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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero
Autoren: Andy NcNab
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auf, schaffte es aber hinüber. Auf der anderen Seite setzte er sich hin und analysierte wieder seine Lage. Die Stadt schien auf der falschen Seite zu liegen. Doch egal, es war auf alle Fälle richtig, weiter nach Westen zu gehen.
    Chris war nahezu am Ende. Er schleppte sich
    schwankend vorwärts, war so ausgetrocknet, daß er bald umkippen würde. Er hatte keinen Speichel mehr im Mund, und die Zunge klebte ihm an der Innenseite der Wange. Während er ging, hörte er plötzlich in seinem Kopf ein lautes Knistern wie bei einer elektrostatischen Aufladung. Er sah ein weißes Blitzen und verlor dann wohl die Besinnung. Als er wieder zu sich kam, lag er auf der Erde. Er stand wieder auf und versuchte
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    weiterzugehen. Das gleiche geschah. Diesmal lag er mit dem Gesicht in einer Blutlache, als er zu sich kam. Er war mit dem Gesicht auf einen Stein aufgeschlagen und hatte sich die Nase gebrochen. Er wankte in ein nahe gelegenes Wadi und schlief ein.
    Als er im Morgengrauen erwachte, hörte er, wie Stan ihm zurief, er solle rauskommen, wir wären alle ganz in der Nähe. Er stand auf und humpelte in die Richtung, aus der Stans Stimme gekommen war. Er war überglücklich, daß der Stoßtrupp wieder zusammenkam. Als er das Wadi verließ, begriff er, daß er Halluzinationen hatte.
    Wenn sein Körper nicht bald mit Wasser versorgt wurde, würde er sterben.
    Nicht weit entfernt stand ein kleines Haus, vermutlich die Hütte eines Bauern. Chris beschloß, daß er, auch wenn er noch im Irak war, dorthin gehen mußte, um Wasser zu bekommen – falls nötig mit Gewalt.
    Eine Frau bereitete an einem Feuer das Essen zu.
    Kinder spielten um sie herum, und in der Ferne konnte er einen Mann mit einer Herde sehen. Als Chris schlurfend auf das Feuer zuging, kam ein junger Mann um die 20
    aus dem Haus und begrüßte ihn. Er war freundlich, schüttelte Chris die Hand und lächelte.
    »Wo bin ich hier?« sagte Chris.
    Der Junge verstand nicht. Er blickte Chris fragend an und zeigte dann hinter ihn. »Irak! Irak!« strahlte er.
    Chris kapierte. Er schüttelte dem Jungen immer wieder die Hand und sagte: »Scheiße, ich danke dir.«
    Man bat ihn ins Haus und gab ihm eine große Schüssel Wasser. Nachdem er sie in einem Zug in sich
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    hineingeschüttet hatte, bat er sogleich um mehr. In der Ecke des Raumes fütterte eine alte Oma mit tätowiertem Gesicht ein Kind. Sie grinste Chris mit ihrem zahnlosen Mund an. Im selben Raum waren auch die
    zusammengerollten Schlafmatten für die ganze Familie und das Stroh für die Tiere verstaut. Chris setzte sich an den Ofen und wärmte sich. Die Kinder, die draußen gespielt hatten, kamen herein und zeigten ihm Bilder, die sie auf Stückchen Papier gemalt hatten. Jedes Bild zeigte einen Himmel voller Flugzeuge und brennende Panzer.
    Die Frau kam mit einem heißen Fladenbrot, das sie frisch gebacken hatte, und gab es Chris. Er war gerührt.
    Das Brot war offenbar als Mahlzeit für die Familie gedacht gewesen. Er nahm einen großen Bissen und fühlte sich augenblicklich satt. Sein Magen war anscheinend geschrumpft. Der Junge brachte ihm heißen süßen Tee; es war, so fand Chris, der beste Tee, den er je getrunken hatte.
    Chris versuchte, ihm klarzumachen, daß er unbedingt einen Polizisten finden mußte. Der Junge schien zu verstehen und sagte, er würde ihn zu einem bringen.
    Chris zog seine Uniformjacke aus, nahm sein Tarnnetz ab und legte seine 203er aus der Hand, damit er nicht so bedrohlich aussah, falls ihnen jemand begegnete. Er wickelte die Sachen in seine Jacke und steckte alles in einen Plastikbeutel für Düngemittel, den der Junge ihm gab. Sie winkten zum Abschied und machten sich auf den Weg, der Junge trug den Sack, und Chris humpelte auf seinen kaputten Füßen. Die Kinder begleiteten sie, bis die Hütte fast außer Sicht war.
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    Nachdem sie etwa eine Stunde gegangen waren, hielt ein Kleintransporter am Straßenrand an, und der Fahrer bot ihnen an, sie in die Stadt mitzunehmen. Sie stiegen hinten ein, und der Fahrer und der Junge tauschten ein paar Nettigkeiten aus, sprachen aber ansonsten fast die ganze Fahrt über kein Wort. Von Zeit zu Zeit ertappte Chris den Fahrer, wie er ihn im Rückspiegel anstarrte.
    Kurz nachdem sie in die Stadt gekommen waren, hielt der Wagen vor einem Haus, und der Fahrer rief
    jemandem drinnen etwas zu. Ein Araber Ende 30 kam heraus, von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet. Die beiden palaverten eine Weile, und schließlich sagte der Fahrer zu Chris’ Freund,
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