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Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)

Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)

Titel: Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
Autoren: Sina Blackwood
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den Gleiter und beschoss den Boden mit konzentrierter Energie. Dann endlich brach der Damm und flutete das Verlies, in dem der Letan bereits zu wüten begonnen hatte. Bisher war alles nach Plan verlaufen. Bis auf ein entscheidendes Detail. Die Insel hatte sich geteilt, ging aber nicht unter, wie erwartet. Der Magische Rat stand in der Kommandozentrale und beobachtete besorgt die Vorgänge da draußen. Dann näherte sich der kleine Gleiter. Imset hatte Horus weggeschickt, weil der ihm bei der letzten Anstrengung nicht helfen konnte. Horus sprang aus dem Gleiter und eilte in die Zentrale. Imset war es inzwischen doch noch gelungen, wenigstens den einen Teil der Insel zu zerstören.

Auf Leben und Tod
     
    „Der Kristall, es ist der Kristall, der die Insel nicht untergehen lässt.“ Solon schrie es förmlich heraus. Unter den Augen der entsetzten Atlan rannte Imset in die Grotte, als hätte er die Worte verstanden. Nach wenigen Sekunden legte eine gewaltige Explosion den Rest des Eilandes in Schutt und Asche. Gleichzeitig erlosch Imsets Lebensenergie. Neri schaute mit schreckgeweiteten Augen auf das Bild der Zerstörung. Dann sank sie ohnmächtig zu Boden. Horus trug sie zu einem Sessel und zufällig berührte dabei sein Ankh die Stelle, an der sie ihren Lotos der Isis trug. Horus stutzte. Forschend sah er in das leichenblasse Gesicht mit den fest geschlossenen Augen. In seinen Gedanken hörte er Kebechsenef sagen: Das Schicksal fordert wohl doch sein Recht. Jetzt könnte sie dir gehören.
    Horus legte ihm die Hände auf die Schultern, sah ihm tief in die Augen und erwiderte so, dass es alle hören konnten. „Neri wird niemals mir gehören. Ich habe kein Recht auf sie. Und jetzt schon gar nicht mehr. Im Haus des Horus wächst bereits neues Leben heran.“ Er wandte sich zu den Offizieren um. „Nehmt Kurs auf die Caiphas-Galaxie. Ich behalte den großen Gleiter und bleibe hier.“ Neri kam langsam wieder zu sich. Er streichelte ihre Hand. „Ich schwöre dir, dass ich ihn zurückbringe. Euer Kind wird nicht ohne Vater aufwachsen.“
    „Du wirst nicht allein gehen“, sprach Solon und klopfte ihm auf die Schulter. „Er ist auch ein ganz kleines bisschen mein Sohn. Außerdem wartet niemand auf mich“, sprach er, mit einem lächelnden Blick auf Talos’ Gefährtin mit dem Baby im Arm. Augenblicke später verließ der Gleiter das Mutterschiff, das langsam die Atmosphäre der Erde hinter sich ließ. Der Strudel am Ort der Zerstörung hatte sich geglättet, der Vulkan hingegen wütete mit unverminderter Kraft. Horus programmierte den Salzwasserschutz und ließ die Maschine weit vor dem Vulkan ins Meer gleiten. Er schaltete auf Ultraschall und Infrarot. Mit normaler Bordkamera war hier nichts mehr zu machen. Die Sicht war trotzdem fast Null. Solons Herz klopfte bis zum Hals. Er war es nicht gewohnt, sein Leben in die Hände der Technik zu legen. Horus’ äußerliche Ruhe tat ihm gut. In einer großen Spirale näherten sie sich der Stelle, an der sie Imset vermuteten. Die Sicht wurde etwas besser. Der untergegangene Gebirgszug war noch als solcher zu erkennen, doch überall lagen gigantische Trümmer verstreut. Zweimal überquerten sie großräumig das Gebiet, um sich zu orientieren, aber sie fanden keinen Hinweis auf Imset. Solon hatte die Hände geballt, dass die Knöchel weiß hervortraten. Noch war kein einziges Wort gefallen. Horus begann, vom Zentrum der Zerstörung aus, zentimeterweise den Boden zu scannen. Als hätten sie sich abgesprochen, beobachtete Solon die Ultraschallbilder, während Horus den Infrarotmonitor überwachte. Schließlich brach Solon die Stille.
    „Glaubst du wirklich, dass der Kristall zerstört wurde?“
    „Nein. Obwohl – Imset konnte schon als kleiner Junge Kristalle reparieren, vielleicht kann der Drakonat diese Art Kristalle zerstören. Niemand, nicht mal er selber weiß, welche Fähigkeiten er wirklich hat. Das gibt mir auch die Hoffnung, dass wir ihn finden können.“
    Solon nickte zu Horus’ Worten.
    „Sollten wir versuchen, den Kristall zu suchen? Er könnte uns zu Imset führen“, fragte er schließlich.
    „Mir ist jedes Mittel recht. Versuche es.“
    Solon setzte sich auf den Boden des Gleiters und begann einen Singsang. Horus kannte die Sprache nicht, aber er fühlte, dass Solon den Kristall rief. Die Worte wurden immer eindringlicher. Es war ein Locken und Flehen, wie es der Tarronn seit Jahrtausenden nicht mehr gehört hatte. Auf seiner Haut jagte ein Schauer den anderen.
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