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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero
Autoren: Andy NcNab
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ich es, zu allem etwas Abstand zu finden.
    Zwei Wochen später ging ich wieder zur Arbeit. Mark war in einer Reha-Einheit, wo er, wenn auch mit
    Unterbrechungen, sechs Monate lang behandelt wurde, bevor er seinen Dienst im Bataillon wiederaufnehmen konnte. Chris ging als Ausbilder für Rekruten zur
    Trainingseinheit. Dinger war bereits zu einem einjährigen Auslandseinsatz abkommandiert. Auch Stan war nach
    zwei Monaten schon wieder irgendwo draußen, und
    sobald die Sanitäter meine Hände und Zähne in Ordnung gebracht hatten, war auch ich wieder unterwegs.
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EPILOG
    Seit meiner Rückkehr haben wir horrende
    Heizungsrechnungen. Wärme ist etwas Wunderbares.
    Wenn es regnet und ich zu Hause bin, mache ich mir eine ordentliche Tasse Tee, setze mich ans Fenster und denke an all die armen Teufel, die irgendwo auf einem Berg festsitzen.
    Mein Streßtest hat ergeben, daß ich durch die
    Geschehnisse keinen psychischen Schaden
    davongetragen habe. Ich habe keine Alpträume. Wir sind große Jungs, und wir kennen die Regeln, nach denen wir spielen. Es war nicht das erste Mal, daß wir dem Tod ins Auge geblickt haben. Du akzeptierst es einfach. Du willst natürlich nicht, daß es passiert, aber manchmal passiert es eben – Berufsrisiko.
    Es ist merkwürdig, aber in gewisser Weise bin ich
    froh, daß ich im Irak gewesen bin. Ich möchte es nicht noch einmal erleben, aber ich bin froh, die Erfahrung gemacht zu haben.
    Einige Dinge jedoch werden mich wohl mein ganzes
    Leben begleiten.
    Das Klirren von Schlüsseln.
    Das Krachen eines Riegels.
    Das Klappern von Wellblech.
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    Haß auf alle Zoos.
    Der Geruch von Schweinefleisch.
    Ich bin damals zur Armee gegangen, weil ich Ärger
    mit der Polizei hatte, aber ich hatte nie die Absicht, die ganzen 22 Jahre zu bleiben. Ich habe großes Glück
    gehabt. Doch jetzt ist es an der Zeit, etwas anderes zu machen. Ich bin jetzt 33 und seit fast 17 Jahren in der Armee, weil ich immer alle Hände voll zu tun hatte, Soldat zu spielen. Nun möchte ich die Sachen machen, die ich schon immer machen wollte.
    Unser Lieblingsspruch während der Gefangenschaft
    war: »Naja, wenigstens können sie uns nicht
    schwängern«, und ich habe gelernt, daß nichts so
    schlimm ist, wie es zuerst scheint. Dinge, die mich früher genervt haben, nerven mich heute nicht mehr so sehr –
    das Auto, das nicht anspringt, Rotweinflecke auf unserem hellen Teppich, die Waschmaschine, die ausläuft,
    verlorene Wertsachen. Ich kenne meine Grenzen heute besser und bin optimistischer und selbstbewußter
    geworden. Für mich ist nichts mehr selbstverständlich.
    Ich weiß einfache, alltägliche Dinge viel besser zu schätzen; statt mit dem Wagen in die Stadt zu fahren, gehe ich heute lieber zu Fuß durch den Park.
    Früher stand für mich die Truppe an erster Stelle, die Arbeit kam immer zuerst. Heute bin ich dabei, wenn an Katies Schule ein Sportfest stattfindet, und feuere meine Tochter an.
    Während meiner Zeit in Bagdad und auch nach meiner Rückkehr habe ich immer wieder darüber nachgedacht, ob ich die richtigen Entscheidungen getroffen habe. Ich 552
    kam zu dem Schluß, daß einige gut waren, einige
    schlecht und einige irgendwo dazwischen. Aber letzten Endes mußten sie einfach getroffen werden. Du stehst vor einem Problem, du wägst ab, und du entscheidest dich. Tust du das nicht, bist du tot. Hätte ich zur Grenze gehen sollen, statt mich zu verstecken? Die Antwort darauf lautet eindeutig ja. Hätte ich den Irakern zeigen sollen, daß ich aufgab, als ich es tat? Wieder ein klares Ja
    – ich weiß, es war richtig. In taktischer und moralischer Hinsicht.
    Was die Frage betrifft, ob der Krieg richtig oder falsch war – nun, damit habe ich mich nie befaßt. Ich war Soldat, und dafür wurde ich bezahlt.
    Und was die Leute betrifft, die mich verhört haben: Wenn ich einem von ihnen morgen auf der Straße
    begegnen würde und wüßte, ich würde ungestraft
    davonkommen, ich würde ihn umbringen.
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Karten
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GLOSSAR
    203 – 203er – Automatisches Gewehr vom Typ M16 mit 40-mm-Gewehrgranatgerät M203
    2i/c – »Nummer 2«, Stellvertretender kommandierender Offizier
    66 – 66er – Panzerabwehrrohr LAW72
    AAA – Anti-Aircraft Artillery – Luftabwehr, Flak APC – Armoured Personnel Carrier – Gepanzerter Mannschaftswagen, Schützenpanzer
    AWACS – Airborne Warning and Control System –
    Luftgestütztes Führungs- und Frühwarnsystem
    Bergen – Rucksack der
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