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Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)

Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)

Titel: Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
Autoren: Sina Blackwood
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jede Erinnerung an die Insel im Gehirn des Gastes aus. So gelang es ihnen, durch die Jahrtausende unbehelligt und unentdeckt zu bleiben. Atla erschien den Reisenden als Traumgebilde. Nur technisches Wissen durften die Besucher mitnehmen. So war es nicht verwunderlich, dass rings um den Ozean im Laufe der Jahrhunderte ganze Flotten von einfachen Holzschiffen die Uferzonen befuhren. Schließlich kam der Tag, an dem sich die Seefahrer weiter hinaus wagten und der Warentausch zwischen Atlan und Menschen begann. Öfter erhielten die Atlan nun Besuch vom Festland. Nicht allein die Händler kamen, auch Baumeister, Ärzte und Schriftgelehrte. Aber nur wenigen war es vergönnt, die Geheimnisse der alten Zeit zu erfahren. Als einzige Gegenleistung verlangte der Hohe Rat absolute Verschwiegenheit. Aber Menschen sind schwach …
    Die Gedanken der Seherin schweiften ab. Wie oft hatte sie versucht, mit der alten Heimat Kontakt aufzunehmen und jedes Mal vergebens. Vielleicht war die Entfernung zu groß, vielleicht gab es ihren Heimatplaneten nicht mehr, vielleicht blockierte Letan den Kontakt, vielleicht, vielleicht, vielleicht … Unwillig schüttelte sie den Kopf. Solon hatte wohl Recht. Nur das Ritual, vor dem sie sich so wahnsinnig fürchtete, konnte noch helfen. Auf ihren Reisen durch die Zeit hatte sie gesehen was passierte, wenn auch nur der winzigste Teil dabei nicht zu den anderen passte. Andererseits …
    Sie hatte Letans lodernde Flammen erlebt. Sie hatte schon lange gespürt, dass er kurz vor dem Erwachen war. Schließlich hatte sie nach ihm in den Zeiten gesucht und beinahe mit dem Tod dafür bezahlt. Sie kannte den Ort, an dem er seinen magischen Schlaf hielt. Genau genommen lebte ihr Volk auf einem Pulverfass, denn in den Höhlen, meilentief unter ihrer Insel, begann das Grauen zu erwachen. Sie hatten die Erdstöße gespürt, wenn sich Letan unruhig bewegte. Es war kein Zufall, dass die Atlan genau hier lebten. An jedem Vollmond, am höchsten Punkt des Mondjahres, wenn das blasse Licht genau auf den Wasserfall traf und sich die irdischen Energien mit denen des schwarzen Altars vereinigten, erneuerten die Atlan die Fesseln der Bestie, die vor langer Zeit vom Großen Verborgenen genau hier besiegt und in einen magischen Schlaf versetzt worden war. Letan hatte in den Jahrtausenden vor der Ankunft der Atlan Nachkommen mit den irdischen Drachen gezeugt. Es waren die drei großen Clans entstanden. Die zierlichen Bergdrachen – scheue Wesen und Meister des Fluges, die Meeresdrachen – Schwimmer in den finstersten Tiefen der Meere, die niemals freiwillig an die Oberfläche kamen und die die Schätze der Ozeane hüteten und es waren die kampfwütigen Erddrachen entstanden, die sich in jedem Element zu Hause fühlten, jeder von ihnen ein verkleinertes Ebenbild von Letan und jeder genau so bösartig wie er. Sie gruben und brannten sich ihre Wohnstätten tief in die Erde. Jedes Lebewesen war froh, wenn es ihnen nicht begegnete. Aus ihren gelben Augen funkelte die reine Mordlust. Wenn zwei von ihnen aneinander gerieten, verbrannten sie ganze Landstriche. Neri hatte Anfang und Ende der irdischen Drachen bei ihren Reisen erlebt. Sie wusste, dass eines Tages nur die Seelen der Drachen überleben würden und deren Eier, die, gut verborgen, wieder Jahrtausende warten konnten, ehe sich der magische Kreis erneut schließen und die Herrschaft der geflügelten Riesen wieder beginnen würde. Der Körper des letzten atlanischen Drakonweibchens lag, schwer verletzt und fast zur Unkenntlichkeit entstellt, tief in einem Wald hier auf der Erde. Er wartete auf seine magische Erneuerung. Der Segen der fünf Verborgenen schützte ihn, so wie es Mi-Kel einst versprochen hatte. Siri würde eines Tages die Einzige sein, die sich dem Abtrünnigen im direkten Kampf gegenüber stellen könnte. Die Seherin hoffte, dass der Körper der Drakon noch lange von den Menschen unentdeckt bleiben würde. Die Chancen dafür standen nicht schlecht, denn nur in den Stunden der irdischen Tag-und-Nacht-Gleiche war der Körper des Drachen als solcher zu erkennen.
    Den letzten Sieg hatte Letan davon getragen, indem er Siri aus dem Hinterhalt angriff und sie in seinem magischen Feuer fast verbrannte. Aber auch er selber war so geschwächt worden, dass ihn die Atlan mit dem Segen der Großen Verborgenen in Fesseln schlagen und tief in den Schlünden der Erde bannen konnten. Spätere Generationen der Menschen nannten ihn Leviathan und der Kampf gegen die Bestie lebte in
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