheidung erwartet wurde. Hukender, Mokkufs Waffenträger, war auf der Kommandobrücke erschienen, und auch Berbus, der Anführer der Wälsenkrieger in Caerylls Diensten.
    »Mythor!« drängte Robbin weiter. »Sehen diese Eilandbewohner dort unten etwa so aus, als wollten
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