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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall
Autoren: Julie Klassen
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Wahrscheinlich hatte Murdoch ihm bereits die »gute Nachricht« von ihrer Rückkehr überbracht.
    »Bist du gekommen, um dich an meinem Unglück zu weiden?«, fragte er.
    Sie runzelte die Stirn. »Nein.« Dann blickte sie sich in dem leeren Zimmer um. »Mutter ist noch nicht wieder da?«
    »Sieht so aus.«
    Sie gab sich einen Ruck. »Wo ist Marcus?«
    Er drehte den Kopf und sah sie stirnrunzelnd an. Sein Blick war stumpf, sein Gesicht rot angelaufen. »Weißt du es wirklich nicht oder reibst du nur Salz in meine Wunde?«
    »Was weiß ich nicht? Wo ist er?«
    »Auf Hochzeitsreise, nehme ich an.«
    Auf Hochzeitsreise – so schnell? Ihr Magen verkrampfte sich. Sie kam zu spät!
    »Das glaube ich nicht!« Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie hatte die Hochzeit ihrer Schwester verpasst. Erschüttert murmelte sie: »Ich wusste es nicht einmal … war nicht bei ihr …«
    Sterlings Lippen kräuselten sich. »Wir konnten dir schließlich keine Einladung schicken, oder? Oder hätten wir sie einfach nach Fairbourne Hall schicken sollen?« Er schien noch tiefer im Sessel zusammenzusacken. »Aber ich bin überrascht, dass es dich überhaupt kümmert. Ich wusste nicht, dass du mit einer« – er sprach den Namen voller Abscheu aus – »Miss Jane Jackson bekannt bist.«
    »Jackson?«
    »Ich weiß. Ich konnte es auch nicht fassen. Eine Amerikanerin zu heiraten, deren Vater ein gewöhnlicher Geschäftsmann ist!« Er schnaubte. »Obwohl Mr Jackson höchst erfolgreich sein soll. Marcus brauchte nur die pferdegesichtige Tochter zu heiraten, schon wird er Partner ihres Vaters.« Sterling schnippte mit den Fingern. »Und wenn der alte Mann stirbt, wartet ein großes Erbe auf ihn.« Er schüttelte den Kopf. »Dieser Idiot hat gegen meinen ausdrücklichen Wunsch gehandelt und alle meine Pläne durchkreuzt.«
    Margaret blinzelte, um die schrecklichen Bilder von ihrer geliebten Caroline zu vertreiben, die für alle Zeit an Sterlings milchgesichtigen Neffen gekettet war. Sie konnte kaum glauben, dass Marcus sich tatsächlich vom Einfluss seines Onkels frei gemacht und so etwas wie Mumm entwickelt hatte, während sie fortgewesen war. »Ich hätte gedacht, du würdest dich darüber freuen. Du wolltest doch, dass er eine reiche Frau heiratet, und das hat er getan.« Und Gott sei Dank war diese reiche Frau nicht sie selbst.
    Sterling verzog das Gesicht. »Sicher, er wird reich sein. Aber in Amerika, nicht hier.«
    Ah … wo Sterling ihm nicht in die Taschen greifen konnte. Sie hob das Kinn. »Nun, auf jeden Fall schön für ihn. Und Caroline?«
    »Zurückgegangen in ihre geliebte Schule, nehme ich an.«
    Welch eine Erleichterung!
    Benton stand schwankend auf. Seine Krawatte hing schief. Sein Gesicht war längst nicht mehr attraktiv zu nennen, sondern fleckig und schlaff. »Aber du, Margaret, du bist doch ein gutes Mädchen. Du wirst deine Pflicht gegenüber deiner Familie erfüllen. Du willst doch nicht, dass wir alle verhungern, oder? Ich bin sicher, wir finden eine für alle akzeptable Lösung. Mit deinem Geld und meinen klugen Investitionen werden wir sehr gut miteinander auskommen.«
    Margaret wich seinem stinkenden Atem aus und straffte entschlos sen die Schultern. »Ich werde meine Mutter unterstützen und für meine Schwester und meinen Bruder sorgen. Aber du, Sterling, bekommst keinen Farthing. Ich habe gehört, wie du Marcus aufgetragen hast, was er mit mir machen soll.« Sie schüttelte den Kopf und zwang sich zu einem höflichen Ton. »Wenn ich du wäre, würde ich mich einschränken und lernen, mit meinem Geld auszukommen. Und wenn du das nicht willst oder zu stolz dazu bist, kannst du von mir aus verhungern. Ich habe jedenfalls Wichtigeres mit meinem Erbe zu tun.«
    Margaret ging zurück auf ihr Zimmer, um dort auf die Rückkehr ihrer Mutter zu warten. Ihre Erleichterung darüber, dass Caroline Marcus Benton entkommen war, wurde getrübt durch den quälenden Gedanken, dass sie Fairbourne Hall umsonst verlassen hatte. Und noch dazu, ohne fristgerecht zu kündigen. Sie verdrehte die Au­gen – anscheinend dachte sie immer noch wie ein verantwortungsbewusstes Hausmädchen.
    Schlimmer noch, in ihrem Bedürfnis, ihre Schwester zu retten – völlig unnötigerweise, wie sich he­rausgestellt hatte –, hatte sie zum zweiten Mal den Heiratsantrag von Nathaniel Upchurch abgelehnt. Den Antrag des Mannes, den sie lieb­te. Ob er ihr jemals vergeben würde? Sie fürchtete, ihn diesmal zu sehr gekränkt zu haben; er würde sie bestimmt kein
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