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Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)

Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)

Titel: Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
Autoren: Sina Blackwood
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unverzüglich daran, eine neue Heimat zu finden.
    Siri unterbrach ihre Betrachtungen. Sie lauschte erneut in die Nacht. Telepathisch nahm sie Kontakt mit den anderen Wächtern auf. Irgendetwas war geschehen, sie konnte es riechen, sie konnte es fühlen. Schließlich kroch sie aus ihrer Behausung. Das fahle Licht der fernen Zwergsonne verbreitete sich bereits über den Horizont und ließ ihren beschuppten Körper in einem wahren Farbenrausch explodieren. Mit kräftigen Flügelschlägen flog sie ihrem Ziel entgegen. Am Rande der Todeszone traf sie mit den vier anderen Wächtern zusammen. Sie nickten sich stumm zu und setzten gemeinsam und fast lautlos ihren Weg fort. Als sie hinter einem Hügel anhielten, wurden sie Zeugen eines grausigen Schauspiels. Letan hockte auf der Spitze des Caiphas. Seinen Körper umloderten grünliche Energieentladungen, die aus dem unbekannten Material des Splitters aus dem All drangen. Gefährlich und voller Hass funkelten seine Augen. Vor ihm, auf dem Boden, lag ein gerissenes Wapi, dessen Blut noch an den Lefzen seines Mörders klebte. Das kleine zierliche Huftier mit den großen Augen und den vier gewundenen Hörnern hatte gegen einen derart furchtbaren Gegner keine Chance. Den angesengten Resten nach zu urteilen, hatte der Drache das Tier mit seinem Feueratem getötet.
    Wie schwarze Schatten huschten die ungebetenen Zuschauer davon. Sie hatten genug gesehen. Der einst so stolze Wächter, hatte gleich mehrere Tabus gebrochen und war vom Codex der Drakon abtrünnig geworden. In gebührendem Abstand zum Ort des Geschehens, ließ sich die Gruppe der anderen Wächter nieder.
    „Siri, du bist von heute an unser Oberhaupt“, sagte Tanita, nachdem sie sich kurz bei ihren Artgenossen rückversichert hatte. „Du bist nicht nur die Älteste, sondern auch die Umsichtigste und Erfahrenste von uns. Dein Wort wird für uns Gesetz sein.“
    „Ich danke euch.“
    „In wenigen Stunden tritt der Hohe Rat zusammen. Ich habe bereits gestern Abend darum gebeten. Wir fliegen jetzt gemeinsam zum Heiligtum, wo wir an den Beratungen teilnehmen werden. Letan darf diese Welt nicht vernichten, bevor die Atlan eine neue Heimat gefunden haben. Es gibt nur zwei Wege: Entweder er wird verbannt - wohin auch immer, oder wir alle gehen - wohin auch immer - und lassen ihn hier.“
    Siri erntete ein beifälliges Zischen ihrer Gefährten und während des Weiterfluges berichtete sie den anderen telepathisch vom vergangenen Abend.
    Die Drakon, die wie eine große dunkle Wolke am Himmel schwebten, wurden bereits von den Mitgliedern des Hohen Rates erwartet. Im Halbkreis ließen sie sich vor dem Heiligtum nieder. Sie wurden freudig, wenn auch mit besorgten Gesichtern begrüßt. Es kam nicht oft vor, dass alle Wächter an einem Ort zusammen fanden. Senator Talos eröffnete die Versammlung, bat die Drakon um eine Erklärung für das außergewöhnliche Treffen und sah Siri erwartungsvoll an. Sie neigte zum Dank ihren langen Hals mit dem markanten Kopf.
    „Wie euch bereits aufgefallen sein wird, ist Letan nicht unter uns. Er ist das Problem, um das es heute gehen soll.“
    Kopfschütteln und verständnisloses Gemurmel ging durch die Senatoren. „Aber er muss kommen, er ist ein Wächter!“, rief einer.
    Siri wandte sich ihm zu. „Er wird nicht kommen. Er wird nie mehr kommen.“ Sie machte eine Pause. „Und wenn er doch kommen sollte, dann flieht, so schnell ihr könnt.“
    Der Auftakt war nicht ganz so gelaufen, wie Siri sich das vorgestellt hatte, aber nun war es heraus. Jetzt konnte sie ohne Umschweife Klartext reden. Totenstille breitete sich aus, alle Augen hingen an dem riesigen Drachen. Wenn eine Drakon solche Worte sprach, dann musste es mehr als nur einen Grund dafür geben. Mit wohl gesetzten Worten berichtete Siri über die Vorgänge der letzten Wochen und die Wächter nickten stumm zu ihren Worten.
    „Die Entscheidung darüber, was geschehen soll, liegt in euren Händen“, sprach sie und schaute in die Runde. Manch einer senkte hilflos den Kopf, wenn er dem Blick ihrer grün schillernden Augen begegnete.
    „Fragen wir den schwarzen Kristall“, murmelte Talos. „Die Tragweite der Vorkommnisse ist zu schlimm. Wir haben noch keinen Weg gefunden, um diesen Planeten dauerhaft zu verlassen. Wo sollen wir also hin? Und wenn wir Letan verbannen, muss sicher sein, dass er dort auch überleben kann. Wir haben kein Recht, ihn in den sicheren Tod zu schicken.“
    „Bei Einbruch der Dunkelheit treffen wir uns wieder
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