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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero
Autoren: Andy NcNab
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vor ihnen unter.
    Chris war mittlerweile so durcheinander, daß er sich nicht erinnern konnte, ob die Sonne im Westen oder im Osten untergeht. Er dachte an seine Kindheit in Tyneside, und daß er immer zugesehen hatte, wie die Sonne morgens über der Küste aufging. Wenn sie im Osten auftauchte, so schloß er, dann fuhren sie Richtung Westen.
    Er wußte, daß er richtig lag, als er Schilder mit der Aufschrift DAMASKUS sah. Es war dunkel, als sie die Randbezirke der Stadt erreichten. Die Schlägertypen drückten ihre Zigaretten aus und richteten sich die Krawatte. Sie hielten hinter einem anderen Wagen. Ein Mann stieg aus, kam herüber und setzte sich auf den 538
    Beifahrersitz von Chris’ Wagen. Er war im mittleren Alter, schick gekleidet und sprach ausgezeichnet Englisch.
    »Bist du okay?« fragte er.
    »Ja, danke, mir geht’s gut.«
    »Schön. Keine Sorge, es wird nicht lange dauern.«
    Chris konnte sehen, daß die anderen beiden Burschen im Wagen einen Heidenschiß vor dem Kerl hatten. Als sie vor einem Gebäudekomplex anhielten, sprangen beide Männer raus und öffneten dem Mann die Tür. Chris versuchte auszusteigen und fiel auf die Knie. Seine Füße spielten nicht mehr mit. Der Mann schnippte mit den Fingern, und Chris wurde in das Gebäude getragen.
    Man brachte ihn in ein großes Büro, wo er von einem Mann in Marinejacke, gestreiftem Hemd und Krawatte begrüßt wurde.
    Der Mann gab ihm die Hand und sagte etwas.
    »Willkommen«, übersetzte ein Dolmetscher.
    Das Büro war mit allen Schikanen ausgestattet: Teakmöbel von Harrods, vergoldete AK47 an der Wand und so weiter. Chris vermutete, daß sie im Hauptquartier der Geheimpolizei waren.
    Der Oberboß ließ den Dolmetscher fragen, ob Chris ein Bad nehmen wolle. Chris nickte und wurde durch eine Tür in ein Schlafzimmer geführt, mit Badezimmer und angrenzendem Fitneßraum. Der Mann tat eine neue Klinge in seinen Rasierer, packte Seife und Shampoo aus und stellte alles beim Hinausgehen auf die Badewanne.
    Chris fing gerade an, sich auszuziehen, als ein junger Mann mit einem Maßband hereinkam. Er legte es Chris 539
    um die Brust und nahm die üblichen Maße. Chris hoffte, sie wollten ihm einen Maßanzug besorgen und nicht einen Sarg.
    Das Badewasser war sofort schwarz, als er in die Wanne stieg, also ließ er neues einlaufen. Ein anderer Junge erschien. Er brachte eine Tasse Kaffee, der vorzüglich schmeckte. Chris fühlte sich allmählich sicherer. Wenn sie ihn umbringen wollten, würden sie wohl keinen guten Kaffee für ihn verschwenden.
    Der Dolmetscher kam wieder und stellte ihm Fragen.
    Chris erzählte ihm die Tarnstory. Der Araber blickte skeptisch, enthielt sich aber jeden Kommentars. Chris stieg aus der Wanne und betrachtete sich im Spiegel. Er war unglaublich dünn geworden. Seine Oberarme waren so dünn wie seine Handgelenke. Jemand anders kam mit frischen Sachen für ihn herein. Es war ein phantastisches Gefühl, als er sich frische Unterwäsche anzog, dann ein weißes Hemd und Krawatte, Socken, Schuhe und – die Krönung des Ganzen – einen nagelneuen
    Nadelstreifenanzug, den sie in der letzten halben Stunde zusammengeschneidert haben mußten, als er im Bad war
    – mitten in der Nacht. Die Hose war etwas zu weit um die Hüfte, und der Chef stauchte den Burschen mit dem Maßband dafür gehörig zusammen. Der Junge gab Chris zu verstehen, er solle sie wieder ausziehen, und verschwand damit.
    Ein Arzt wurde hereingebracht. Er behandelte Chris’
    Füße und verband sie. Als er fertig war, kam der Junge mit der Hose. Diesmal saß sie wie angegossen.
    Der Chef fragte Chris, ob er vielleicht eine Kleinigkeit 540
    essen wollte, und führte ihn in sein Eßzimmer. Der Tisch bog sich unter der Last von Steaks, Kebab, Gemüse, Obst, frischgebackenem Brot. Chris schüttete einen Liter Wasser in sich hinein und machte sich dann über ein Steak her. Er schaffte nur ein paar Bissen.
    Der Chef war inzwischen richtig begeistert und bot Chris an, mit ihm einen Zug durch die Nachtlokale zu machen.
    »Tut mir leid«, sagte Chris, »aber ich glaube, es ist besser, wenn ich so schnell wie möglich zur britischen Botschaft komme.«
    Der Chef sah richtig enttäuscht aus, als er die Botschaft anrief und dafür sorgte, daß jemand Chris abholen kam. Er hatte sich wohl schon auf eine Sause auf Staatskosten gefreut.
    Als der Fahrer von der britischen Botschaft eintraf, verbeugte auch er sich vor dem Chef. Dann nahm er Chris’ schmutzige Sachen und trug sie zum Wagen,
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