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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen
Autoren: Brad Meltzer
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einen Monat. Vielleicht sogar länger. Aber irgendwann brauchte Beecher Hilfe. Er brauchte Hilfe, weil er Antworten benötigte. Vor allem würde er herausfinden wollen, wie er Clementine finden könnte. Und das war das Einzige, woran auch Nico interessiert war. Jedenfalls wenn er mit seiner Vermutung richtig lag, was da in ihr steckte.
    Er ging durch die Schwingtüren zu seinem Zimmer, während er darüber nachdachte, wie seine Tochter ihn getäuscht hatte.
    Schon bald würden er und Beecher, George Washington und Benedict Arnold, wieder zusammenarbeiten.
    Wie das Universum es vorherbestimmt hatte.
     

117. Kapitel
    Das Weiße Haus
    Privatwohnung Zweiter Stock
     
    »Ist er oben?«, fragte Minnie einen Assistenten, der mit einem Stapel unterschriebener persönlicher Briefe des Präsidenten sowie einigen anderen signierten Geschenken für Autogrammjäger, zum Beispiel einem rot-weiß-blauen Golfball, an ihr vorbeihastete.
    »Im Solarium«, erwiderte der Assistent und zeigte hinauf. Minnie ging sofort zur Treppe.
    Sie liebte das Solarium, das über dem Truman-Balkon im obersten Geschoss des Weißen Hauses lag. Von dort hatte man den besten Blick auf die Mall und das Washington Memorial.
    Minnie liebte das Solarium jedoch nicht wegen des Ausblicks oder weil es der einzige zwanglose Raum in der ganzen Wohnung war. Sie liebte es, weil es sie an zu Hause erinnerte. Buchstäblich.
    Der schmale Gang zum Solarium war erstaunlich schmal und steil. An den Wänden auf beiden Seiten hingen Familienfotos aus der Zeit, als sie und der Präsident noch Kinder waren. Selbst mit der Hilfe ihres pinkfarbenen Flamingogehstocks fiel es Minnie schwer, hier entlangzugehen. Trotzdem sah sie sich die Fotos immer wieder an. Auf einem lächeln der zehnjährige Orson und sie mit schokoladebeschmierten Zähnen in die Kamera, auf einem anderen hält Orson stolz seine erste Crosscountry-Trophäe hoch und dann da, das Foto direkt nach ihrer Geburt. Ihre Mutter legt das kleine Baby zum ersten Mal dem Bruder in die Arme. Ihr Gesicht war damals von Ekzemen übersät. Aber der kleine Orson lächelt sie an. Er ist so stolz, ihr Bruder zu sein. Wallace hat persönlich dafür gesorgt, dass dieses Foto hier aufgehängt wurde.
    »Wage es nicht!«, rief Minnie, als sie den einfach möblierten Raum betrat, und stampfte mit ihrem Gehstock auf den Boden. Sie hatte das Problem auf den ersten Blick erkannt.
    Der Präsident stand mit Rücken zu ihr vor dem großen Fenster. Er starrte auf das hell erleuchtete Washington-Denkmal.
    »Mach das nicht!«, warnte sie ihn noch einmal, denn sie kannte ihn nur zu gut.
    »Wusstest du, dass Nancy Reagan in diesem Raum von dem Attentat auf ihren Mann erfahren hat?«, erwiderte ihr Bruder.
    »Ja. Und ich erinnere mich auch noch, dass du mir bei deinem letzten Anfall von Wut und Trübsinn erzählst hast, Nixon hätte in diesem Raum seiner Familie seine Absicht eröffnet, zurückzutreten. Schon klar. Immer wenn du auf dieses Denkmal starrst oder über andere Präsidenten redest, hast du eine Scheißlaune. Also spuck’s schon aus: Was sitzt dir diesmal quer?«
    Er spielte mit dem Gedanken, seiner Schwester von Palmiottis Tod zu erzählen. Schon bald würden die Nachrichten darüber herfallen. Natürlich würden sie auch genüsslich ausbreiten, wie der Doktor von der kriminellen Clementine erpresst und in die Höhlen des Copper Mountain gelockt worden war. Nur wusste Wallace, dass seine Schwester nach der Wohltätigkeitsveranstaltung heute Morgen noch auf allen Wolken schwebte.
    »Eigentlich habe ich gerade an dich gedacht«, antwortete Wallace, ohne sich umzudrehen, während Minnie auf ihren Stock gestützt zu ihm humpelte. »Es war wirklich schön heute Morgen.«
    »Ja, das war’s, stimmt’s?« Minnie lächelte, soweit es ihr der Schlaganfall erlaubte. »Nochmals vielen Dank, dass du gekommen bist und die Rede gehalten hast. Es hat die ganze Veranstaltung …« Sie hielt inne, während sie nach einem passenden Wort suchte. Aber ihr Bruder hatte sie alle schon so oft gehört.
    »Es hat sich gut angefühlt, dich dazuhaben«, meinte sie schließlich.
    Der Präsident nickte, während er nach wie vor auf die verschneite Mall hinausstarrte. Minnie tippte spielerisch mit dem Flamingogriff gegen sein Bein. »Rück ein Stück«, meinte sie und gab ihm einen schwesterlichen Stoß. Dann standen die Geschwister Schulter an Schulter vor dem beeindruckenden Ausblick.
    »Es hat Spaß gemacht. Mir auch, meine ich«, gab der Präsident
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