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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers
Autoren: Markus Heitz
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Kräften zu verletzen, saß tief. »Govan wird Kabcar?«
    »Er ist der Älteste von uns«, stimmte sie ihm zu und löste sich aus seinen Armen. »Das Volk wird ihn bald ebenso lieben wie Vater.« Sie stand auf und schob ihm das Speisetablett hin. »Hier, vergiss nicht zu essen.«
    Eilig grabschte der Krüppel nach einem gebratenen Huhn und schlug die Zähne hinein. »Ich werde essen. Und wie ich essen werde. Und gleich morgen fahre ich nach Kensustria, um mit den Soldaten gegen die Mörder zu kämpfen.«
    »Darüber reden wir noch einmal«, sagte sie ruhig von der Tür aus. »Wir dürfen nichts überstürzen, das würde dem Feind nur helfen.« Sie tippte sich gegen die Schläfe. »Mit Köpfchen, Krutor, kommen wir viel weiter. Verstehst du?«
    Er nickte grimmig und imitierte die Bewegung seiner Schwester. »Ja. Mit Köpfchen.«
    Zvatochna verließ das Zimmer, ihr von Trauer tief bewegtes Antlitz wandelte sich und zeigte Freude. Sie war mit dem Ergebnis ihrer Lügen mehr als zufrieden.
    Tarpol und große Teile der angeschlossenen Königreiche schrien nach Vergeltung für den Tod ihres Vaters, die Rekrutierstellen quollen über, die Schlangen wuchsen schier ins Unermessliche.
    Währenddessen fuhren die Waffenschmieden ihre Produktion auf die höchste Stufe. Das gewonnene Erz bekam fast keine Gelegenheit abzukühlen, die Gussformen für Bombarden standen parat, die Hämmer machten aus dem Stahl in aller Eile Schwerter. Die Zahl der Krieger, die Govan unterstanden, wuchs mit jedem Lidschlag. Sollte ihr eigentlicher Plan scheitern, würden sie Kensustria mit Menschen überschwemmen können. Von einer solchen Wendung ging Zvatochna allerdings nicht aus.
    Während sie die letzten falschen Tränen abtupfte, betrat sie das Arbeitszimmer ihres Vaters.
    Govan, die Uniformjacke und das Hemd geöffnet, hockte vor dem knisternden Kamin, einen Stapel Papiere auf der einen Seite, eine halbvolle Flasche Schaumwein auf anderen, das volle Glas vor sich. »Stell dir vor, ich verbrenne jeden einzelnen Fetzen seiner wirren Gedanken«, begrüßte er sie voller Behagen. »Langsam, ganz langsam. Und ich hoffe, sein Geist, oder was immer von ihm übrig ist, verspürt dabei Schmerzen.« Genüsslich nahm er das nächste Blatt mit den handschriftlichen Aufzeichnungen und ließ es in die gierigen Flammen segeln. Dann leerte er das Glas, um sich anschließend lachend zurücksinken zu lassen. »Ach, welch eine Last ist von mir genommen. Bald bin ich Kabcar, ich habe die Frau an meiner Seite, die ich verehre, und zum Auftakt herrsche ich bald über einen ganzen Kontinent.« Er hob die Flasche und ließ sich den perlenden Wein in den Mund laufen. »Heute Ulldart, morgen das nächste Reich.« Govan schluckte geräuschvoll und schaute zu seiner Schwester, die sich an den Tisch gesetzt hatte. »Was, meinst du, sollen wir zuerst einnehmen? Angor oder Kalisstron?« Seine Augen wanderten hinauf zur Decke, die ein Gemälde zierte. »Angor ist schön warm, aber Kalisstron beheimatet die besseren Pelztiere. Dafür sollen sie noch kältere Winter haben als wir.«
    Zvatochna zog die Schublade auf und nahm die Schreibutensilien hervor, die ihr Vater benutzt hatte. »Du bist zu voreilig.«
    »Falsch«, hob er einen Finger und verbesserte sie, »ich bin zuversichtlich und setze mein ganzes Vertrauen in deine militärischen Fähigkeiten.«
    Die junge Frau nahm ein Blatt Papier und malte zufällige Muster darauf, während sie in Gedanken die Eroberungspläne durchging. »Wir werden den Kensustrianern Gelegenheit geben, sich im Kampf mit uns zu messen. Sie werden rasch erkennen, dass sie weder gegen unsere Bombarden noch gegen unsere Truppen bestehen können. Auch ihre technischen Kniffe werden ihnen nichts bringen. Diesmal sind wir auf alles vorbereitet, was sie uns entgegenwerfen könnten.«
    »Und die Vorgehensweise, verehrte Schwester, wird wie aussehen?«
    »Ich habe mir zehn Stellen entlang ihrer Grenze ausgesucht, die ich als sehr leicht einzunehmen betrachte. Dort werden wir Scheininvasionen durchführen. Doch in Wirklichkeit brechen wir andernorts durch. Ich setze voll und ganz auf die Kavallerie, die in Kensustria recht gute Einsatzbedingungen vorfindet. Zusammen mit den Geschützbatterien werden sie die Grünhaare schnell in den Schlachten bezwungen haben.« Sie zerknüllte das Papier. »Nehme ich an.«
    Govans Augenbrauen wanderten erstaunt in die Höhe. »Nimmst du an? Wie darf ich denn das verstehen?« Ein weiteres Blatt flog in den Kamin und verging in
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