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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall
Autoren: Julie Klassen
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im Zimmer war. Der Kutscher hob die Zügel, die Pferde setzten sich in Bewegung.
    Sie fuhren weg? Hatte Murdoch vielleicht auch Mr Upchurch abgewiesen?
    Sie rannte aus dem Zimmer, lief die Treppen hinunter und quer durch die Halle, ungeachtet jeglicher Schicklichkeit. Dann riss sie die Haustür auf und betete, dass sie ihn noch erwischte. Mit einem Satz sprang sie die kleine Vortreppe vor dem Haus hinunter, auf die Straße, doch die Kutsche bog bereits um die Ecke.
    Sie war zu spät. Die Upchurch-Kutsche war verschwunden.
    Tränen traten ihr in die Augen. Wenn sie es doch nicht ausgerechnet heute abgelehnt hätte, Besucher zu empfangen! Sie war ganz allein schuld daran, denn sie hatte Murdoch angewiesen, er solle alle Gentlemen wieder wegschicken. Was war sie doch für eine dumme Trine!
    Margaret fuhr sich mit dem Handrücken über die Wangen, wandte sich mit einem zitternden Aufschluchzen wieder zum Haus um und wollte hineingehen.
    Dann blieb sie abrupt stehen und schnappte nach Luft. Auf der Vordertreppe stand Nathaniel Upchurch.
    »Mr Upchurch«, stieß sie atemlos aus.
    Er trug einen dunkelgrünen Rock, Büffellederbreeches und hohe Stiefel. Er lächelte nicht. Er sah sie nur an, mit undurchschaubarem Gesichtsausdruck. »Miss Macy«, sagte er dann trocken. »Mir wurde gesagt, Sie seien nicht zu Hause.«
    Ärgerlich beeilte sie sich, die Situation zu erklären. »Es tut mir leid. Ich hatte in letzter Zeit sehr viele Besucher und ich …«
    »Freier, nehme ich an?«
    »Ich fürchte ja. Verzweifelte Glücksritter, jedenfalls die meisten.«
    Seine Brauen hoben sich.
    »Oh! Sie rechne ich natürlich nicht dazu, Mr Upchurch. So habe ich es nicht gemeint.« Nun, da er vor ihr stand, plapperte sie wie ein Schulmädchen. Sie schluckte und deutete vage auf die Straße. »Ihre Kutsche ist leider ohne Sie abgefahren.«
    Er nickte. »Ich habe sie weggeschickt. Ich war entschlossen, so lange wie nötig zu warten. Ihr Butler war sehr unwirsch, bis ich ihm sagte, dass ich einen langen Weg gekommen sei, um Sie zu sehen. Aus irgendeinem Grund wurde er, nachdem ich Maidstone erwähnt hatte, sehr viel herzlicher.«
    Ihre Wangen wurden heiß. »Oh.«
    Er neigte den Kopf zur Seite. »Was erzählen Sie den Leuten, wo Sie gewesen sind?«
    »Ich … ich weiß nicht. Ich sage nur, dass ich bei Freunden war. Ich hoffe … dass das stimmt … dass wir Freunde sind?« Er kniff die Augen zusammen. »Wollen Sie das denn?«
    »Natürlich.«
    Er trat von der Vordertreppe herunter und kam auf sie zu, die Augen nicht von ihr wendend.
    Verunsichert von seinem prüfenden Blick, fuhr sie hastig fort: »Ich bin froh, dass Sie gekommen sind. Ich habe über S … äh … w-wie geht es Lewis?«
    »Gut.«
    »Das freut mich.« Sie zögerte, dann deutete sie auf das Haus hinter ihm. »Möchten Sie nicht … hereinkommen?«
    Er warf einen Blick zurück zum Haus, dann blickte er über ihre Schulter. »Wie wäre es stattdessen mit einem Spaziergang durch den Park?«
    Der Tag war frostig, doch sie antwortete: »Natürlich. Einen Augenblick, ich hole nur noch mein Tuch.« Sie ging an ihm vorbei zur Haustür.
    Murdoch kam ihr mit ihrem Tuch entgegen, als hätte er geahnt, was sie wollte – oder gelauscht – und legte es ihr um die Schultern.
    »Sie sind hinausgelaufen, bevor ich ihn ankündigen konnte«, flüsterte er. »War es richtig, dass ich ihm erlaubt habe zu warten?«
    »Mehr als richtig. Danke.«
    Er beugte sich vor. »Aus Maidstone, Miss?«
    Sie nickte, bebend vor Nervosität und Aufregung.
    Der Butler zeigte eines seiner seltenen Lächeln.
    Zusammen überquerten Margaret und Nathaniel die Straße und betraten den langen, ovalen Park in der Mitte des Platzes. Langsam schlenderten sie unter einem Baldachin herbstroter Blätter dahin. Unter ihren Füßen raschelte das Laub.
    Nathaniel fing unvermittelt an. »Sie wissen, dass Sie mich beinahe umgebracht haben?«
    Margaret riss den Kopf hoch. »Sie umgebracht? Womit?«
    Er legte die Hände auf dem Rücken zusammen. »Sie waren kaum einen Tag weg, als wir hörten, dass Marcus Benton seine Meinung geändert und eine andere Frau geheiratet hatte.«
    Sie nickte. »Eine amerikanische Erbin.«
    »Jetzt weiß ich das auch. Hudson und ich haben unsere Methoden. Aber es waren ein paar elende Tage, kann ich Ihnen sagen.«
    Ihr Herz zitterte bei dem Gedanken. »Es tut mir leid. Ich wollte Ihnen schreiben, aber dann, nun ja …« Ihre Worte verklangen.
    Er nickte. »Sie wissen nicht, wie dankbar ich Gott war, als ich
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