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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen
Autoren: Brad Meltzer
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jener Nacht gefunden haben. Er sagte, dass Palmiotti sie aus dem Auto gezogen hätte. Aber … wenn Wallace derjenige war, der sie zuerst gefunden hat …
    Sie haben keine Ahnung, was in jener Nacht passiert ist.
    Mich fröstelt. Ich spiele es noch einmal durch. Wallace war zuerst da. Er war der Erste, der sie bewusstlos in dem Auto gesehen hat. Wenn es aber Palmiotti war, der sie schließlich herausgezogen hat. Trotzdem kann beides wahr sein. Es sei denn …
    Es sei denn, Wallace kommt zuerst an, sieht die bewusstlose Minnie und hält es für das Beste …
    … nichts zu unternehmen.
    Sie haben nicht die geringste Ahnung, was in jener Nacht passiert ist.
    »Sie sahen sie dort liegen. Sie haben sie nicht aus dem Auto gezogen, oder?«, platze ich heraus.
    Der Präsident antwortet nicht.
    Der bittere Geschmack von Galle steigt in mir hoch, als ich auf den silbernen Rahmen des Familienfotos starre.
    Eine Familie mit zwei Kindern.
    Nicht drei.
    »Sie haben sie in diesem Auto liegen lassen. Sie wollten Ihre Schwester sterben lassen«, sage ich.
    »Jeder weiß, dass ich meine Schwester liebe.«
    »Aber in diesem Augenblick, nach all den Kopfschmerzen, die sie Ihnen bereitet hat … Wäre Palmiotti nicht gekommen, hätten Sie gewartet, bis sie erstickt wäre.«
    Wallace spitzt die Unterlippe und schnaubt durch die Nase. Aber er antwortet nicht. Er wird nie antworten. Ebenso wenig wie er sagen wird, was sie der Schwarzen Acht angetan haben. Oder zugeben würde, dass sie ihn all diese Jahre versteckt haben. Er wird gar nichts sagen.
    Ich habe mich geirrt.
    Ich habe die ganze Zeit geglaubt, dass ich gegen Menschen kämpfe.
    Dabei kämpfe ich gegen Monster.
    »Deswegen waren Sie sich so sicher, dass Sie Palmiotti alles anvertrauen konnten, selbst die Sache mit den Klempnern. Er war in Ihrem miesesten Moment dabei. Und es ist wirklich pervers, dass er zu Ihnen gehalten hat, obwohl ihm völlig klar war, dass Sie Ihre Schwester hätten sterben lassen«, erkläre ich. »Sie gehören zusammen. Sie haben einen Teufelspakt geschlossen und sich gegenseitig Ihre Seelen abgekauft.«
    Auf dem kleinen Bildschirm mit den Aufenthaltsorten der Präsidentenfamilie flammt plötzlich eine digitale Anzeige auf. Minnies Status hat sich geändert:
    Von MINNIE: Unterwegs
    zu
    MINNIE: Zweiter Stock Privatwohnung
    Sie ist jetzt oben.
    »Eigener Herd ist Goldes wert«, sagt Wallace, der seine Stimme kein einziges Mal erhoben hat. Er sieht mich an und löst endlich die Hände. »Also gut. Haben wir alles besprochen?«
    »Keineswegs.«
    »O doch, wir sind fertig miteinander.«
    »Ich kann Beweise finden.«
    »Das können Sie versuchen. Aber wir sind miteinander fertig, Beecher. Und wissen Sie auch, warum? Denken Sie an all diese Verschwörungstheorien, denken Sie an die besten, die dort draußen kursieren, an die, für die es wenigstens einen Hauch von Beweisen gibt … wie bei John F. Kennedy, zum Beispiel. Wissen Sie, an welche Theorie die meisten Menschen nach über fünfzig Jahren glauben? Nach all den Geschichten über Jack Ruby und Lee Harvey Oswald, nach all den Zeugen, die sich gemeldet haben, den Büchern und Spekulationen, nach Oliver Stone und den jährlichen Versammlungen, die bis auf den heutigen Tag stattfinden? Sie glauben dem Warren-Ausschuss«, erklärt er nüchtern. »Dem Ausschuss, der von der amerikanischen Regierung eingesetzt wurde, glaubt die Öffentlichkeit. Erst machen sie einen bösen Buben aus uns und sagen, dass sie uns hassen. Aber am Ende möchten die Menschen uns vertrauen. Weil wir ihre Regierung sind. Und die Menschen vertrauen ihrer Regierung.«
    »Ich wette, dass Sie diesen Monolog einstudiert haben.«
    »Vergessen Sie nicht, wo Sie hier sind: Das hier ist ein Preiskampf, Beecher. Und wenn Sie lange in einem Preiskampf boxen, und darauf gebe ich Ihnen mein Wort, und immer wieder so hart zuschlagen, dann schlagen Sie sich nur selbst k. o.«
    »Eigentlich ist der K. o. längst passiert.«
    »Wie bitte?«
    »Auch Sie sollten bedenken, wo Sie sich befinden, Mr. President. Schauen Sie sich um. Am Ende der Woche wird dieses Büro leer sein. Das Foto da in dem silbernen Rahmen wird vermutlich in Palmiottis Sarg verschwinden, nehme ich an. Ihr Doktor ist weg, Sir. Ebenso wie Ihr Friseur. Ihre Klempner sind am Ende. Auf Nimmerwiedersehen. Zwei Ihrer loyalsten Männer sind ermordet worden. Mehr haben Sie nicht erreicht. Tun Sie ruhig so, als wäre alles genau so gelaufen, wie Sie wollten. Aber ich gehe in aller Ruhe nach Hause.
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